Einen goldenen Ring vom Geburtstagskind

EHINGEN – Zu Tränen gerührt hat Professor Martin Lüdtke seine Gäste, die sich am Samstag zu seinem 100. Geburtstag im Wohnparkt St. Franziskus eingefunden haben. Auch Oberbürgermeister Alexander Baumann war dabei.

Professor Martin Lüdtke, in Jeanshemd und Bundfaltenhose gekleidet, schaut von seinem Rollstuhl zu den versammelten Gästen hoch. Über sich selbst sagt er nicht viel. „Man lebt so dahin bis jemand die Tür zumacht“, sagt der Mann, der an diesem Tag 100 Jahre alt geworden ist und ganz genau wahrnimmt, was um in herum passiert. „Wir lassen die Tür aber noch auf“, ruft seine Freundin Jopi Kolle ihm zu.

Er könnte aus seinem bewegten Leben erzählen, von Reisen nach Südamerika und Südafrika, von den grausamen Kriegserlebnissen als Staffelkapitän in einer Nachtjagderprobungs-Gruppe, von seinem beruflichen Aufstieg vom Tischler zum Direktor der damaligen Werkkunstschule Trier. Stattdessen aber, wendet er sich an seine Familie, die teilweise aus Kanada und Holland angereist ist, an seine Freunde und Wegbegleiter und berührt sie mit persönlichen Dankesreden. Einvernehmliches Schniefen erfüllt das Foyer. Für Irmgard Rieger, die an diesem Tag ebenfalls Geburtstag hat,  hält er ein kleines, schön verpacktes Schächtelchen bereit. „Ich möchte dir etwas überreichen, damit du dich an mich erinnerst, als Zeichen meiner Freundschaft. Heraus holt sie einen goldenen Ring.

„Ich durfte vieles erleben, auch in Bezug auf das innere Leben“, sagt Lüdtke, wenn man ihn fragt. Heute lebe er sehr zurückgezogen. Zum ersten Bewohner des Wohnparks St. Franziskus hat Gabriele Romer-Widler eine besondere Verbindung. „Er strahlt so viel Ruhe und Gelassenheit aus, in seiner Gegenwart fühlt man sich schnell wohl“, sagt die Altenpflegerin. Ebenso geschätzt wird der Jubilar vom Bürgermeister, der ihm seine Aufwartung macht. Im Gepäck hat er die Glückwünsche des Landesvaters Winfried Kretschmann. Der Bundespräsident hat ebenfalls geschrieben, worauf Lüdtke besonders stolz ist. „Richten Sie Kretschmann meinen Dank aus, wenn sie mal korrespondieren“, sagt der 100-Jährige.