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18.02.2019
Kinder-Jugend-Familie

Hilfen für den Zappelphilipp

RAVENSBURG - Der Berliner ADHS-Experte Dr. med. Rainer Stiff hat auf Einladung des SPZ Ravensburg aktuelle Therapie-Empfehlungen für Kinder und Jugendliche mit der sogenannten Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) vorgestellt.

Sie sind oft zappelig, impulsiv und können sich schlecht konzentrieren:  Kinder und Jugendliche mit ADHS fordern Familie, Freunde und Lehrer extrem heraus. Unkontrolliertes Verhalten, Hyperaktivität und verminderte Aufmerksamkeit führen häufig zu Schwierigkeiten im Alltag, in der Schule und beim Lernen. Wie ADHS gut behandelt werden kann durch Psychotherapie und ergänzende Medikamente, das erläuterte Dr. med. Rainer Stiff vom Zentrum für  Sozial- und Neuropädiatrie des Vivantes Klinikums  Neukölln/Berlin bei einem Vortrag im Sozialpädiatrischen Zentrum Ravensburg in Ravensburg (SPZ).

Rund fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden unter der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) – mit unterschiedlich starker Ausprägung.
Therapie-Empfehlungen für Mediziner und Therapeuten, die mit ADHS-Betroffenen arbeiten, geben die internationale und die deutsche Leitlinie zur ADHS, die 2018 aktualisiert wurde. Im Fokus steht dabei ein gesamttherapeutisches Konzept, das sich stark nach den individuellen Bedürfnissen des betroffenen Kindes oder Jugendlichen richtet. Wichtig ist nach den Worten von Dr. Stiff eine professionelle  Zusammenarbeit von Kinder- und Jugendärzten, Psychologen, Psychiatern, Therapeuten, Pädagogen, Sozialarbeitern und Jugendämtern sowie allen, die sich um das seelisch-körperliche Wohl der von ADHS Betroffenen kümmern.
Die deutsche Leitlinie von 2018 definiert drei Schweregrade der ADHS mit therapeutischen Empfehlungen. Während bei der leichten ADHS ein umfassendes nicht-medikamentöses Therapieangebot mit Eltern- und Patientenberatung im Fokus steht,  kann diese Behandlung bei einer mittelschweren ADHS zusätzlich mit Medikamenten unterstützt werden. Bei einer schweren ADHS steht die medikamentöse Behandlung an erster Stelle, um die Lebensqualität des Kindes zu verbessern sowie Folgestörungen zu vermindern.
Neben Methylphenidat (bekannt als „Ritalin“), dem Mittel der ersten Wahl, wie Dr. Stiff betonte, stehen seit einigen Jahren verschiedene neue Medikamente zur Verfügung.
Weil bei rund zwei Dritteln der Patienten neben der ADHS noch weitere Störungen wie Tics, Schlaf-, Angst-, Teilleistungsstörungen oder Störungen des Sozialverhaltens diagnostiziert werden, kann eine Kombination verschiedener Wirkstoffe in präzise abgestimmter Dosierung  Kindern und Jugendlichen zu einem relativ normalen Leben verhelfen. Dr. Stiff berichtete dabei von erfolgreichen Fällen aus der Kinder- und Jugendambulanz in Neukölln. Eine weitere wichtige Komponente ist die Elternberatung, gegebenenfalls das Elterntraining, sowie die psychotherapeutische Begleitung der Kinder mit ihren Eltern.
Reichlich Bewegung im Freien sei bei Kindern mit ADHS besonders wichtig. 

Info:
Beim Verdacht auf ADHS kann der Kinderarzt das Kind in ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ), wie zum Beispiel das SPZ Casa Elisa in Ravensburg, überweisen. Dort werden die Kinder interdisziplinär eingehend untersucht, Begleiterkrankungen, wie z.B. Angststörungen diagnostiziert, die Kinder und Eltern beraten und ein individueller Therapieplan erstellt bzw. auch wenn nötig die medikamentöse Therapie durchgeführt. Die Kinder- und Jugendmediziner, Kinderneurologen, Psychologen, Sozialarbeiter und Therapeuten des SPZ kümmern sich speziell um Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsbesonderheiten.
Mehr Infos unter www.st-elisabeth-stiftung.de

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