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28.06.2016
Wohnbereich Martin – Regina, Heggbach

Ein Spezialfahrrad ist der Renner im Haus Regina

Heggbach – Die Anschaffung war kein Pappenstiel, unbezahlbar ist die sicht- und spürbare Freude der Menschen mit Behinderung. Im Haus Regina des Heggbacher Wohnverbundes leben 18 langfristig intensiv betreute Menschen, deren Lebenswelt sich in den vergangenen Wochen und Monaten ziemlich erweitert hat. Seit Anfang des Jahres nennt ihr Wohnbereich ein Spezialfahrrad sein Eigen. Den finanziellen Grundstock hierfür hatte die Adventskalender-Aktion der Kreissparkasse Biberach gelegt.

Sollen wir Fahrradfahren? Wenn Heilerziehungspfleger Philipp Rehm diese Frage stellt und dazu mit seinen Händen die Bewegung der Pedale symbolisiert, ist Sigrid Mitschke nicht mehr zu halten. „Egal was vorher war“, erzählt Philipp Rehm, „auch wenn sie schlecht drauf war, traurig, lustlos – wenn es ans Fahrradfahren geht, ist sie begeistert dabei.“ Dann kann sie es kaum erwarten, bis die Schuhe angezogen sind, die Sonnencreme aufgetragen und der Helm aufgesetzt ist. Und bis Philipp Rehm endlich in die Pedale tritt.

Aber das Spezialfahrrad, auf dem sie schon angeschnallt sitzt, ist es wert, genauer beschrieben zu werden. Drei Räder, zwei größenverstellbare Sitze nebeneinander, sieben Gänge und ein zuschaltbarer Elektromotor. Den braucht es, um zwei Menschen und ihren fahrbaren Untersatz vorwärts zu bringen. Auch wenn Sigrid Mitschke von eher zierlicher Statur ist, das stabile Spezialfahrrad ist alles andere als ein Leichtgewicht.

Getreten wird im Team oder von einem allein, das ist individuell einstellbar. Heute drehen sich die Pedale der Beifahrerin separat mit – nach einer Knieoperation darf sie noch nicht laufen, aber die Tretbewegungen tun ihrer Muskulatur gut. So, wie das Fahrradfahren ihrer Seele. Während der ersten Parkplatzrunden zu Demonstrationszwecken wirft sie ihren Kopf zurück und strahlt über das ganze Gesicht. Und je mehr flott gefahrene Kurven Philipp Rehm einbaut, desto größer ist ihre Begeisterung.

Nicht alle Bewohner im Haus Regina reagieren gleich. „Mit manchen muss man ein bisschen langsamer tun, andere mögen es aufregender.“ Aber die Sonne auf der Haut, den Wind im Gesicht, die Geräusche hier draußen und die sich verändernde Landschaft – das genießen sie ausnahmslos alle, unabhängig vom Grad ihrer körperlichen und geistigen Einschränkungen.

„Wir können mit diesem Fahrrad jeden mitnehmen, auch eine Querschnittlähmung ist kein Hindernis“, sagt Philipp Rehm. Er und seine Kolleginnen und Kollegen nutzen das Fahrrad so oft wie möglich. „Wenn es das Wetter und der Dienstplan zulassen, sind wir draußen. Wir brauchen jetzt sehr viel seltener das Auto, fahren mit dem Fahrrad zum Einkaufen nach Maselheim, ins Mühlencafé oder zum Eis essen nach Ochsenhausen oder drehen einfach eine Runde durch Wald und Wiesen.“ Die Anschaffung des Spezialfahrrads war eine sehr gute Entscheidung, darüber sind sich alle einig.

Die Freude über den Zuschuss aus der Adventskalender-Spendenaktion der Kreissparkasse Biberach ist groß. „Für unsere Bewohner bedeutet das Fahrrad eine echte Erweiterung ihrer Lebenswelt“, sagt Philipp Rehm. Und jetzt ist wirklich genug geredet, jetzt geht`s endlich los. Die beiden starten zu ihrer Fahrradtour ins Grüne und in Sigrid Mitschkes Gesicht macht sich ein erwartungsvolles Lachen breit. 

 

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