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16.12.2022

95-jährige erinnert sich an Kindheit im herzoglichen Schloss

Altshausen – Sie war in Wien, Paris und Genf, hat Prinzen und Könige kennengelernt: Maria Halder hat viel erlebt in ihrem langen Leben. Inzwischen wohnt sie als hoch betagte Dame im Pflegeheim im Wohnpark St. Josef der St. Elisabeth-Stiftung. Am 20. Dezember feiert sie ihren 95. Geburtstag.

Maria Halder hat viel zu erzählen: Sie feiert am Dienstag ihren 95. Geburtstag. Foto: Elke Oberländer/St. Elisabeth-Stiftung

„Ich bin im Schloss geboren“, so beginnt Maria Halders Bericht. Gemeint ist das Schloss Altshausen, Wohnsitz des Herzogs von Württemberg und seiner Familie. Vater Halder bewirtschaftet die Schlossdomäne. 1927 kommt seine Tochter zur Welt. Wegen einer Erkrankung verordnen die Ärzte ihr besonders gutes Essen: Das Mädchen darf im Schloss zusammen mit den Kindern des Herzogs speisen. „Diener haben mir mein Essen hinstellen müssen“, erinnert sich die Seniorin. „Die jungen Prinzen und Prinzessinnen waren meine Spielkameraden.“
Maria Halder bleibt der Herzogsfamilie treu: „Ich habe alle Kinder beim Herzog erzogen.“ Als Kindergärtnerin und Erzieherin begleitet sie die Familie bei ihren Reisen und wohnt auch eine Zeit lang mit ihnen in Friedrichshafen im Schloss am Bodensee. „Da ist es mir gut gegangen“, sagt die Seniorin. Und sie ist stolz darauf, dass sie in dieser Zeit viele Prinzen und Könige kennenlernen darf.

Während des Zweiten Weltkriegs ist Maria Halder Rotkreuz-Schwester. Sie arbeitet in Stuttgart und in Rüdesheim am Rhein. Im Auftrag des internationalen Roten Kreuzes reist sie nach Bonn und Genf. Maria Halder sieht viele Orte, begegnet vielen Menschen. Eine Zeit lang hilft sie auf dem Hof ihres Bruders am Bodensee mit. Später ist sie Kindergärtnerin in ihrem Heimatort Altshausen. Viele Altshausener erinnern sich noch an ihre Kindergartenzeit bei „Fräulein Halder“.
Jetzt im Alter hat Maria Halder Mühe, den Überblick zu behalten: „Es ist so schwierig, das alles aus dem Hirn wieder herzuholen“, sagt die Seniorin. Andererseits hat sie vieles ganz klar im Kopf, sieht die Landkarten von Deutschland und Frankreich vor ihrem inneren Auge, kann die Städte am Rhein und an der Seine aufzählen. Seit 2019 lebt sie im Wohnpark St. Josef. Sie geht gern in die Hauskapelle und hört Gottesdienste im Radio. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Wohnpark schätzen sie sehr wegen ihrer Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit.
Ob ihr etwas fehlt im Alter? „Ich war immer gern bei den Kindern“, sagt Maria Halder. Und sie hat „Heimweh nach ihrem Hund“. Die Seniorin hatte immer Schäferhunde und ist jeden Tag mit ihnen spazieren gegangen. „So ein Hund gibt viel Wärme und Liebe.“ Große Sorgen macht Maria Halder der Krieg in der Ukraine: „Da kommt alles wieder hoch.“ Sie weiß, was es bedeutet, wenn Krieg herrscht. „Aber wir wollen doch miteinander leben und uns nicht gegenseitig kaputtmachen.“ Ihr größter Wunsch zu ihrem 95. Geburtstag ist, dass „endlich alle Freunde sind.“

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