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23.08.2018
Stiftungsverwaltung

Komfortzone verlassen- Horizont erweitern

BAD WALDSEE – Acht Wochen bei und mit den Franziskanerinnen von Reute in Indonesien zu leben, zu beten und zu arbeiten – diese Möglichkeit bietet die St. Elisabeth-Stiftung ihren Mitarbeitenden. Jüngst sind Martina Assfalg und Elli Jäger von ihrem Indonesien-Einsatz zurückgekehrt. Mit Eindrücken, Erlebnissen und Erfahrungen im Kopf und im Herzen, die keine Urlaubsreise je bieten könnte.    

Mit einer Urlaubsreise hat die Zeit in Indonesien freilich auch nichts gemein. „Die Inseln sind ein Paradies. Aber wir haben hinter die Kulissen geblickt.“ So fasst es Martina Assfalg aus Bad Waldsee zusammen. Die 29-jährige Groß- und Außenhandelskauffrau hat bis zu ihrer Abreise nach Indonesien in der Verwaltung der Klostermetzgerei in Reute gearbeitet und hat jetzt in den Bereich Informations- und Telekommunikationstechnologie in der Stiftungszentrale gewechselt.
Elli Jäger (54) ist Altenpflegerin im Wohnpark am Schloss in Bad Waldsee. Mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern wohnt sie in Bad Wurzach. Als gelernte und begeisterte Fotografin hat sie mit großer Freude das Leben in den Konventen der Franziskanerinnen in Indonesien in Fotos und Videos dokumentiert.
Ebenso wie die drei Mitarbeitenden, die im Oktober nach Indonesien aufbrechen werden, wurden auch Martina Assfalg und Elli Jäger intensiv auf ihren Einsatz auf den Inseln vorbereitet. Sie haben einen Sprachkurs absolviert und schon vorab viel über Land und Leute erfahren. Die ersten Tage gemeinsam und dann getrennt voneinander waren sie in den verschiedenen Konventen der Franziskanerinnen auf Sumatra, auf Tello und Nias im Einsatz.
Sie haben mit den Schwestern gelebt und gebetet und in den Kindergärten und Polikliniken mitgearbeitet, haben Büro- und Küchenarbeiten erledigt und in acht Wochen unglaublich viel gesehen, erlebt und gelernt - auch über sich selbst. „Ich habe meine Komfortzone ganz schnell verlassen und Dinge bewältigt, an die ich vorher nicht einmal gedacht hätte“, sagt Martina Assfalg. Elli Jäger ergänzt: „Du baust mit der Zeit eine Art Grundvertrauen auf. Egal wie es kommt, es gibt fast immer einen Weg. Du darfst nur den Kopf nicht in den Sand stecken.“
Die beiden erzählen von Krankenbesuchen auf Inseln, deren Bewohner außer Fischfang gar nichts haben. Von Schwangeren, die die Geburt ihres Kindes nicht überleben, weil sie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Sie berichten von Nächten auf nacktem Betonboden und von Körperpflege in Räumen, die mit unserem Verständnis eines Badezimmers so gar nichts gemeinsam haben.
Von Menschen, die sie mit offenen Armen aufgenommen haben und von Kindern, die beim Anblick eines geschenkten Luftballons ungläubig strahlen. Von Traumstränden, an denen sich keine Liegestühle aneinander reihen, sondern sich der Müll stapelt. Von himmlischen Mangofrüchten im Garten, fröhlichen Spätzle-Mahlzeiten, wenn sie für ihre Gastgeber die Spezialität aus der schwäbischen Heimat gekocht haben, aber auch von einem nach einem Tauchunfall auf einem Holzbett dahinvegetierenden jungen Mann.
Sie haben Tränen gelacht und Tränen geweint. Haben Gänsehautmomente erlebt, ihre Grenzen gespürt und sind manches Mal über sich hinaus gewachsen. Sie haben ihre Kleidung von Hand gewaschen und sind morgens vor Fünf aufgestanden und spät abends müde ins Bett gefallen. „Wir möchten diese acht Wochen auf keinen Fall missen und würden sofort wieder gehen“, sind sich beide Frauen einig.
Wieder zurück hat Martina Assfalg die erste richtige Dusche mit allen Sinnen genossen. Und ihr ist erschreckend bewusst geworden, „wie überhäuft unsere Kinder mit Spielzeug sind.“ Elli Jäger denkt seitdem manchmal, „dass wir Dinge auch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten sollten. Dann merken wir vielleicht, dass manches an Bedeutung verliert, was uns im Moment furchtbar wichtig oder ärgerlich erscheint.“

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