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29.09.2021

Spielekonsole begeistert und erleichtert den Alltag

EHINGEN - Motorradfahren, Tischtennis-Spielen, Kegeln, Singen oder Tanzen: All das können die Seniorinnen und Senioren im Pflegeheim des Wohnparks St. Franziskus der St. Elisabeth-Stiftung in Ehingen mit ihrer neuen Spielekonsole. Das Gerät wird mit einfachen Gesten und Körperbewegungen gesteuert. Das macht Spaß und trainiert nebenher Gedächtnis und Reaktion.

Maria S. lehnt sich im Sessel ein wenig nach links und verfolgt gebannt, wie das Motorrad nach links abbiegt. Als sie sich aufrichtet, fährt das Motorrad auf dem Bildschirm geradeaus weiter. Sie macht einen Ausflug zu ihrer Tante nach Augsburg,  erklärt die 85-jährige aus Obermarchtal. Und erzählt, dass sie früher bei ihren Söhnen auf dem Motorrad mitgefahren ist. Zum Selber-Fahren sei sie aber erst jetzt im Pflegeheim gekommen – mit der Spielekonsole.

Maria S. sitzt im Foyer des Katholischen Hauses der Pflege Wohnpark St. Franziskus. Vor ihr hängt ein großer Bildschirm, darunter steht eine 3-D-Kamera, die die Bewegungen der 85-jährigen registriert. Die Memore-Box dahinter steuert die Spiele. Es gibt nur einen einzigen Knopf: den zum Einschalten. Die Anleitung für alles Weitere kommt vom virtuellen Pflegepersonal auf dem Bildschirm.

„Wir haben die Spielekonsole seit dem Frühjahr“, berichtet Annette Lesehr, Betreuungskraft im Wohnpark. „Einlernen war überhaupt nicht nötig, wir haben das Gerät sofort nutzen können.“ Am beliebtesten bei den Bewohnern sei das Motorradfahren. Wenn mehrere gemeinsam vor dem Bildschirm sitzen, nutzen sie auch gern die Module „Singen“ und „Tanzen“, berichtet Lesehr. Vor allem für diejenigen, die den ganzen Tag im Rollstuhl sitzen, sei die Bewegung segensreich. Für die anderen könnten die Spiele auch zur Sturzprophylaxe beitragen. Durch die „Spiele“ wird der Geleichgewichtssinn angeregt und geübt. Etwa beim Motorradfahren im Sitzen, indem die Spieler sich vorsichtig zur Seite und wieder zurückbewegen. Das trainiert auch die beanspruchte Muskulatur.

Maria S. hat inzwischen zum Modul „Singen“ umgeschaltet. Das Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ erklingt, parallel erscheint der Text auf dem Bildschirm. Beim Mitsingen ist der Seniorin die Freude anzusehen. Noch mehr Spaß macht es zu dritt, als die 73-jährige Bärbel R. und der 99-jährige Johannes B. dazukommen. Auch viele Angehörige nutzen gern die Spielekonsole. Wenn sie zu Besuch kommen, heißt es beispielsweise: „Komm Oma, wir gehen Motorradfahren.“

Die Spielekonsole als digitales Präventionsangebot speziell für Seniorinnen und Senioren in Pflegeeinrichtungen kommt von der RetroBrain R&D GmbH mit Sitz in Hamburg. Die Firma hat die MemoreBox in Kooperation mit der Krankenkasse Barmer entwickelt. Seit diesem Jahr können Pflegeeinrichtungen, die die MemoreBox nutzen wollen, dafür Förderanträge bei allen Pflegekassen stellen. Der Wohnpark St. Franziskus gehört zu den ersten Nutzern dieses Angebots. „Unsere 55 Bewohner profitieren sehr davon“, sagt Wohnpark-Leiterin Monika Vollmann-Schipper. „Wir sind dankbar, dass die Barmer uns in ihr Förderprogramm aufgenommen hat.“  Gleichzeitig betont die Einrichtungsleitung, dass ältere Menschen nicht vor dem Bildschirm „geparkt“ werden. „Ganz im Gegenteil: Wir beobachten und dokumentieren die Wirksamkeit des Digitalangebots genau und arbeiten an der wissenschaftlichen Begleitforschung mit.“ Es handle sich lediglich um eine zeitgemäße Erweiterung des gängigen Aktivierungsangebots. Monika Vollmann-Schipper bekräftigt: „Unsere 55 Bewohner profitieren alle. Interessanterweise besonders jene, die sich für andere Gruppenangebote schlecht gewinnen lassen.“

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