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22.06.2020
Altenhilfe

Mit Herz und Humor auch schwere Zeiten meistern

LEUTKIRCH – Ins Hospiz kommen Gäste zum Sterben. Dabei ist es gerade die im Haus spürbare Lebendigkeit, die den Aufenthalt im Hospiz für die Sterbenden und ihre Angehörigen so wertvoll macht.

Gerlinde Brünz hat für den Leutkircher Kinderhilfeverein Magita selbst genähte Behelfsmasken für Besucher an Hospizleiterin Evelyn Mauch übergeben. Bild: St. Elisabeth-Stiftung

Dabei ist es gerade die im Haus spürbare Lebendigkeit, die den Aufenthalt im Hospiz für die Sterbenden und ihre Angehörigen so wertvoll macht. Die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie verhindern viel von dieser Lebendigkeit und stellen Gäste, Mitarbeitende und Besucher noch immer vor große Herausforderungen.

 

„Unsere Gäste bekommen mit Corona nochmal ein richtig hartes Päckchen obendrauf“, sagt Evelyn Mauch, Einrichtungsleitung im Hospiz Ursula in Leutkirch, das vor knapp einem Jahr eröffnet wurde. Zwar hat die Politik die Sterbebegleitung von den Besuchsverboten in Kliniken und Pflegeheimen ausgenommen, aber es gelten seitdem strenge Schutzmaßnahmen im Hospiz. Mund-Nasen-Masken und Händedesinfektion sind selbstverständlich, zudem wurde die Zahl der Besucher, die sich weitgehend nur im Zimmer des Gastes aufhalten dürfen, auf ein Minimum reduziert.

„Wir besprechen mit jedem Gast und seinen Angehörigen, wer zu Besuch kommen darf“, erklärt Evelyn Mauch. Es beeindruckt sie immer wieder, mit welch großem Verständnis die Gäste und ihre Angehörigen reagieren. „Wir gehen diesen Weg gemeinsam.“ Ein Weg, der im Hospiz oft eine Gratwanderung ist. „Einerseits ist der Schutz der Gäste wichtig, andererseits möchten wir auch deren Bedürfnisse achten. Für unsere Gäste zählt der Moment. Auch wenn diese Menschen schwer krank sind und kurz vor ihrem Lebensende stehen, soll nicht noch eine Corona-Infektion dazu kommen. Mit den Symptomen, die sie eh haben, sind sie schon genug belastet.“

Abstandhalten in der Sterbebegleitung ist schwierig. Deshalb sind auch die Mitarbeitenden im Hospiz viel mehr gefordert als in normalen Zeiten. Die Arbeit in Schutzkleidung ist anstrengend, die Kommunikation beeinträchtigt. Und nicht zuletzt ist es unerlässlich, auch im privaten Bereich konsequent Kontakte zu reduzieren. Jeder Gast, der neu aufgenommen wird, muss 14 Tage isoliert in seinem Zimmer verbringen, Mitarbeitende dürfen nur mit persönlicher Schutzausrüstung, also mit  FFP2-Maske, Schutzkittel, Schutzbrille und Handschuhen zu ihm.

Besonders vermissen Evelyn Mauch und ihr Team die Lebendigkeit, die sonst so viel Bedeutung im Hospiz Ursula hat: die kleinen Feierstunden im Wohnzimmer, Kinder, die über den Flur springen, Gespräche an der Kaffeemaschine und dergleichen mehr. Für viel Freude sorgen in dieser schwierigen Zeit Überraschungen aus der Bevölkerung wie Blumen und Gebasteltes für die Gäste oder Süßigkeiten für`s Personal. Oder die Behelfsmasken für Besucher des Hospizes, die der Leutkircher Kinderhilfeverein Magita genäht und gespendet hat, als das Tragen von Schutzmasken in der Öffentlichkeit noch nicht Pflicht war. „Die Einschränkungen müssen wir alle gemeinsam aushalten“, sagt Evelyn Mauch. „Dabei hilft es, dass wir das Herz trotzdem am rechten Fleck haben.  Herz und Humor kann uns auch Corona nicht nehmen.“

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