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01.02.2019
Stiftungsverwaltung

„Immer wieder kommt man an seine Grenzen"

BAD WALDSEE – Acht Wochen waren Robert Banaditsch, Marina Maier und Regina Wieser in Indonesien und haben dort in Einrichtungen der Franziskanerinnen von Reute mit den einheimischen Schwestern gelebt und gearbeitet.

Dabei haben sie Erfahrungen gesammelt, die bei allen dreien nachhaltige Eindrücke hinterlassen haben. Ganz anders, als dies eine Urlaubsreise je könnte.

„Es ist eine andere Welt“, sagt Robert Banaditsch und da stimmen ihm die beiden Frauen uneingeschränkt zu. Für alle drei war es der erste Aufenthalt in Indonesien, auf den sie im Rahmen des Programms „mitleben – mitarbeiten – mitbeten“  für Mitarbeitende der St. Elisabeth-Stiftung intensiv vorbereitet wurden. Dazu gehörten etwa ein Sprach- und Kulturkurs sowie Erlebnisberichte von Kolleginnen und Kollegen, die schon zuvor ausgesandt worden waren.

 Sich selbst auf den Weg zu machen, ist dann aber doch noch einmal etwas anderes. Und jeder betrachtet und empfindet Dinge anders. So war etwa für Marina Maier die Gewöhnung an die hohe Luftfeuchtigkeit eine echte Herausforderung, während Robert Banaditsch keinerlei Probleme mit dem Klima hatte. Für Regina Wieser barg jeder Tag eine neue Herausforderung, „neue Gänsehaut-Momente – immer wieder kommt man an seine Grenzen und überschreitet diese.“ Die 32-Jährige lebt in Ehingen, hat Soziologie studiert und arbeitet in der Stiftungszentrale im Referat Kommunikation. Sie war auf der Insel Tello eingesetzt, wo die Franziskanerinnen eine Poliklinik, ein Mädcheninternat, einen Kindergarten und eine Nähschule betreiben. „Die Menschen dort leben nur vom Fischfang, es gibt einfach keine Arbeit. Viele können sich nicht einmal einen Sack Reis leisten. Trotzdem sind sie glücklich und zufrieden. Das hat mich am meisten beeindruckt.“


Marina Maier, 29, die in Biberach lebt und als Heilerziehungspflegerin im Bereich Wohnen und Begleiten in Ingerkingen arbeitet, war in der Babystation des Kinderdorfs Hiliweto auf der Insel Nias eingesetzt. „Die Babys sind mir sehr ans Herz gewachsen“, sagt sie. „Ein kleines Mädchen hat immer laut geweint, wenn ich sie auf den Arm genommen habe. Ganz zum Schluss hat sie mich dann angelächelt. Das war sehr berührend. Am meisten beeindruckt hat mich, wie fröhlich und glücklich die Kinder dort sind, obwohl manche eine schwierige Vergangenheit haben.“ 


Die Schicksale der Kinder haben auch Robert Banaditsch bewegt. Der 60-jährige Vater zweier Töchter und vierfache Opa lebt in Hittelkofen und arbeitet im Gebäudemanagement der Stiftung. Er war „Mädchen für alles“ auf Nias, auf Tello und in Pandan. „Ich habe Dachrinnen repariert, Babys gefüttert, Gartenarbeit erledigt und Holzwürmer gejagt“, berichtet er. Die Sprache war für ihn die größte Herausforderung. „Ein bisschen indonesisch und viel Hand und Fuß“ – irgendwie hat es geklappt. Fasziniert haben ihn die Gegensätze in diesem Land, Rückstand und Fortschritt so nah beieinander: „Guter Empfang am Handy und eine Frau wäscht Wäsche im Fluss. Mit zwei Betonmischern wird eine große Brücke gebaut, über die später Lkw fahren werden. Aber auch Moschee und Kirche, nebeneinander, ohne Schützengraben.“


Marina Maier ist noch dabei, all ihre Erlebnisse in Indonesien zu verarbeiten. Ob sie es wieder tun würde? „Das kann ich im Moment noch nicht beantworten.“ So geht es auch Regina Wieser. „Auf keinen Fall möchte ich die Erfahrung missen. Man lernt, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen. Ich hoffe, dass ich das in unserem Alltag nicht aus den Augen verliere.“ Robert Banaditsch indes hat schon Flüge gebucht. Im Juni fliegt er mit seiner Frau zurück nach Pandan. Er plant ein Projekt, das begabten Schwestern ein Medizinstudium ermöglicht. Der indonesische Staat will Polikliniken schließen, wenn kein Arzt dort tätig ist und Ärzte zieht es nicht unbedingt zu den Ärmsten auf den kleinen, abgelegenen Inseln.

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