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17.07.2017
Wohnen Bereich Laupheim Ehingen

Bundestagskandidaten beantworten viele Fragen

LAUPHEIM - Um kurze und verständliche Antworten ging es bei der Podiumsdiskussion „Politik in leichter Sprache“ in Laupheim ...

Über 200 Besucher lauschten (von links) Ralph Heidenreich von der Linken, Josef Rief MdB von der CDU, der Bundestagkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen Anja Reinalter sowie dem Sozialdemokraten Martin Gerster MdB. Ganz rechts Moderator Wolfgang Dürrenberger. Foto: St. Elisabeth-Stiftung

LAUPHEIM - Bundestagskandidaten aus dem Wahlkreis Biberach haben in Laupheim Politik auch für Menschen mit Behinderungen verständlich erklärt. Organisiert hat die Veranstaltung der Heggbacher Wohnverbund der St. Elisabeth-Stiftung.

 

„Klingelingeling“! Moderator Wolfgang Dürrenberger, Leiter der Begleitende Dienste im Heggbacher Wohnverbund, hält Martin Gerster seine Alarm-Klingel vor die Nase. Verwendete der SPD- Bundestagsabgeordnete doch eben das Wort „Skandal“ auf die Frage „Warum haben Menschen mit Behinderungen schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt?“. Gerster drückt sich verständlicher aus: „Ich finde es ganz schlimm, dass viele Firmen nicht bereit sind, Menschen mit Behinderungen mitarbeiten zu lassen“. Und um Verständlichkeit geht es schließlich bei der Podiumsdiskussion „Politik in leichter Sprache“, zu der die St. Elisabeth-Stiftung am 10. Juli in die Mensa der Friedrich-Uhlmann-Schule Laupheim eingeladen hat.

 

Wahlrecht für alle?

 

Für gute Stimmung sorgt zu Beginn die Musikgruppe African Drums und die Rasselbande. Die Band aus Menschen mit Behinderungen und Mitarbeitenden aus dem Ehinger Marianna-Bloching-Haus wird verstärkt von zwei Musikern aus Gambia. Über 200 Besucher, viele aus Einrichtungen der St. Elisabeth-Stiftung aber auch interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Laupheim, lauschen dem Sozialdemokraten Martin Gerster, MdB, dem ebenfalls im Deutschen Bundestag vertretenen Josef Rief von der CDU, der Bundestagkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen Anja Reinalter sowie Ralph Heidenreich von der Linken. FDP-Kandidat Tim Hundertmark sagte aus Termingründen ab. Wohngemeinschaften des Heggbacher Wohnverbunds hatten den Abend lange vorbereitet. Moderator Dürrenberger kann in der ersten Runde ihre schriftlich formulierten Fragen an die Diskutierenden stellen.

 

Keine Antwort darf länger als drei Minuten dauern. Tauchen Fremdwörter auf, ertönt die Klingel, etwa als Anja Reinalter bei ihrer Position zum Bundesteilhabegesetz das Wort „inklusiv“ verwendet. Ralph Heidenreich drückt sich gut schwäbisch aus: „Oine handt no koi Wahlrecht, des isch schlecht“. Moderator Dürrenberger setzt ebenfalls auf Schwäbisch und erklärt immer wieder schwierige Begriffe, wie etwa CO2 als „der Gestank, der bei Autos hinten rauskommt“. Anja Reinalter muss aus Termingründen nach der ersten Fragerunde den Stab an ihren Parteifreund Rudolf Haug abgeben, der „dieses gefährliche Gas“ verringern will, indem beispielsweise mehr Energie aus der Sonne gewonnen wird.

 

Aus dem Publikum kommen in der zweiten Runde viele Fragen. Etwa warum Menschen mit Behinderungen, die dauerhaft einen Betreuer haben, nicht wählen dürfen. Oder warum es in der ganzen Welt so viele Anschläge gibt. Auf die Frage, welche Möglichkeiten es für Menschen mit Fluchthintergrund gibt, antwortet Josef Rief: „Wir haben nicht für alle Wohnung und Arbeit. Deshalb haben wir ein Asylgesetz“. Hier schrillt die Klingel, der Politiker setzt nach: „Also ein Gesetz für Menschen, die verfolgt werden oder die aus einem Kriegsgebiet kommen“.

 

Der Arbeitsmarkt als Olympiade

 

Der nächste Fragesteller will wissen, warum bei uns der Sprit teurer ist als in den USA. Gerster erklärt: „Das hängt davon ab, wie hoch der Steueranteil ist. Wir wollen durch den Preis zum Sparen anregen“. Rudolf Haug ergänzt: „Und außerdem sollen die Autofahrer durch die Sprit-Steuer auch den Straßenbau mitbezahlen“. Eine junge Frau kommt erneut auf die Chancen von arbeitenden Menschen mit Behinderungen zu sprechen. Ralph Heidenreich bedauert: “Arbeitsmarkt ist wie eine Olympiade. Wer nicht hundertprozentig leistungsfähig ist, hat ein Problem“. Josef Rief erklärt, dass Firmen, die Menschen mit Behinderung einstellen, bis zu 75 Prozent Prozent Lohnkostenzuschuss vom Staat bekommen.

 

Nächste Runde. „Warum verdienen Fußballer viel mehr Geld als normale Menschen und wieso muss ich von meinem Lohn so viel Heimkosten bezahlen?“. Die Frage nach dem Kicker-Gehalt bleibt unbeantwortet, zum Thema Heimkosten gibt Gerster zu bedenken: „Sie bekommen ja auch eine besondere Betreuung im Heim und können Ihren Arbeitsplatz nicht verlieren“.

 

Die Kandidaten äußern sich zum Thema Tierversuche, Ehe für alle und Höhe der Renten. Nach zwei Stunden beenden African Drums und die Rasselbande temperamentvoll den informativen Abend. Bleibt zu hoffen, dass er auch für die Politiker lehrreich war und sie sich künftig so verständlich ausdrücken wie bei dieser Podiumsdiskussion.

 

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