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25.07.2017
Sinn-Welt im Jordanbad, Biberach

Von Drohnen-Treff und Bienen-Tanz

BIBERACH - Studierende der Fachakademie für Sozialpädagogik in Kempten haben die Sinn-Welt im Jordanbad besucht. Begeistert waren sie vom begehbaren Bienenstock.

Schwester Yvonne mit den Studierenden aus Kempten. Foto: Andrea Reck/St. Elisabeth-Stiftung

Praxisdozentin Barbara Neuhauser kommt seit Jahren mit angehenden Erzieherinnen und Erziehern nach Biberach ins Jordanbad, „um die Wahrnehmung zu schärfen“. Schwester Yvonne Baumann führt diesmal die Gruppe durch einen Teil der insgesamt einhundert Stationen der Sinn-Welt. Von Beginn an findet die Franziskanerin einen Draht zu den Gästen, ist sie doch selbst ausgebildete Erzieherin und arbeitet heute noch sehr gerne mit Kindern. Sie ermutigt die Studierenden, es Kindern gleichzutun und die Exponate zu greifen, um zu begreifen.

Doch zunächst liefert sie verblüffende Fakten: Eine Biene besucht für die Produktion von nur einem Gramm Honig unglaubliche 2.000 Blüten. Arbeiterinnen leben die ersten drei Wochen im Stock, erst dann fliegen sie aus und schon nach insgesamt sechs Wochen ist ihr Leben vorbei. Durch ihren Schwänzeltanz zeigen die in den Stock Zurückkehrenden, in welchem Garten oder an welchem Feld die mitgebrachten Pollen zu finden sind – bis zu drei Kilometer entfernt. Ein faszinierendes Navigationssystem.

Als einziges fortpflanzungsfähiges Weibchen im Volk legt eine Königin bei warmem Wetter bis 2000 Eier am Tag. Die Drohnen haben nur eine Aufgabe: die Begattung einer Jungkönigin. Die Drohnen treffen sich an Sammelplätzen hoch in der Luft.

Doch Schwester Yvonne muss sich zum Thema Bienen nicht auf Theoretisches beschränken, sie lädt die Studierenden in den begehbaren Bienenstock mit seinem Plexiglas-Tunnel nach draußen ein. Hinter Glasscheiben lässt sich das Heim der wertvollen Insekten beobachten, verstehen und ihre Wärme spüren. In einem Bienenstock leben durchschnittlich 40.000 Tiere, hier im Jordanbad dürften es 30.000 sein.

Während der Führung durch weitere Stationen der Sinn-Welt zitiert sie die Pädagogin Maria Montessori: Nichts ist im Verstand, was vorher nicht in den Sinnen war. Zum Abschied meint Schwester Yvonne: „In der Sinn-Welt gibt es nichts Neues, aber Sie nehmen hier Alltägliches neu wahr.“ Die angehenden Erzieherinnen sind verblüfft, wie man die Sinne täuschen kann und wie sehr es oft auf die Perspektive des Beobachters ankommt. Vieles, was ihnen Schwester Yvonne an diesem Morgen vermittelt, wollen sie im Umgang mit Kindern berücksichtigen.

„Es ist unheimlich schön hier“, strahlt etwa Nadine Runge, „auch weil man so verschiedene Eindrücke mitnimmt. Die eigene Erwartungshaltung wird oft nicht bestätigt, ich habe hier ganz neue Erfahrungen gemacht“. Ihre gleichaltrige Kommilitonin Elena Schriefl pflichtet ihr bei und ergänzt: „Besonders die Bienen-Ausstellung hier ist faszinierend. Ich wusste nicht, dass es einen Drohnen-Treffpunkt gibt und durfte auch noch nie an einer Wabe schnuppern. Dabei liebe ich Honig sehr“. Und schon wendet sie sich wieder dem Bienenstock mit seinen gläsernen Wänden zu, um weiter die mit einem weißen Punkt gekennzeichnete Königin mit ihrem Hofstaat zu beobachten. Die Führungen in der Sinn-Welt werden immer individuell und altersgerecht gestaltet, so dass alle von einem Besuch profitieren.

Wie wichtig die fleißigen Bienen sind, erfahren die Besucher aus Kempten schon zu Beginn der Führung. Ohne Bienen gäbe es keinen Honig, Obst und Gemüse würden zu Luxusgütern, bestäuben die Bienen doch rund 80 Prozent unserer Nutz- und Wildpflanzen. Wenn sie aussterben würden, hätte dies fatale Folgen für den Menschen. Dann könnte die Menschheit nur noch vier Jahre überleben, behaupten manche Wissenschaftler sogar.

Info:

Die Sinn-Welt ist sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen für Gruppen sind täglich buchbar. In den Sommerferien ist jeden Tag von 11 bis 17 Uhr geöffnet, außer am 5.8. sowie vom 14. 8. - 2.9. Jeweils um 14 Uhr gibt es eine kostenlose Mitmach-Führung, um 15:30 Uhr ein physikalisches Experiment zum Staunen.

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