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05.11.2018

Jordanbad: Abschied von den Franziskanerinnen

BIBERACH - Nach 129 Jahren haben sich die Franziskanerinnen von Reute mit einem bewegenden Gottesdienst in der Kirche St. Johannes aus dem Jordanbad verabschiedet.

Mit Seifenblasen verabschiedeten die Ministranten (von links) Sr. Yvonne, Sr. Rodinga und Sr. Giswalda. Foto: Andrea Reck/St. Elisabeth-Stiftung

Die Schwestern Giswalda Erath, Rodinga Gunzenhauser und Yvonne Baumann wirken künftig an anderen Orten.

Genau 483 Franziskanerinnen von Reute haben in 129 Jahren Dienst getan im Jordanbad. Die letzten drei von ihnen wurden jetzt verabschiedet. Damit geht eine lange Tradition zu Ende. Pater Andreas, der am letzten Oktobersonntag zusammen mit den Pfarrern Borhauer, Sayer und Thaler die Eucharistiefeier zelebrierte, blickte in die Zukunft: „Wer sich aufmacht, der wird erfahren, dass Durchblick und Weitblick und Einsicht geschehen werden“. In der Lesung aus dem Buch Jeremia, in der es um Bartimäus geht, einen blinden Bettler aus Jericho, den Jesus wegen seines Glaubens heilte, stecke mehr als eine schlichte Heilungsgeschichte - Pater Andreas forderte die Gemeinde auf, hinzugucken auf die Wirklichkeit. „Das ist eben nicht nur die Kirche der Profis, der Priester und Ordensfrauen. Jesus hilft, neue Einsichten zu gewinnen. Ich bin sicher, dass wir auch hier im Jordanbad einen gemeinsamen Weg finden“.

Dennoch hinterlassen die drei Schwestern eine Lücke: Sie werden fehlen im Gottesdienst, in der Sinn-Welt, im Wohnpark am Jordanbad, in der Franziskuskapelle. Auf der Empore wurden manche Augen feucht, als Schwester Yvonne zum letzten Mal das Abendmahl austeilte.

 

Den Fürbitten von Schwester Giswalda und Matthias Ruf, Vorstand der St. Elisabeth Stiftung, folgten Worte des Abschieds, über die Ruf die Zeile stellte: „Tempus fugit, amor manet“ – aus dem Lateinischen übersetzt: „Die Zeit vergeht, die Liebe bleibt.“ Der Vorstand erinnerte an den Neuanfang im Jordanbad im Jahr 2003, seitdem die Schwestern sich hier so engagiert eingebracht haben. Das Kirchenlied „Ins Wasser fällt ein Stein, ganz heimlich, still und leise; und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise“, inspirierte ihn dazu, für die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes Steine mit dieser Zeile bemalen zu lassen. „So wird jeder daran erinnert selbst Kreise zu ziehen.“

 

„Wir wären gerne geblieben“

 

Schwester Maria Hanna Löhlein, Generaloberin der Franziskanerinnen von Reute, bedauerte, dass sich die Schwestern nach 129 Jahren aus dem Zentrum Oberschwabens, dem Jordanbad, zurückziehen müssen – sie verwies auf das mit 78 Jahren hohe Durchschnittsalter in ihrer Ordensgemeinschaft. „Wir wären gerne geblieben“, sagte sie und berichtete von einer Abordnung der Ministranten, die eigens ins Kloster gekommen waren, um sich zu beschweren. „Wir können keine neue Schwester schicken“, musste sie ihnen leider erklären und ermutigte sie doch gleichzeitig: „Jetzt seid ihr dran!“

Schwester Yvonne versprach, dass die Verbindung zwischen Jordanbad, Reute und Heggbach bestehen bleibt: „Die Verbindung reißt nie ab“. Als Symbol für die bestehenden Brücken zauberten Kinder vor dem Altar mit Seifenblasen schillernde Regenbogen - und während Pfarrer und Schwestern zum Ausgang gingen, wurde auf der Empore das Biberacher Schützenlied „Rund um mich her ist alles Freude“ geblasen.

Viele folgten der Einladung in den Kneipp-Saal des Jordanpark Hotels zu einem Empfang mit Getränken und Häppchen. Matthias Ruf zeigte sich bei den drei scheidenden Schwestern erkenntlich mit Kuscheldecken als Symbol für die Wärme, die sie an ihrem Wirkungsort gegeben haben. Lucia Kuhn dankte im Namen von Pfarrer Sauter und dem Ummendorfer Kirchengemeinderat für die gute Zusammenarbeit und fand sehr persönliche Worte für die besondere Form von weiblicher Spiritualität, die vom Konvent im Jordanbad ausging. Ein Bruder von Schwester Yvonne brachte mit der Gitarre ein Ständchen und textete mit Hilfe der Anwesenden: „Muss I denn zum Jordanbad hinaus, doch der gute Geist bleibt hier“.

Die Ministrierenden bedankten sich mit einem Plakat „Im Gebet verbunden“. Sie werden bald nach Reute eingeladen, um dort bei den Schwestern einen Gottesdient mitzugestalten. Dankbare Worte fand auch Alexander Kölle vom Marketing des Jordanbades. Er überreicht Schwester Yvonne ein Fotobüchlein und ein strahlendes Foto der Ordensfrau, das in der Sinn-Welt einen Platz finden wird: „Am besten bei den fleißigen Bienen“.

Wer es noch nicht wusste, erfuhr im Gespräch, wo die drei Franziskanerinnen künftig wirken. Schwester Rodinga zieht in das Gut-Betha-Haus, das Altenheim des Klosters Reute. Dort leben mehr als sechzig Schwestern und übernehmen den Gebetsauftrag für die Anliegen der Gemeinschaft. Schwester Giswalda wird in Heggbach präsent und dort den Menschen mit Behinderung ein Segen sein. Sr. Yvonne wird Mutterhausoberin in Reute, also für 70 Schwestern die leitende Oberin sein.

 

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