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08.10.2018

Foto-Handwerk in "Selfie"-Zeiten

BAD WALDSEE – Mehr als 70 Besucher sind am Freitagabend zur Vernissage der Ausstellung „Objektiv gesehen“ des Fotoclubs Bad Waldsee in den Wohnpark am Schloss gekommen.

Die zehn Mitglieder Claudia Buchmüller, Petra Dengler, Marianne Krauss, Ursula Willershausen, Werner Braun, Eberhard Dengler, Adolf Krauss, Wolfram Pesla, Hartmut Starnitzki und Werner Stadelmaier zeigen im lichtdurchfluteten Foyer aktuelle Arbeiten in Farbe und Schwarz-Weiß.

Musikalisch untermalte die Eröffnung Egon Miller aus Hittelkofen am Klavier. Bereits zum dritten Mal ist der örtliche Fotoclubs zu Gast in „Bad Waldsees schönster Galerie“, wie Heidi Schreiber bei ihrer Begrüßung hervorhob. „Ihre besondere Sicht auf die Dinge um uns herum werden beim Blick durch die Kamera zu etwas Besonderem und erfreuen den Betrachter dieser 70 Fotos“, so die Wohnparkleiterin. Jede Ausstellung bringe „Abwechslung“ in die Seniorenwohnanlage, führe Menschen zusammen, rege zum Austausch an und sei „Nahrung für die Seele“.

Eberhard Dengler, seit 2006 Vorsitzender des Fotoclubs, freute sich über die große Resonanz und hieß auch die Mitglieder benachbarter Clubs im Wohnpark willkommen. „Dies ist unsere bislang größte Ausstellung und nicht alles, was man durch das Objektiv sieht, führt zu einem objektiven Foto. Vieles ist subjektiv und vieles bearbeitet“, verriet Dengler in Anlehnung an den Ausstellungstitel.

Der Waldseer Fotograf Markus Leser führte in die Ausstellung ein und stellte die Arbeiten kurz vor. Hartmut Starnitzki sei mit seinen Makroaufnahmen in der Natur ins Detail gegangen und man gerate ins Staunen angesichts der filigranen Fotos. Als „anregend“ bezeichnete der Laudator die Arbeiten Petra Denglers, die Bäume im Wandel der Jahreszeiten und Flora in Großaufnahme festgehalten hat. Leser: „Schon der bekannte Fotograf Helmut Newton wusste: Große Bilder wirken!“ Werner Stadelmaier habe bewusst „einen Bruch in seiner Serie“ hingenommen, weil sich zu melancholischen Landschaftsaufnahmen plötzlich knallbunte Regenschirme gesellten.

Eberhard Dengler verzichtete auf einen Großteil des verfügbaren Farbspektrums und reduzierte seine Eis-Aufnahmen auf kalte Blautöne, laut Leser „sehr stimmig“. Claudia Buchmüller präsentiert Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit einer harten Gradation. Leser lobte: „Die parallelen Linien machen die Bilder sehr grafisch“. Ebenfalls ohne Farbe kam Adolf Krauss aus, der Brücken in Schwarz-Weiß zeigt und auf Langzeitbelichtung setzte. „Dadurch bekommt der fotografierte Zug Geschwindigkeit und ein besonderer Effekt ist geschaffen“, betonte Leser.

Werner Braun schaute in seinen Werken mit einem „Schmunzeln“ auf Pflanzen, Tiere und Menschen - und dies bevorzugt „im und am Wasser herum“. Ursula Willershausen fotografiert bewusst mit analoger Technik, aber am Computer bedient sie sich der Spiegelung oder stellt Alltagsmotive auf den Kopf. Der Betrachter steht fast ratlos vor ihren Bildern, deren Ausgangsfotos Ikea-Einkaufswagen zeigen oder Stuhlreihen im Theater. Marianne Krauss habe mit ihren Fotografien „lyrische Bilder gezaubert mit starkem Ausdruck“, würdigte der Laudator. Als „sehr eindrucksvoll“ bezeichnete Leser die Bilder Wolfram Peslas von der Renaturierung des Wurzacher Riedes, die eine skurrile Szenerie abbilden.

„Dem Fotoclub ist es mit dieser Ausstellung hervorragend gelungen, dem eigentlichen Auftrag der Fotografie nachzukommen, nämlich unsere Umgebung zu zeigen und damit auch Veränderungen zu dokumentieren. Diese Schau tut deshalb sehr, sehr gut!“, bilanzierte Leser. Dies sei besonders in Zeiten wichtig, in denen der „Selfie-Wahn“ mit Smartphone-Fotos überhandnehme und sich der „Fotograf“ als „Narzist“ oute. „Es ist noch nie so viel fotografiert worden, aber auch noch nie so schlecht. Ein gutes Bild zeichnet sich aber zuerst durch gutes Handwerk aus und danach durch seine künstlerische Bearbeitung“, hob der Redner hervor.

Info: Zu sehen ist die Schau bis 28. Januar, täglich 9-19 Uhr.

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