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23.09.2019

Einweihung des Hospizes St. Michael in Nagold

NAGOLD – Bei strahlendem Spätsommerwetter wurde am Samstag, 21. September, das neue Hospiz St. Michael mit einem Festgottesdienst und der anschließenden Segnung des Hauses durch Bischof Dr. Gebhard Fürst feierlich eingeweiht. In den Ansprachen der Redner spiegelte sich Freude und Dankbarkeit darüber, dass es mit vereinten Kräften gelungen ist, den lang gehegten Wunsch nach einem stationären Hospiz für die Region Wirklichkeit werden zu lassen.

das Hospiz-Team mit Annette Köpfler (Leiterin der Altenhilfe der St. Elisabeth-Stiftung), Hospizleiterin Jutta Benz, Pflegedienstleitung Simone Grünke und Tobias Bär (Leiter Bereich Hospize der St. Elisabeth-Stiftung)

„Dass wir alle sterben werden, ist eine elementare Tatsache unseres Lebens“ brachte Dr. Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, es gleich zu Beginn auf den Punkt. „Vielen ist davor bang und manchem vielleicht noch mehr vor dem Sterben als vor dem Tod“. Genau hier setze das Hospiz an, denn es habe sich zur Aufgabe gemacht, „dem Tag mehr Leben zu geben, das Sterben als kostbare Lebensphase anzunehmen und zu gestalten.“ Schwerstkranken Menschen eine Herberge zu geben und ihnen zu ermöglichen „dass sie loslassen und in Gottes Arme fallen dürfen“ sei eine urchristliche Haltung. „Sterbende zu begleiten ist eine der anspruchsvollsten Aufgaben, eine zutiefst menschliche Herausforderung. Sich nicht distanzieren, sondern hinhören ist die Voraussetzung für gelebte Nächstenliebe.“ Die Hospizbewegung – ob ambulant oder stationär - sei „ein unübersehbares Zeichen, dass Gott in dieser Welt wirkt, dass er da ist.“ Gemeinsam mit dem katholischen Dekan Holger Winterholer, Dekan Ralf Albrecht vom Evangelischen Kirchenbezirk Nagold und Matthias Walter, Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche Nagold zelebrierte der Bischof in Nagolds St. Peter und Paul-Kirche einen berührenden Gottesdienst mit viel Tiefgang. Im Rahmen des - musikalisch vom Remigius Kammerchor unter Leitung von Anna Kalmbach und Organistin Waltraud Götz einfühlsam umrahmten - Gottesdienstes wurden dem Hospiz auch eine Kerze, die angezündet wird, wenn einer der Gäste verstorben ist, sowie das Gedenkbuch, in welches die Namen der Gäste eingetragen werden, feierlich überreicht.
Peter Wittmann, Vorstand der St. Elisabeth-Stiftung, würdigte in seiner Ansprache alle anwesenden Gruppen und Einzelpersonen, die an der Entstehung des Hospizes mitgewirkt haben. „Aus unserer christlichen Grundhaltung heraus sind wir für alle Menschen da - egal, welchen Glauben sie haben. Wir wollen mit dem Hospiz St. Michael ein Glied in der Kette der vielfältigen Angebote für Schwerstkranke sein und hoffen auf ein gutes, inniges Miteinander.“ Barbara Fischer, die Vorsitzende des Fördervereins „Stationäres Hospiz Region Nagold e.V.“,  dankte allen, die an der Realisierung des Hospizes mitgewirkt hatten und äußerte den Wunsch, dass „St. Michael zu einem Ort wird, an dem „Menschen in ihrer letzten Lebensphase selbstbestimmt und in Würde Abschied nehmen können, sich umsorgt und geborgen fühlen, an dem sie Wärme und Lebendigkeit spüren und an dem es Raum und Zeit gibt für das, was in dieser Phase für sie und ihre Angehörigen wichtig ist.“
„Humanitäre Werte wie Nächstenliebe und Solidarität halten die Gesellschaft wesentlich zusammen“, erklärte Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel und hob in seinem Grußwort die Bedeutung der durchgängigen Versorgungsstruktur im ländlichen Raum auch in der letzten Lebensphase hervor. „Dass dies bei uns in der Region möglich ist, dafür sind wir dankbar – und auch ein wenig stolz“. Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann ließ den langen und oft schwierigen Entstehungsprozess, den er von Anfang an begleitet hatte, noch einmal Revue passieren. „Wenn es nun gelingt, die stationäre und ambulante Hospizarbeit gut zusammenzuführen, dann, so bin ich überzeugt, wird das Hospiz ein Anker der Menschlichkeit in der Region.“
„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“, zitierte Norbert Weiser, Leiter des Dezernats Jugend, Soziales und Integration im  Landratsamt Calw, Altbundeskanzler Helmut Schmidt  und fügte hinzu: „Ich bin froh, dass Sie nicht zum Arzt gegangen sind! Für mich wird hier deutlich, was Ehrenamt zu leisten in der Lage ist und dass mit hohem persönlichen Einsatz etwas Besonderes entstehen kann.“
Nach dem Gottesdienst gab es Gelegenheit, das sehr gelungene Gebäude zu besichtigen. Bischof Dr. Gebhard Fürst segnete die Räumlichkeiten, die er sich von Hospizleiterin Jutta Benz  mit großem Interesse zeigen und erklären ließ. „Das Haus“, erklärte er bestimmt, „ist schon gesegnet durch das, was hier geschieht.“ Architekt Michael Stikel überreichte Tobias Bär, dem Leiter Bereich Hospize der St. Elisabeth-Stiftung, den symbolischen Schlüssel. Schließlich trugen sich Bischof Fürst, seine geistlichen Kollegen und Barbara Fischer ins goldene Buch der Stadt ein.

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