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25.11.2019
Schule St. Franziskus, Ingerkingen

Großzügige Spender und großartige Literatur

LAUPHEIM – Der Theaterabend im Kulturhaus Schloss Großlaupheim war ein  Dankeschön an die vielen Menschen, die mit ihren kleinen und großen Spenden am neuen Schulgebäude mitgebaut haben. Der Abend hat mit den Eintrittsgeldern die Spendensumme auf fantastische 300.000 Euro wachsen lassen. Und nicht zuletzt war der Abend mit Walter Sittler ein Hochgenuss.  Der Schauspieler schlüpfte in die Rolle des Erich Kästner und erzählte dem gefesselt lauschenden Publikum, wie es war, als er ein kleiner Junge war.

„Wir sind drin!“ Die Freude darüber war bei allen spürbar. Bei den Vertretern des Kollegiums sowie den Schülern der Schule St. Franziskus und bei den Vertretern der St. Elisabeth-Stiftung von Vorstand Peter Wittmann bis Fundraiserin Brigit Zauner, die „Kopf, Herz und gute Seele“ der Spendenkampagne war, wie Wolf-Dieter Korek, der Leiter des Geschäftsbereichs Kinder Jugend Familie in seinen Dankesworten betonte. Der Umbau ist vollendet, die neuen Räume fast komplett bezogen. Die Bauarbeiten gingen während des laufenden Schulbetriebs vonstatten – ein besonderes Dankeschön galt deshalb allen am Bau beteiligten Handwerkern und Unternehmen. „Ja, es ist geschafft“, freut sich Birgit Zauner. „Das heißt aber nicht, dass wir am Ende sind: Gerade für die Ausstattung des Spielplatzes brauchen wir auch weiter die Unterstützung von Spenderinnen und Spendern.“
Helga Reichert dankte auch den Mitgliedern des sehr rührigen Fördervereins der Schule. Die Intendantin der Biberacher Filmfestspiele führte durch den Benefizabend. Sie und ihr Mann Adrian Kutter waren äußerst engagierte Paten des Schulbauprojektes, für das es kaum öffentliche Zuschüsse gab. Über 90 Prozent der Baukosten von rund 7,5 Millionen Euro gehen zu Lasten der St. Elisabeth-Stiftung als Trägerin der Ganztagsschule, wo inzwischen 125 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen unterrichtet werden. Mit Freude am Leben lernen – das wurde als großes Ziel der Um- und Neubaumaßnahmen ausgegeben.
Dass das Spendenziel von 300.000 Euro erreicht wurde, daran waren sage und schreibe 1087 Gönnerinnen und Gönner beteiligt. Ein Teil von ihnen nahm auf den Ehrenplätzen auf der Empore Platz, wo Walter Sittler vor Vorstellungsbeginn vorbeischaute und freundlich und gänzlich unprätentiös für Fotos mit seinen Fans posierte, während er an den Bildschirmen zuhause gerade als Kommissar Robert Anders am Meer ermittelte und unten im Foyer die Ingerkinger Schulband Beat Kids die hereinströmenden Menschen begeisterte. Auf der Bühne eröffnete schließlich die Rap-Gruppe Inger Kings mit dem fetzigen Rap „Wer ist schon gern allein“ aus dem Film „Das fliegende Klassenzimmer“ den Kästner-Abend.
Und dann kam Walter Sittler. Oder war es doch Erich Kästner, der da am oder auf dem Tisch saß und – von Pianist Lars Jönsson einfühlsam begleitet - aus seinem Leben erzählte? Der beliebte Schauspieler machte das so intensiv und brillant, dass man sich ganz hineinziehen ließ in die Zeit, „als ich ein kleiner Junge war“. Dieses autobiografische Kinderbuch von Erich Kästner ist 1957 erschienen, ein kleiner Junge war Kästner zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Als der erste Weltkrieg begann, war Kästners Kindheit vorbei. Wie er diese Jahre beschreibt, wie er liebevoll und zugleich schonungslos analysierend an seine Eltern Ida und Emil erinnert, wie er mit seinen Lesern – oder in diesem Fall Zuhörern – durch das noch unzerstörte Dresden spaziert, vom Heiligen Abend und vom Schwimmen im Teich erzählt, das fesselt auch heute noch, hundert Jahre später.
Ganz nebenbei schwenkt Kästner immer wieder vom „Kleinmaleins des Lebens“ hinein ins große Weltgeschehen und schmunzelnd und nachdenklich stellt man fest, dass eigentlich alles gleich geblieben ist. Der Abend mit Walter Sittler war ein echter Hochgenuss. Und eine Anregung, unbedingt mal wieder Kästner zu lesen.

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