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02.07.2019

Neues Hospiz Ursula eingeweiht

Leutkirch – Groß war das Interesse der Bevölkerung am neuen Hospiz im ehemaligen Krankenhaus. Den Tag der offenen Tür am Samstag haben viele genützt, um die Räumlichkeiten im zweiten Stock zu besichtigen, sich über Hospizarbeit zu informieren und von mehreren Vereinen bewirten zu lassen. Und groß war die Freude am Vorabend, als Vertreter aus Politik und Kirchen, Institutionen und Unternehmen, Sponsoren und Handwerker im Hospiz Ursula zusammengekommen waren, um den Ort feierlich einzuweihen und seiner Bestimmung zu übergeben.

Sozialminister Manne Lucha wünschte sich bei der Einweihung „eine gute Sorgekultur“.

„Es gibt nicht viel, das so alltäglich ist, wie der Tod. Denn jeder von uns ist mal dran.“ Manne Lucha, Minister für Soziales und Integration des Landes Baden-Württemberg und direkt aus Berlin kommend, fand wie immer prägnante Worte. Es brauche, so der Minister weiter, „eine gute Sorgekultur.“ Denn Sterben sei keine einfache Sache und es werde zu wenig darüber geredet. Er dankte der St. Elisabeth-Stiftung als Betreiberin des Hospizes, dass sie sich „als großes Rückgrat so nachhaltig und konzeptionell  für diese Sorgekultur einsetzt.“
Für Stiftungsvorstand Peter Wittmann war es an diesem Abend wichtig, „den vielen, vielen Menschen, Institutionen und Firmen zu danken, die Verantwortung übernommen und diesen besonderen Ort in dieser Form und mit dieser Qualität erst möglich gemacht haben. Das war nur im `Wir´ und im `Gemeinsam´ zu schaffen.“
Als Hausherr des im ehemaligen Krankenhaus entstandenen Verwaltungs- und Gesundheitszentrums Leutkirch freute sich Landrat Harald Sievers, dass das Gebäude jetzt wieder „voll belegt und voller Leben ist.“ Sterbende und ihre Angehörigen fänden hier „bestmögliche Rahmenbedingungen und Unterstützung.“ Auch er richtete Dankesworte an die St. Elisabeth-Stiftung und an Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. „Sie haben sich mit einer ganz besonderen Kraft für das Hospiz eingesetzt.“ In den 44 Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs gebe es aktuell 31 Hospize, drei davon im Landkreis Ravensburg. „Wir sind also sehr früh sehr gut aufgestellt.“ Der Landrat dankte allen, „die die finanzielle Lücke füllen und denen, die hier arbeiten“ und wünschte „allen Gästen der Einrichtung, dass sie hier Geborgenheit und Würde empfinden.“
Das Hospiz ist für den Gast kostenfrei. 95 Prozent der Kosten übernimmt die Krankenkasse, fünf Prozent – die von Harald Sievers angesprochene Lücke - werden aus Spenden finanziert. Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass in Leutkirch bei Bürgern, Vereinen und Unternehmen viel Unterstützungsbereitschaft für das Hospiz spürbar sei. „Diese tolle, für ganz viele Menschen in der Region wertvolle Einrichtung ist ein großes Beispiel für unsere Gesellschaft.“ Und weiter: „Ich bin stolz, dass ich in diesem Land leben darf, wo die große Mehrheit zusammensteht und jeder Mensch als Mensch bewertet wird.“
Auch wenn die St. Elisabeth-Stiftung, 1999 von den Franziskanerinnen von Reute gegründet, eine katholische Institution ist – im Hospiz ist ausdrücklich jeder Mensch, ganz und gar unabhängig von Religion und Weltanschauung, von Herzen willkommen. Peter Wittmann freute sich deshalb besonders, bei der Einweihung auch Vertreter der islamischen Gemeinde in Leutkirch begrüßen zu können.
Festliche Tuba-Klänge eines Quartetts der Jugendmusikschule Leutkirch umrahmte die Feier, an deren Ende der evangelische Pfarrer Volker Gerlach und der katholische Pastoralreferent Benjamin Sigg gemeinsam um den Segen Gottes für das Hospiz Ursula und alle Menschen, die hier ein- und ausgehen, baten. Peter Wittmann übergab die Räumlichkeiten an Einrichtungsleitung Evelyn Mauch und ihr Team, die hier schon Anfang Juli die ersten Gäste aufnehmen werden. „Ihr seid das Herz und die Seele dieser Räume, die ihr nun mit Leben, Menschlichkeit und Liebe füllt.“
Wie tags darauf die Bevölkerung besichtigten auch die Gäste der Einweihungsfeier  das Hospiz. Die acht behaglich eingerichteten Einzelzimmer, das Wohlfühlbad, der Raum der Stille und als „Herzstück“ das Wohnzimmer, dessen Balkon den Blick ins Grüne und auf die Alpen freigibt, fanden bei allen Besuchern großen Anklang. „Hier ist keine Krankenhausatmosphäre, das find ich toll“, war zu hören. Oder: „Der Balkon ist eine riesige Bereicherung. Gut, dass daran nicht gespart wurde.“
Mitarbeitende der Hospize Schussental in Ravensburg und des Haus Maria in Biberach (beide St. Elisabeth-Stiftung) standen den Besuchern am Tag der offenen Tür ebenso für Fragen zur Verfügung wie Vertreter der ambulanten Hospizgruppe und der Bürgerstiftung Leutkirch. Die Allgäuer Landfrauen, die A-Jugend des FC Leutkirch, die 10. Klasse des Gymnasiums und der Musikverein Gebrazhofen sorgten für Stärkung und Erfrischung und die Stadtkapelle Leutkirch für musikalische Unterhaltung. Die Leutkircher Montagsmaler haben Kunstwerke ausgestellt, die zugunsten des Hospizes verkauft werden. Außerdem bietet die Wand vor dem Hospiz Raum für Wechselausstellungen – den Anfang macht eine Foto-Ausstellung des Fotoclubs Kißlegg-Leutkirch.

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