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30.07.2024

„Ich gebe nicht auf“

HEGGBACH - Ein berührendes Blues-Konzert gab es im Heggbacher Festsaal: Es spielten der Kanadier Marty Hall zusammen mit dem Franzosen Benjamin Tehoval.

Links Benjamin Tehoval, rechts Marty Hall

Marty Halls Auftritt in Heggbach im letzten Jahr ist noch in bester Erinnerung. Heilpädagoge Maximilian Klein freut sich bei der Begrüßung der Gäste: „Ihm hat es so gut gefallen bei uns, dass er noch einmal in Heggbach musiziert. Mitgebracht hat er diesmal zudem Benjamin Tehoval, die legendäre Ein-Mann-Blues-Band“. Hall, kanadischer Gitarrist und Sänger, bekannt als Interpret von Blues - und Roots-Klassikern des 20. Jahrhunderts, wie die von Willie Dixon, Freddie King und Jimmy Reed, beginnt den Abend mit seiner eigenen Komposition „Center Lane“. Er wolle damit für alle singen, die nicht mehr auf der ganz schnellen Spur unterwegs seien, aber noch nicht bereit für die langsame Spur, erläutert er. Nach einem schweren Unfall vor Jahren greift er Akkorde nur mit zwei Fingern und spielt dennoch höchst virtuos.  Seine englischen Ansagen mischt er mit deutschen Wendungen, teilweise sächsisch gefärbt, lebt er doch schon länger in der Nähe von Dresden. Er liebe kleine Ort wie Heggbach, die ihn an seine kanadische Heimat erinnern. Mit den Umlauten der deutschen Sprache stehe er etwas auf Kriegsfuß gibt er zu, als er sich wegen der schwülen Hitze den Schweiß von der Stirn wischt. Den Song „I Won’t Back Down“ von Tom Petty mag er besonders gern, entspreche er doch seinem Lebensmotto „Ich gebe nicht auf“. Die nächste Eigenkomposition „Precious Love“ hat er seiner Mutter gewidmet. „Der folgende Song über den Amerikanischen Bürgerkrieg ist nicht von Juliane Werding“, witzelt er, als er „The Night They Drove Old Dixie Down“ intoniert, sondern von einem kanadischen Landsmann“. Dem Klassiker von 1865 folgt der Frank-Sinatra-Hit von 1965 „Fly Me To The Moon“.
Haben einige der Zuhörenden, darunter viele Bewohnerinnen und Bewohner aus Heggbach, schon fleißig Luftgitarre gespielt, wippen beim zweiten Teil des Konzerts fast alle mit den Füßen. Der 1946 in Rumänien geborene Benjamin Tehoval, Bluesmusiker aus Straßburg, spielt die Bass Läufe mit dem linken Fuß auf den Bass Pedalen, das sich öffnende und schließende Becken und Bass Drum mit dem rechten Fuß. Dazu hält er seine alte Gibson Gitarre mit den Händen, bläst abwechselnd in die Mundharmonika und singt. Man glaubt wirklich, eine komplette Band vor sich zu haben. Tehovals erstaunliche Fähigkeit beherrschen auch nur wenige Musiker weltweit. Sein Vorbild ist Jesse Fuller, der 1954 den „San Francisco Bay Blues“ komponierte und als Ein-Mann-Band spielte, wie er auf Deutsch mit französischem Akzent vorträgt.
Zum Ende des Konzerts spielen die beiden Bluesmusiker, die sich offenkundig gegenseitig sehr schätzen, zwei Titel gemeinsam, ehe sie die Bühne verlassen dürfen. Auch wenn es in einer Festhalle nicht leicht ist, echte Blues-Atmosphäre entstehen zu lassen, erleben die Freunde dieser ur-amerikanischen Musik einen gelungenen Abend. Sie danken mit viel Applaus.

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