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06.08.2018

Minister Lucha informiert sich über NaWiSu

BIBERACH - „Dieses Projekt ist richtig erfolgreich“, sagt Sozialminister Manne Lucha über das Projekt NaWiSu des BBZ in Biberach.

Minister Lucha besuchte den Unterricht von BBZ-Dozentin Petra Jung.

Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha hat sich auf seiner Sommertour im Beruflichen Bildungszentrum (BBZ) der St. Elisabeth-Stiftung über die Wiedereingliederung von Suchtkranken informiert. Beim Projekt NaWiSu (nachhaltige Wiedereingliederung suchtkranker Menschen) arbeitet das BBZ mit der Suchthilfe der Caritas Biberach zusammen.

 

Über NaWiSu sollen Langzeitarbeitslose mit einer Suchterkrankung die Chance bekommen, auf den ersten Arbeitsmarkt und damit in ein geregeltes Leben zurückzufinden. Der Ansatz: Suchtkranke müssen nicht clean oder trocken sein, bevor sie in das Projekt einsteigen. Der Weg ist umgekehrt: Der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben soll ein Anstoß sein, auch die Sucht loszuwerden.

Finanziert wird NaWiSu aus Mitteln des Jobcenter des Landkreises Biberach und des Europäischen Sozialfonds (ESF) – der ESF ist ein Instrument der EU zur Förderung der Beschäftigung. 60 Menschen haben in den letzten drei Jahren in Biberach an NaWiSu teilgenommen. 45 Prozent von ihnen brachen den Kurs ab, auf der anderen Seite konnten sechs Personen schon während und zehn Personen nach dem Kurs in ein Arbeitsverhältnis vermittelt werden - diese Zahlen präsentierte Christian Geier, der Leiter des BBZ.

Über den Einsatz der ESF-Mittel entscheidet das Sozialministerium – der Sozialminister wollte sich davon überzeugen, dass das Geld bei NaWiSu gut investiert ist. Manne Lucha wusste die Bilanz des Projekts einzuschätzen – er weiß, dass eine Abbrecherquote von fast der Hälfte der Teilnehmenden normal und die Vermittlungsquote von über einem Viertel bei diesem Klientel eher überdurchschnittlich ist. Lucha begrüßte ausdrücklich den Ansatz, die Abstinenz nicht zur Bedingung für einen Kursbesuch zu machen und er zeigte sich beeindruckt: „Dieses Projekt ist richtig erfolgreich.“

Bei einem Unterrichtsbesuch und einer anschließenden Gesprächsrunde schilderten aktuelle und ehemalige Teilnehmende ihre Situation: Ein KFZ-Mechaniker und aktueller Teilnehmer bedauerte, dass er - mit 61 zu jung für die Rente, aber zu alt für den Arbeitsmarkt - Schwierigkeiten habe, ein Praktikum zu bekommen. Die ehemalige Teilnehmerin Samantha Stroß betonte, dass sie sehr dankbar sei für die Chance, die sie durch NaWiSu erhalten habe. Die gelernte Wurst- und Fleischfachverkäuferin arbeitet derzeit als Bundesfreiwillige und möchte sich zur Betreuungskraft in der Altenpflege fortbilden - seit dem Kurs 2017 lebt sie abstinent. Anschließend berichtete Wolfgang Schaupp, der nach der Schlecker-Insolvenz arbeitslos wurde und abstürzte: „Der Kurs hat mich wieder ins Lot gebracht. Ich habe Therapien gemacht, bin seit 2015 abstinent und jetzt Beifahrer bei der Essensausgabe im Dornahof.“

Minister Lucha war beeindruckt: „Die offenen Schilderungen berühren - diese Menschen sind ja wirklich nicht immer vom Leben geküsst worden.“ Auch nach dem Kurs stünden die Türen im BBZ für die Teilnehmenden offen, erklärten die Mitarbeitenden auf Luchas Frage, wie man mit Kursabbrechern umgehe und ob sie eine zweite Chance bekämen.

 

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