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01.04.2020
St. Elisabeth-Stiftung, Bad Waldsee

Skypen und Briefe helfen und schaffen Nähe

ALTSHAUSEN/HEGGBACH/EHINGEN - Drei Beispiele aus Häusern der St. Elisabeth-Stiftung, wie Kommunikation in Zeiten der Corona-Krise gelingt: bei Bewohnern in Pflegeheimen und in Wohngruppen des Heggbacher Wohnverbundes.

Das Corona-Virus trifft ältere Menschen und diejenigen mit Vorerkrankungen besonders hart: Einerseits ist da die Angst um die Gesundheit. Andererseits geht mit den Ausgangsbeschränkungen ein Stück Nähe und Geborgenheit verloren, weil Angehörige und Freunde nicht mehr zu Besuch kommen können. Nun engagieren sich immer mehr Menschen, um mit Menschen der Hochrisikogruppe in Kontakt zu kommen. Es entwickelt sich ein wachsender gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Pfarrer Christoph Mayer hielt am Sonntag in der Schlosskirche Altshausen seine Predigt und alle seine älteren Schäflein sahen ihm dabei zu – per Live-Stream auf Youtube. „Für unsere Bewohner war das ein wunderbares Ereignis“, freute sich Bettina Michelis vom Wohnpark St. Josef noch am nächsten Tag, „viele kamen auf uns zu und bedankten sich nochmals ausdrücklich dafür.“ Möglich wurde diese Übertragung durch eine Zusammenarbeit verschiedener Institutionen der gut 4500 Einwohner zählenden Gemeinde. Die Idee brachte Joachim Butz von der Bürgerstiftung Seniorenhilfe Altshausen gemeinsam mit Veranstaltungsprofi Thomas Strobel auf und begeisterte dafür Inhaber örtlicher Firmen: Daniel Schmid von Telefon-Systeme Schmid und den Veranstaltungstechniker Tobias Bodenmüller von TT-Entertainment. Auch Pfarrer Christoph Mayer war sofort angetan. Gemeinsam fanden sie einen Weg, den Live-Stream über drei Kameras zu übertragen. „Es werden zwar auch sonst noch Gottesdienste im Netz angeboten, aber für die Gläubigen ist es schöner, die Stimme und das Gesicht des vertrauten Pfarrers zu sehen“, freute sich Pfarrer Mayer über diese Möglichkeit, „gerade in der nahenden Osterzeit gibt der Gottesdienst auch einen Fixpunkt in der Woche.“

In Altshausens Wohnpark St. Josef wird aber noch mehr angeboten: Von der Bürgerstiftung wurden drei Beamer und drei Laptops zur Verfügung gestellt, mit denen, neben der Übertragung des Gottesdienstes, Orte über das Internet angeschaut werden, in denen sich die Bewohner mal befanden. Manchmal wird diese Technik auch verwendet, um sich Videos von Peter Alexander und Howard Carpendale anzuschauen. Als nächstes werden Fitnessprogramme für Senioren im Internet genutzt, um Bewegung in den Wohnpark zu bringen. „Daneben kommt die Briefe-Aktion sehr gut an“, betont Leiterin Bettina Michelis. In Zusammenarbeit mit der SZ (Laupheim) wurden eine E-Mail-Adresse und ein Facebook-Kontakt eingerichtet, an die jeder etwas an die Bewohner schreiben kann. Das nutzen auch Schüler, die von ihrem Leben erzählen oder Bilder von ihren Hunden oder Katzen schicken. „Das mildert die Einsamkeit ab“, sagt Michelis und kommt zu dem Schluss: „So schlimm das Virus ist, in solchen Aktionen zeigt es auch eine gute Seite. Es könnte sogar eine Chance auf mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt sein.“

Ähnliche Wege gehen die Verantwortlichen im Wohnpark St. Franziskus Ehingen. Dort wurde ein Skype-Account eingerichtet, damit die Bewohner mit ihren Lieben sprechen können. „Das schätzen alle sehr“, freut sich die Leiterin Monika Vollmann-Schipper. Unterstützt wurde die Aktion vom Praktikanten Hermann Manne, der gerade in seiner Ausbildungszeit schulfrei hat und die Einrichtung unterstützen wollte, sowie von der Pflegedienstleiterin Amelie Slavik. 20 Minuten nach Einrichten des Accounts gab es den ersten Anruf. Seither haben die Bewohner feste Zeiten, in denen sie über ein Tablet angerufen werden können. Ein Bewohner war sogar so glücklich, dass er Küsschen übermittelte, als er die Tochter erkannt und wahrgenommen hatte, und anschließend das Tablet streichelte. „Größtenteils kommt das Skypen bei den Bewohnern sehr gut an, da ist es oft herzzerreißend“, bestätigt auch Betreuungskraft Annette Lesehr.

Den Kontakt zur Außenwelt möchte so auch der Heggbacher Wohnverbund erhalten. „Dafür setzen wir auch auf Skype“, sagt Altenpflegehelferin Petra Schirmer. Da es aber jetzt schon schwer für die Bewohner ist, ihre Angehörigen nicht zu sehen und auf Osterbesuche zu verzichten, versucht sie sie anders abzulenken: mit Basteln zu Ostern, Musik, Filmen und natürlich mit Briefen für die Angehörigen. Von einer herzigen Überraschung berichtet Bereichsleiterin Sonja Gaißmaier vom Heggbacher Wohnverbund in Laupheim. Am Briefkasten klebte morgens ein Blatt mit dickem Herz darauf und einem kurzen Gruß. „So etwas habe ich noch nie erlebt und dieser gesellschaftliche Zusammenhalt tut uns allen einfach gut.“

 

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