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09.07.2020

Gemeinsam mehr erleben in Ulm-Söflingen

ULM - Im Projekt „Freizeit- und Lebensgestaltung“ in Ulm-Söflingen sind noch Plätze frei. Hier finden Jugendliche und Erwachsene mit schwerer Körperbehinderung eine auf sie zugeschnittene Möglichkeit, in der Gemeinschaft ihre Zeit zu verbringen. Getragen wird das Projekt von der St. Elisabeth-Stiftung.

Scrabble ist ein Spiel für Regentage beim Projekt „Freizeit- und Lebensgestaltung“ im Club Körperbehinderte und ihre Freunde in Ulm-Söflingen. Noch lieber plant die Gruppe (von links Mitarbeiterin Ilka Keller, Andreas Sturm mit seinem Betreuer und Oliver Maier im Vordergrund) Ausflüge, die nach Ende der Corona-Beschränkungen wieder möglich sind. Foto: St. Elisabeth-Stiftung/Uli Landthaler

Was tun an einem schönen Sommertag? Na klar: Ein Ausflug an den Bodensee oder in die Wilhelma, ein Besuch in der Eisdiele, ein Spaziergang in der Friedrichsau…oder wenn es regnet, ins Museum gehen oder die Ausstellung im Stadthaus am Münsterplatz besuchen. Was für die meisten eine selbstverständliche Freizeit-Option ist, wird für Menschen mit einer schweren Körperbehinderung zu einer großen Hürde. Sie sitzen im Rollstuhl, benötigen Betreuung und können sich nicht einfach ins Auto setzen, um an ihr Ziel zu kommen. Für sie gibt es das Angebot „Freizeit- und Lebensgestaltung“, das die St. Elisabeth-Stiftung in den Räumen des Ulmer Clubs Körperbehinderte und ihre Freunde organisiert.
Etwa für Andreas, der vier Mal pro Woche aus seinem Wohnort Bihlafingen nach Söflingen gebracht wird. Er sitzt in einem speziell für seine Bedürfnisse ausgestatteten Rollstuhl und würde ansonsten wahrscheinlich „zuhause im Garten sitzen und lesen“, wenn es das Angebot nicht gäbe. Nun aber kann er in den Club-Räumen am PC seine Vorschläge für die gemeinsamen Unternehmungen  ausarbeiten. Sehr beliebt sind neben Ausflügen und Spaziergängen auch Firmenbesichtigungen – von Magirus bis Seeberger standen schon einige wichtige Unternehmen in der Region auf dem Besuchsplan der Gruppe. Unterwegs ist sie mit dem behindertengerechten Kleinbus oder auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln: „Die Straßenbahnhaltestelle liegt an der Haustür, nach Stuttgart sind wir mit dem Zug gefahren“, berichtet Mitarbeiterin Ilka Keller.
In der bisherigen Corona-Zeit waren die Aktivitäten weitgehend eingeschränkt, nun werden sie langsam wieder hochgefahren – ein Anlass, wieder auf das Angebot aufmerksam zu machen, das es seit über 20 Jahren gibt und in dem aktuell zwei der fünf Plätze frei sind. Ilka Keller. „Es gibt sicher einige, die zuhause sitzen und davon nichts wissen“.
Von Montag bis Donnerstag stehen die Club-Türen im Pfarrer-Weiß-Weg in Söflingen jeweils von 9 bis 16 Uhr offen. Die kleine Gruppe verbringt den Tag miteinander, kocht zusammen und geht dafür gemeinsam einkaufen, „in Söflingen kennt man uns“. Steht kein Ausflug an, verbringt man die Zeit mit Spiele- oder Filmnachmittagen, auch regelmäßige Physio-  und Ergotherapie wird  angeboten. Das gemeinsame Organisieren der Aktivitäten ist wichtiger Teil der Lebensgestaltung für die Körperbehinderten, für die der Arbeitsmarkt aufgrund ihres Handicaps weitgehend verschlossen ist.
Das Projekt „Freizeit- und Lebensgestaltung“ ist zugeschnitten auf Jugendliche und junge Erwachsene mit schwerer Körperbehinderung, die angeboren oder Folge eines Unfalls oder einer Erkrankung sein kann. Die Betroffen haben nach der Schulzeit keine Aussicht auf eine angemessene Erwerbstätigkeit, wollen aber wie jeder Mensch ihre Zeit entsprechend ihren Bedürfnissen zusammen mit anderen gestalten. In dem Projekt erhalten sie die Möglichkeit, sich gemeinsam mit ihrer Situation auseinander zu setzen. Selbständigkeit und Elternunabhängigkeit werden gefördert und die Teilnehmenden erfahren das Zusammenleben in einer Gruppe.
Für qualifizierte Betreuung sorgt ein kleines Team um Sozialpädagogin Sonja Eilks. Dazu gehören pädagogische Fachkräfte, aber auch Praktikanten, Ehrenamtliche und weitere Freiwillige: „Wir suchen für die Zeit ab September jemand fürs Freiwillige Soziale Jahr“, betont die Leiterin. Das Team hält auch engen Kontakt zu den Eltern und Familienangehörigen, für die das Angebot eine große Entlastung ist.

INFO: Wer sich über das Projekt „Freizeit- und Lebensgestaltung“ im Club Körperbehinderte und ihre Freunde  informieren will: Leiterin Sonja Eilks ist erreichbar unter Tel. 0731 / 23310 und E-Mail: projekt-flg@st-elisabeth-stiftung.de.  Web: www.st-elisabeth-stiftung.de

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