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13.06.2017
Rosa-Bauer-Haus, Biberach

Wolfgang Petry trällert für Willi

BIBERACH - Menschen mit Behinderungen nutzen im Biberacher Rosa-Bauer-Haus auf vielfältige Weise ein barrierefreies Informationssystem. Jetzt ist es angepasst worden auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrenden.

Bildunterschrift: Heilerziehungspfleger Volker Hess und Willi Tageten am jetzt auch höhenverstellbaren Cabito im Rosa-Bauer-Haus. Foto: Andrea Reck/St Elisabeth-Stiftung

Vor der Eingangstür der Tagesförderstätte im Foyer des Rosa-Bauer-Hauses in Biberach schaut Willi Tangeten (33) fasziniert auf den Bildschirm des Cabito (gesprochen Ce-abito). Über das mit Hilfe einer Spende der Aktion Mensch angeschaffte Gerät können sich Bewohnerinnen und Bewohner sowie externe Menschen mit Behinderungen selbständig Informationen zu zahlreichen Themen aufrufen.

Der junge Mann ist Rollstuhlfahrer, er hat zunächst mittels Auf-Ab Taste den Bildschirm bequem in Augenhöhe positioniert. Mit dem Cabito könnte er Geburtstage abfragen, Bilder des letzten Ausflugs anschauen oder den Speiseplan der Woche aufrufen. Auch eingestellte Videoaufnahmen ließen sich an beliebiger Stelle anhalten, Fotos vergrößern: Das Informationssystem bietet viele Möglichkeiten. „Die Unterschiede der Fähigkeiten unserer Bewohner sind immens“, erklärt Heilerziehungspfleger Volker Hess bei der Vorführung, „entsprechend unterschiedlich nutzen die Bewohner und Bewohnerinnen unser neues Gerät“. Er und sein Kollege Norbert Jakob schätzen Cabito vor allem auch, weil es die Selbständigkeit fördere.

Willi Tangeten hat mit etwas Hilfe sein Ziel schon bald erreicht. Ein jugendlich aussehender Wolfgang Petry trällert aus seinem Album „Die Wilden Jahre“ den Titel „Sommer in der Stadt“. Der Cabito-Nutzer strahlt und singt ganz textsicher den Refrain mit, ehe er ein anderes Lied aufruft. Schon nach kurzer Zeit kommt Kollege Tobias Schuck (29) und schaut ihm zu. Bereitwillig überlässt Willi Tangeten dem Kollegen das Gerät. Der hat offensichtlich große Freude daran, die Auf-Ab-Taste zu bedienen und sieht sich schließlich, wohl ein wenig nach dem Zufallsprinzip, Zeichentrick-Bilder an. Er kommt, wie die Betreuenden berichten, immer wieder gerne her und nutzt eine Zeit lang das bedienerfreundliche, durch Berührung des Bildschirms intuitiv zu steuernde Gerät.

Vor allem einfache Computerspiele, wie ein spezielles Memory, sind bei manchen Nutzern sehr beliebt. Die Informationen des neuen Systems, das sich auch schon in Seniorenheimen bewährt hat, können durch Text, Bild und leichter Sprache ausgegeben werden.

Vor dem Cabito-Bildschirm überbrücken gerne auch die externen Beschäftigten die Wartezeit, bis der Bus sie von der Arbeit abholt. Im Rosa-Bauer-Haus, benannt nach einer früheren Generaloberin der Franziskanerinnen von Reute, werden Erwachsene mit geistigen und mehrfachen Behinderungen in der Tagesförderstätte oder in den Werkstätten betreut.

 

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