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26.08.2011
Wohnpark St. Franziskus, Ehingen

„Ich freue mich darauf, hier zu leben“

Professor Martin Lüdtke war der erste, der in den neuen Wohnpark St. Franziskus in Ehingen eingezogen ist. Der 98-Jährige wünscht sich auf der einen Seite die Sicherheit des Wohnparks, auf der anderen Seite möchte er seinen Lebensabend in Gemeinschaft verbringen.

So wohlüberlegt wie Martin Lüdtke seine Worte wählt, so wohlüberlegt war auch der Schritt, aus dem eigenen Haus in den Wohnpark St. Franziskus zu ziehen: „Ich bin jetzt in einem hohen Alter, in dem ich Fürsorge brauche.“ Nach dem Tor seiner Lebensgefährtin hat der heute 98-Jährige noch mehr als drei Jahre alleine gelebt. Das Gehen fällt ihm jetzt aber zunehmend schwerer, er nutzt einen Gehwagen oder einen Rollstuhl. So fiel im Juli die Entscheidung, seinem ereignisreichen Leben eine weitere Wendung zu geben und in den Wohnpark zu ziehen.

Martin Lüdtke ist Jahrgang 1913. Er hat beide Weltkriege erlebt, den ersten als Kind, den zweiten als Offizier und Kapitän einer Flugzeugstaffel. Die Machtübernahme der Nazis hat seine Lebensplanung bereits beeinflusst – sein Studium an der Kunstgewerbeschule Stettin bei Professor Gregor Rosenbauer musste er abbrechen, weil der Professor, sein Förderer, aus politischen Gründen seine Stelle verlor.

Martin Lüdtke hatte vor dem Studium eine Schreinerausbildung absolviert und nach dem Krieg in diesem Handwerk auch die Meisterprüfung abgelegt. Zum Fliegen kam er in den 30er Jahren durch die Leidenschaft fürs Segelfliegen – zunächst war er in der zivilen Luftfahrt tätig.

Nach dem Krieg begann dann seine Karriere in der Lehre, die ihn über Bremen und dann in leitender Funktion als Dozent für Kunstpädagogik und Design nach Trier, Kaiserslautern und Mainz führte. In Rheinland-Pfalz war er maßgeblich an der Umwandlung von Fachschulen in Fachhochschulen beteiligt. „Meine Lebensleistung“, wie er heute sagt – der damalige Ministerpräsident Helmut Kohl ernannte ihn zum Professor.

Im Jahr 1978 zog er nach Ehingen, der Kunst ist er auch hier treu geblieben. Unter anderem stellte er in der Volkshochschule seine Kunstwerke aus – von den Anfängen des Computers bis ins hohe Alter hat er sich zum Beispiel mit Bildgestaltung am PC.

Einige seiner Kunstwerke hat er in den Wohnpark mitgebracht: Eines ziert die Wand seines Zimmers. Ob es ihm schwer gefallen ist, sein Zuhause zu verlassen? „Oh nein“, antwortet Martin Lüdtke, „ganz im Gegenteil: Mir war es wichtig, in Ehingen bleiben zu können und den Wohnpark St. Franziskus kenne ich schon einige Jahre. Sr. Sara, die inzwischen verstorbene frühere Leiterin des Wohnparks, habe ich sehr geschätzt.“ Und er fügt auch noch hinzu: „Zuletzt war ich zuhause zu allein – das wird hier im Wohnpark St. Franziskus sicher anders werden.“

Martin Lüdtke ist in eine der vier Wohngemeinschaften gezogen, in die die 56 Plätze des Wohnparks aufgeteilt sind. 14 Nachbarn hat er – in einer überschaubaren Einheit. Eine Präsenzkraft hat jetzt schon für alle Anliegen ein offenes Ohr, vom Wohnpark-Team bekommt er die Unterstützung, die er braucht.

Der Professor ist zufrieden mit seiner Entscheidung: „Ich freue mich sehr darauf, hier zu leben.“

 

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