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06.09.2013
Wohnheim St. Antonius, Laupheim

Lachen ist so wichtig wie die Kunst

LAUPHEIM – Die Fantasie von der Leine lassen: Seit mehr als zwei Jahren kommen die Bewohner einmal im Monat im Keller von Haus Antonius in Laupheim zum Maltreff zusammen. Wohin ihre Vorstellungskraft sie treibt, darüber stauen die Künstler selbst. Das Haus Antonius gehört zum Heggbacher Wohnverbund der St. Elisabeth-Stiftung.

Eigentlich bringen die Mitglieder des Maltreffs an diesem Tag das Motiv für das Kalenderblatt September aufs Papier. Die beiden Kunsttherapeutinnen Karin Herbinger-Feeß und Susanne Clausen zeigen den Frauen und Männern mit unterschiedlichen Behinderungen eine Traubenrebe, deuten auf die dicht an dicht gewachsenen Beeren entlang des Strunks, sprechen über die Farbe und probieren die Trauben, bevor gemalt wird. Doch Astrid Baumann hat heute etwas anderes im Sinn als den Kalender. Auf ihrem Blatt zeichnet sich eine Kutsche ab, bis ihre Hand in die Darstellung von sich und ihrem Partner Wolfgang Kupfer übergeht.

 

„Das ist auch gut so“, sagt Clausen. Die Entwicklung der Selbstbestimmtheit steht im Vordergrund. Wichtig sei es, einen wert- und erwartungsfreien Raum zu schaffen. „In unserem offenen Treff können die Bewohner sich gestalterisch ausprobieren und ihre Sinne durch unterschiedliche Kunsttechniken anregen“, sagt Clausen. Hierfür stehen ihnen eine Vielzahl an Materialien zur Verfügung sowie wechselnde Aufgaben. So sind auf dem Maikalenderblatt beispielsweise Käfer, Schnecken und anderes Getier aus Fingerabdrücken entstanden. Beim Entenbild im April lag das Augenmerk auf dem Zeichnen von Konturen. „Mit jedem neuen Werk sind sie ganz stolz auf sich“. Das seien auch für Clausen und Herbinger-Feeß besondere Momente. „Oftmals sind unsere Künstler ganz erstaunt über ihre Fähigkeiten.“ Die Freude darüber überträgt sich auch auf die Kursleiterinnen. Neben der Kunst bietet der zweistündige Treff zudem Gelegenheit zum Lachen, Erzählen, Runterkommen - und er ermöglicht Begegnungen. 

 

Seit Mai 2011 begleitet Susanne Clausen den Maltreff. Dass es über die Ausstellung zum damaligen Familientag hinaus weitergeht, haben die Bewohner selbst entschieden. An zwei Nachmittagen sind die Bilder für die Ausstellung entstanden. Danach wurde Clausen, die sich für diese Aufgabe ehrenamtlich anbot, von den Bewohnern gefragt, wann es weitergehe. „Mir hat das so viel Spaß gemacht, klar habe ich weitergemacht.“  Seit Mai 2012 unterstützt  Karin Herbinger-Feeß sie. Beide haben im Juli ihre Weiterbildung zur Kunsttherapeutin Prävention abgeschlossen. Und sie feilen schon an der nächsten Idee: Ein Kunstworkshop für Teilnehmer mit und ohne Behinderung.

 

Begeistert von diesem Engagement zeigt sich auch Monika Rayher von Hobby-Rayher. Sie spendet Bastelmaterialien und ist bei ihrem Besuch ganz gerührt: Die Bewohner haben ihrer Monsel, wie sich die Firmenchefin nennen, ein selbst gemaltes Bild geschenkt.  

 

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