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31.07.2024

Aufwendige Kontrollen gefährden Pflegealltag

EHINGEN – Die St. Elisabeth-Stiftung fordert die Abschaffung der doppelten Prüfung stationärer Pflegeeinrichtungen durch den Medizinischen Dienst und die Heimaufsicht der Landkreise. Außerdem drängt die Stiftung darauf, die Abstimmung zwischen Einrichtung und Prüfinstanz stärker zu digitalisieren.

Bildunterschriften: Andrea Thiele, Vorstandssprecherin der St. Elisabeth-Stiftung, und Monika Vollmann-Schipper, Leiterin des Wohnparks St. Franziskus, setzen sich für eine gemeinsame Prüfinstanz für die Pflege ein. Fotos: Archiv/St. Elisabeth-Stiftung

„Die Qualität der Leistungen in der Altenhilfe muss regelmäßig geprüft werden - dieser externe Blick ist wichtig", betont Andrea Thiele, Vorstandssprecherin der St. Elisabeth-Stiftung. „Aber wir müssen jede unnötige Bürokratie vermeiden. Wir brauchen unsere Ressourcen für die Pflege und Betreuung der Menschen in unseren Pflegeheimen."
Die jährlichen Regelkontrollen sowohl des Medizinischen Dienstes als auch der Heimaufsicht beanspruchten vor Ort bis zu drei Tage lang die Pflegedienstleitung, eine Mitarbeitende des Qualitätsmanagements sowie weitere Pflegefachkräfte. Das sorge in Zeiten des Personalmangels für erhebliche Herausforderungen in der Planung und Sicherstellung des Pflegealltags. Zusätzlich würden Vor- und Nachbereitung wichtige personelle Ressourcen binden. Besonders ärgerlich dabei ist aus Thieles Sicht der aufwendige Datenaustausch: Dokumente, die bei der St. Elisabeth-Stiftung digital vorliegen, müssten ausgedruckt und mit der Post oder per Fax verschickt werden.
„Zusammen mit den Vor- und Nacharbeiten binden die Kontrollen bis zu zehn Tage lang Arbeitszeit, die in der Pflege dringend gebraucht wird“, betont Vorstandssprecherin Andrea Thiele. Angesichts der sehr ähnlichen Prüfinhalte beim
Medizinischen Dienst und bei der Heimaufsicht regt sie an, eine gemeinsame Prüfinstanz zu schaffen. Dann müsse nicht mehr doppelt geprüft werden. Viel Zeit sparen ließe sich auch mit einheitlichen digitalen Schnittstellen für den Datenaustausch.
Monika Vollmann-Schipper unterstützt diese Forderungen. Zweimal im Jahr muss die Leiterin des Wohnparks St. Franziskus in Ehingen mit Kontrollen ihres Pflegeheims rechnen. „Der prüfende Blick von außen ist wichtig“, sagt sie. „Aber die Kontrollen sind für uns so aufwändig, dass wir währenddessen kaum den Pflegealltag aufrecht halten können.“
Für das Pflegeheim sei eine solche Kontrolle immer eine Stress-Situation. Und das nicht etwa, weil der Wohnpark St. Franziskus etwas zu verbergen hätte. Aber wenn geprüft werde, müssten Wohnpark- und Pflegedienstleiterin im Haus sein, um die vielen benötigten Dokumente bereitzustellen. „Man hat ja selber Termine, ist vielleicht gerade bei einer Konferenz“, berichtet Vollmann-Schipper. „Dann kommt ein Anruf: Kannst du dich loseisen – hier steht die Heimaufsicht vor der Tür.“
Auf dem Weg durchs Haus und zu den Bewohnerinnen und Bewohnern müsse eine Pflegefachkraft dabei sein. „Die fehlt dann in der normalen Schicht“, erklärt die Wohnparkleiterin. „Also muss ich ganz schnell umorganisieren und jemand aus seinem freien Tag holen.“ Besonders schwierig sei das in der Urlaubszeit oder während einer Krankheitswelle.
Die Wohnparkleiterin würde sich wünschen, dass nicht zweimal im Jahr kontrolliert wird. Auch aus ihrer Sicht könnten die Prüfungen des Medizinischen Dienstes und der Heimaufsicht gut zusammengelegt werden: „Die überschneiden sich in weiten Teilen.“ Außerdem schlägt Vollmann-Schipper vor: „Wenn man sieht, dass es in einem Haus gut läuft wie bei uns, könnte man doch alle zwei Jahre zur Prüfung kommen.“

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