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20.11.2013
Wohnpark am Schloss, Bad Waldsee

Adolf Liebel präsentiert vielfältige Kunstwerke

BAD WALDSEE – Nach Eintritt in den Ruhestand vor gut zehn Jahren hat der Waldseer Verleger Adolf Liebel mit dem Malen begonnen. Mehr als 200 Werke sind seither entstanden. Aus Anlass seines 80. Geburtstages präsentiert der frühere Unternehmer ab 1. Dezember erstmals eine Auswahl seiner Arbeiten in der Öffentlichkeit. Vernissage ist um 11 Uhr im Wohnpark am Schloss.

Adolf Liebel selbst wäre es im Traum nicht in den Sinn gekommen, seine Bilder auszustellen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich irgendjemand außerhalb von Familie und Freundeskreis für sein kreatives Hobby interessieren könnte. Nun wurde der vierfache Vater und dreifache Großvater jedoch von seinen Kindern zum runden Geburtstag mit einer Ausstellung im Wohnpark-Foyer überrascht. Und nach dem ersten Schrecken hat sich der bescheidene Buchdruckermeister mit dem Gedanken an eine solche Schau etwas vertraut gemacht.

„Ich habe mit dem Malen ja nur begonnen, damit ich im Ruhestand eine Beschäftigung habe und nicht in ein Loch falle“, erzählt Adolf Liebel beim Rundgang durch sein Atelier unter dem Dach des Wohnhauses. Die vielen Werke, die hier oben an den Wänden hängen oder am Boden hintereinander aufgereiht stehen, scheinen im Grunde aber nur darauf gewartet zu haben, dass sie eine größere Gemeinde zu Gesicht bekommt.

Vor allem in der kühleren Jahreszeit zieht sich der Verleger, Buchdruckermeister und Hobbyfotograf fast jeden Abend zurück in sein „Reich“ und greift dort zu Pinsel und Farbe. Besser: Er kämpft mit den Farben um den optimalen Ausdruck und um die vollendete Gestaltung. „Es ist wirklich jedes Mal wie ein Kampf für mich, bis ich den besten Farbton hinbekomme. Und ich weiß bei keinem Bild, was am Schluss dabei herauskommt“, erzählt der Waldseer, der keinesfalls als „Künstler“ bezeichnet werden möchte. „Niemals! Ich habe das nicht studiert, verdiene damit nicht mein Geld, es macht mir nur sehr viel Freude.“

Adolf Liebel hatte schon in seiner Schulzeit ein gutes Gefühl für Farben und Formen, heimste die besten Schulnoten ein im Zeichenunterricht und als Buch- und Zeitungsverleger setzte er sich später mehr als 50 Jahre lang ebenfalls mit dem Thema „Gestaltung“ auseinander. Und dies sieht man nun auch seinen Bildern an, die Adolf Liebel bewusst ohne Titel lassen möchte. „Da soll sich jeder selbst inspirieren lassen, was er darauf entdeckt.“

Es empfiehlt sich bei Liebels mittelformatigen Werken zwei oder drei Mal hinzuschauen: Erst bei näherer Betrachtung nämlich tritt auf seinen experimentellen Bildern Gegenständliches zutage. Sei es der König, der wie aus dem Nichts herausbricht aus flächig aufgetragener Acrylfarbe und einer korrodierten Schicht aus Rost oder Grünspan. Oder die Friedenstaube am Firmament, der Wolf im Wald oder die Weihnachtsszene im Stall zu Bethlehem, einer der christlich motivierten Themen des gläubigen Menschen Adolf Liebel.

Spannend zu sehen auch das großformatige Werk, das an eine Satellitenaufnahme von der Erdoberfläche erinnert, eine Art Atlas dieser Welt: blau die Ozeane, gelb die Wüsten, rostrot die explodierenden Vulkane und türkis vielleicht die Geysire auf Island? Liebel hat auch dieses Werk zunächst mit Acrylfarbe begonnen und sich danach Stück für Stück weiter vorangetastet mit dem Auftragen von metallhaltigen Farben wie Kupfer und Eisen. „Der entstehende chemische Prozess braucht viel Zeit, aber das Ergebnis ist für mich jedes Mal beeindruckend“, so Adolf Liebel.

Mit diesen experimentellen Bildern hat der Pensionär seinen eigenen Stil gefunden nach Jahren des Ausprobierens. Waren es in den ersten Jahren vorwiegend grafische Strukturen, die er farblich umsetzte auf Leinwand, oder Landschaften, auf denen der fotografische Blick des Hobbymalers durchschimmerte, sind es nun diese Farb-Experimente, die Adolf Liebel nicht mehr loslassen und täglich auf’s Neue begeistern.

Vereinzelt finden sich im Atelier aber auch bemalte Leinwände mit Nachrichtenwert: So hat der passionierte Golfspieler nicht nur die Dramatik des verheerenden Tsunamis im Jahr 2004 aufgearbeitet, sondern auch die grausamen Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA oder das Waldsterben, das dem Hundebesitzer bei seinen täglichen Spaziergängen mit Hund „Eiko“ offenbar wird. „Aber die zeige ich draußen nicht, das wollen die Leute nicht sehen“, ist der Urheber überzeugt.

Die Ausstellung im Wohnpark trägt auf Vorschlag von Tochter Ulrike Liebel, die selbst malt und sachkundige Beraterin des Vaters ist, den schlichten Titel „Zeit“. Und die ist nach Einschätzung der vier Liebel-Kinder nun reif für dessen erste Ausstellung. Die im Wohnpark präsentierten Werke sind übrigens verkäuflich und den Erlös daraus wird die Familie einem sozialen Projekt zur Verfügung stellen.

 

 

Zu sehen ist die Ausstellung „Zeit“ vom 1. Dezember bis 30. Januar 2014. Die Vernissage am ersten Adventssonntag beginnt um 11 Uhr. Das Foyer ist täglich geöffnet von 9 bis 18.30 Uhr.

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