Altenhilfe
Ein starkes Zeichen für Würde am Lebensende
HEGGBACH – „Der Tod ist ein Teil des Lebens – und deshalb gehört auch die Frage, wie wir Menschen am Lebensende begleiten, in die Mitte unserer Gesellschaft.“ Mit diesen Worten eröffnete Andrea Thiele, Vorstandssprecherin der St. Elisabeth-Stiftung, den Fachtag „Palliative Geriatrie“ am 27. Juni 2025 in Heggbach. Rund 170 Fach- und Führungskräfte aus Pflege, Medizin, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft sind in Heggbach für den Fachtag zusammengekommen.

Manne Lucha, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, und Schirmherr des Fachtags „Palliative Geriatrie“ bei seinem Grußwort
Ziel des Fachtags: Impulse setzen, Bewusstsein schaffen – und zeigen, wie eine würdevolle Begleitung am Lebensende auch in der stationären Langzeitpflege möglich ist. Im Mittelpunkt stand dabei das Modellprojekt „Palliative Care“ der Stiftung, das über einen Zeitraum von zwei Jahren in zwei Pflegeheimen erprobt wurde. Die zentrale Idee: Wenn Fachkräfte durch gezielte Weiterbildung, zusätzliche zeitliche Ressourcen und strukturelle Unterstützung gestärkt werden, gelingt Begleitung am Lebensende auch in einem belasteten Alltag.
Ein eigens produzierter Film über das Modellprojekt „Palliative Care“ gewährte dabei tiefe Einblicke in die Praxis – und zeigte eindrucksvoll, wie alle Berufsgruppen im Pflegeheim, Ehrenamtliche, Ärzte und Angehörige gemeinsam zu tragenden Begleitern in der letzten Lebensphase werden können. Der Film bildete den thematischen und emotionalen Auftakt zum Fachtag.
Nach einem Grußwort von Sozialminister Manfred Lucha (Schirmherr des Fachtags), stellte Projektleiterin Conny Frick das Modellprojekt im Detail vor und erläuterte, was möglich ist, wenn palliative Geriatrie strukturell in der stationären Langzeitpflege verankert wird: mehr Sicherheit im Pflegealltag, weil Fachkräfte durch gezielte Schulung und mehr Zeit neue Handlungssicherheit gewinnen. Mehr Zufriedenheit bei Angehörigen und Hausärztinnen und Hausärzten, weil Kommunikation, Vertrauen und das gemeinsame Ziel einer würdevollen Begleitung spürbar gestärkt wurden. Eine bessere interprofessionelle Zusammenarbeit, bei der alle Beteiligten – Pflege, Ärztinnen, SAPV-Teams, Ehrenamtliche – Hand in Hand arbeiteten. Und nicht zuletzt wurde in den beteiligten Einrichtungen eine Atmosphäre der Achtsamkeit und gelebten Menschlichkeit spürbar, die dem Lebensende einen würdevollen Rahmen bietet.
AOK-Vorstand Bauernfeind unterstrich die Bedeutung eines vernetzten Systems: Hausärztinnen, SAPV-Teams, Ehrenamt, Angehörige – sie alle müssten eingebunden sein, um unnötige Krankenhauseinweisungen zu vermeiden und Lebensqualität bis zuletzt zu sichern.
Für die Stiftung ist der Fachtag kein Abschluss, sondern ein Aufbruch. Ziel ist es, die Projekt-Erkenntnisse strukturell zu verankern – durch weitere Modellprojekte, politische Gespräche und gesetzliche Anpassungen.
„Was ethisch geboten ist, muss auch strukturell möglich sein“, so Andrea Thiele. Dafür braucht es nicht nur Engagement in der Pflege, sondern auch den politischen Willen, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein gemeinsamer Arbeitskreis mit der AOK existiert bereits. Nun wird auch das Ministerium für Gesundheit, Soziales und Integration einbezogen, um neue Finanzierungsmodelle, Gestaltungsideen und gesetzliche Grundlagen zu entwickeln.
„Wir wollen und müssen mehr über das Sterben sprechen – und vor allem darüber, wie es würdevoll gelingen kann“, betonte Thiele zum Abschluss. „Nicht als Ausnahme in einem Hospiz, sondern als gelebte Haltung in jeder Pflegeeinrichtung. Denn es geht um nichts weniger als ein würdevolles Leben – bis zuletzt.“
Hospizstiftung Biberach
Das Modellprojekt zur Erweiterung der palliativen Kompetenz und Optimierung der palliativen Betreuung in den Wohnparks der St. Elisabeth-Stiftung und der St. Elisabeth gGmbH lief über einen Projektzeitraum vom April 2023 bis März 2025 und wurde aus Fördermitteln der Hospizstiftung Biberach finanziert. Ebenso wird der Fachtag "Palliative Geriatrie" von der Hospizstiftung Biberach finanziert.