Schließen Menü
30.09.2024

Seniorenpaar genießt die eigene Wohnung

RIEDLINGEN - „Wie schön wir es jetzt haben.“ Das sagen Sieglinde und Karl Kopp immer wieder. Die beiden sind im Januar nach Riedlingen in den ersten Stock des Wohnparks St. Barbara gezogen. Was ihnen dort so gut gefällt, ist die Kombination aus Sicherheit und Miteinander in der Gemeinschaft und der persönlichen Unabhängigkeit.

Bildunterschrift: Tanzen ist ihr liebstes Hobby: Sieglinde und Karl Kopp im Wohnpark St. Barbara. Foto: Elke Oberländer/St. Elisabeth-Stiftung

Sieglinde und Karl Kopp tanzen für ihr Leben gern. Das war denn auch die erste Frage, als sie überlegt haben, in den Wohnpark zu ziehen: „Nicht wie die Wohnung aussieht, sondern ob wir weiter Tanzen gehen können, das wollte ich wissen“, erinnert sich Sieglinde Kopp. „Das war unsere Bedingung, dass man ein bissle frei ist.“ Ob Disco Fox, Walzer oder Twist: Die beiden tanzen im Haus beim Stammtisch oder bei Festen, und sie fahren gern zu Tanzveranstaltungen in der Umgebung. Oft kommen sie erst nach Mitternacht wieder zurück.
„Am Anfang war es schon eine Umstellung“, berichtet die 64-jährige Sieglinde Kopp. „In die kleinere Wohnung und in die neue Umgebung…“ Die beiden hatten früher eine Landwirtschaft in Sauggart bei Uttenweiler, mit Milchvieh, Schweinen und Ziegen. Jetzt bewohnt das Paar eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad, Wohn- und Schlafzimmer. „Ich kann mein eigener Herr sein und das eigene Ich ausleben“, sagt Sieglinde Kopp. „Das Eigene ist sehr wichtig im Alter - das Miteinander aber auch.“ Die Seniorin erzählt, wie an ihrem Geburtstag die ganze Gemeinschaft vom Stockwerk gekommen ist und alle zusammen gefeiert haben. Oder wie eine Nachbarin alle zum Eis eingeladen hat.
Das Projekt TALIS im Wohnpark St. Barbara steht für „Täglich aktiv leben - individuell und sorgenfrei“. Es wendet sich an Menschen, die mindestens Pflegestufe II haben, aber ohne nächtliche Betreuung auskommen. An drei Tagen in der Woche gibt es Mittagessen im Gemeinschaftsraum, an vier Tagen kochen die Mieterinnen und Mieter in ihren eigenen Küchen. Die Wohnungen werden jede Woche von einer Putzfrau saubergemacht, es gibt einen Hausmeister und wer möchte, kann, wie das Ehepaar Kopp, einen Knopf am Arm tragen für den 24-Stunden-Hausnotruf.
Der 80jährige Karl Kopp geht jeden Mittwoch, Donnerstag und Freitag in die Tagespflege. Mittwochs und donnerstags begleitet ihn seine Frau. Am Dienstag gibt es im Seniorenstüble Programm, mal einen Vortrag, dann wird gesungen… „Da ist Leben“, sagt Sieglinde Kopp. „Wir haben viel zu lachen miteinander.“ Freitags kommt eine Betreuerin in den ersten Stock. Nächstes Mal wollen alle zusammen Zwetschgenkuchen backen. „Ich freue mich sehr, dass es in TALIS eine so tolle Gemeinschaft und ein schönes Miteinander gibt“, sagt auch Wohnparkleiterin Daniela Würfel. „Oft wird zusammen gekocht oder einer geht zum Bäcker und holt Brötchen für alle.“
Sieglinde Kopp hört gern zu, wenn die alten Leute von früher erzählen. „Heizen, Kartoffeln klauben, Traktorfahren – das hab ich auch alles machen müssen“, berichtet sie. Bevor sie ihren Karl geheiratet hat und Bäuerin wurde, hat sie drei Jahre als Krankenschwester gearbeitet. „Da habe ich gelernt, dass Zuhören und ein guter Rat oft mehr wert ist als eine Tablette.“
Sieglinde und Karl Kopp ziehen viel Kraft und Energie aus dem Tanzen. Auch wenn der herzkranke Karl Kopp von sich sagt: „Ich bin kein Sprinter mehr, ich bin jetzt ein Geher.“ Wenn sie zu ihren Tanzveranstaltungen fahren, nehmen sie oft Nachbarn aus dem Wohnpark mit. „Eine Rollstuhlfahrerin würde auch gern mitkommen, aber für sie bräuchte man ein spezielles Fahrzeugt“, sagt Sieglinde Kopp. „Das geht in unserem Privatauto nicht.“ Sie könnte sich gut vorstellen, Tanzveranstaltungen für Menschen im Rollstuhl zu organisieren.
Das Ehepaar Kopp ist sich einig: Es war eine gute Entscheidung, in den Wohnpark zu ziehen. Viele würden sagen, dann gehöre man zum alten Eisen. „Aber das ist nicht wahr“, sagt Sieglinde Kopp. „Wir haben es sehr schön hier und unser Kalender ist voller als vorher.“ Und wenn es irgendwann nicht mehr geht, dann wechselt er oder sie ins Pflegeheim einen Stock tiefer und die beiden sind immer noch nah beieinander.

Link kopieren