Schließen Menü
22.07.2024

Aufwendige Kontrollen gefährden Pflegealltag

MITTELBIBERACH – Die St. Elisabeth-Stiftung fordert die Abschaffung der doppelten Prüfung stationärer Pflegeeinrichtungen durch den Medizinischen Dienst und die Heimaufsicht der Landkreise. Außerdem drängt die Stiftung darauf, die Abstimmung zwischen Einrichtung und Prüfinstanz stärker zu digitalisieren.

Bildunterschriften: Andrea Thiele, Vorstandssprecherin der St. Elisabeth-Stiftung, setzt sich für eine gemeinsame Prüfinstanz für die Pflege ein. Mehr Zeit für die Pflege wäre wünschenswert. Zeit einsparen ließe sich unter anderem bei den doppelten Prüfungen durch Heimaufsicht und Medizinischem Dienst. Fotos: Archiv/Felix Kästle/St. Elisabeth-Stiftung

„Die Qualität der Leistungen in der Altenhilfe muss regelmäßig geprüft werden - die­ser externe Blick ist wichtig", betont Andrea Thiele, Vorstandssprecherin der St. Eli­sabeth-Stiftung. „Aber wir müssen jede unnötige Bürokratie vermeiden. Wir brauchen unsere Ressourcen für die Pflege und Betreuung der Menschen in unseren Pflege­heimen."

Die jährlichen Regelkontrollen sowohl des Medizinischen Dienstes als auch der
Heim­­­­aufsicht beanspruchten vor Ort bis zu drei Tage lang die Pflegedienstleitung, eine Mitarbeitende des Qualitätsmanagements sowie weitere Pflegefachkräfte. Das sorge in Zeiten des Personalmangels für erhebliche Herausforderungen in der Pla­nung und Sicherstellung des Pflegealltags. Zusätzlich würden Vor- und Nachberei­tung wichtige personelle Ressourcen binden. Besonders ärgerlich dabei ist aus Thie­les Sicht der aufwendige Datenaustausch: Dokumente, die bei der St. Elisabeth-Stif­tung digital vorliegen, müssten ausgedruckt und mit der Post oder per Fax verschickt werden.

„Zusammen mit den Vor- und Nacharbeiten binden die Kontrollen bis zu zehn Tage lang Arbeitszeit, die in der Pflege dringend gebraucht wird“, betont Vorstandssprecherin Thiele. Angesichts der sehr ähnlichen Prüfinhalte beim Medizinischen Dienst und bei der Heimaufsicht regt sie an, eine gemeinsame Prüfinstanz zu schaffen. Dann müsse nicht mehr doppelt geprüft werden. Viel Zeit sparen ließe sich auch mit einheitlichen digitalen Schnittstellen für den Datenaustausch.

Markus Grauert unterstützt diese Forderungen. Zweimal im Jahr muss der Leiter des Wohnparks am Rotbach in Mittelbiberach mit Kontrollen seines Pflegeheims rechnen. „Dass geprüft wird, ist sinnvoll und gut“, sagt er. „Aber die Menge an Prüfungstagen ist wirklich hinderlich für den Pflegealltag.“

Für das Pflegeheim sei eine solche Kontrolle immer eine Stress-Situation. Und das nicht etwa, weil der Wohnpark am Rotbach etwas zu verbergen hätte. Aber wenn geprüft werde, müssten Wohnpark- und Pflegedienstleitung kurzfristig sämtliche an­deren Termine absagen. Auf dem Weg durchs Haus und zu den Bewohnerinnen und Bewohnern müsse eine Pflegefachkraft dabei sein – die fehle dann in ihrer Schicht. Dazu komme die aufwendige Nachbereitung: „Die ist wirklich ein großer Zeitfresser.“

„Bis jetzt haben wir vermeiden können, für die Prüfung und die Nachbereitung je­mand aus sei­nem freien Tag zu holen“, berichtet Grauert. „Wir lösen das meist mit ange­hängten Überstunden.“ Der Wohnparkleiter würde sich wünschen, dass nicht zweimal im Jahr kontrolliert wird. Auch aus seiner Sicht könnten die Prüfungen des Medizinischen Dienstes und der Heimaufsicht gut zusammengelegt werden: „Die sind sehr ähnlich, da gibt es nur geringe Abweichungen.“ Und mit verstärkter Digitalisierung könne die Nachbereitung sehr erleichtert werden.

Link kopieren