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29.04.2013
Wohnpark St. Martinus, Blitzenreute

Skypen für Bewohner

BLITZENREUTE – Jugendliche twittern, bloggen und chatten: Für die Generation Internet ist das ganz normal. Dass die 91jährige Erna Mayer regelmäßig mit ihrer 85jährigen Schwester in Brasilien skypt, ist dagegen eher ungewöhnlich. Bisher hat die Seniorin den Internet-Telefondienst genutzt, wenn sie bei ihrer Tochter zu Besuch war. Jetzt nimmt Mayer auf eigene Faust Kontakt zu ihrer Schwester auf - mit der neuen Multimedia-Anlage in der Cafeteria des Wohnparks St. Martinus in Blitzenreute.

„Früher hat man mal zum Geburtstag einen Brief geschrieben oder man hat telefoniert - und sich dabei kurz gefasst“, sagt Mayer. Heute erzählen sich die Schwestern von früher, erinnern sich gegenseitig an lustige Aussprüche vom Vater und lachen viel zusammen. Das gefällt der Seniorin besonders am Skypen: „Man sieht, wie’s andere lacht – und man kann winken.“ Seit 1951 lebt die Schwester mit ihrem Mann in Porto Alegre ganz im Süden von Brasilien.

Zweimal hat Mayer die Schwester in den 62 Jahren der Trennung besucht: 1994 und 1996, einmal zu Weihnachten und einmal im Frühjahr. Das war sehr aufregend, berichtet die Seniorin: „Ich kann doch kein Wort Portugiesisch.“ In Porto Alegre hatte die Schwester einen Laden für Baby- und Kinderkleidung. „Ich bin jeden Tag mit der Schwester ins Geschäft gegangen und hab hinten gesessen und gestrickt“, erzählt Mayer.

 

Handarbeiten ist Mayers ganz große Leidenschaft. Im Blitzenreuter Wohnpark St. Martinus trifft sie sich regelmäßig mit Nachbarn aus dem Wohnpark und der Ortschaft zum Stricken und Häkeln. Sorgen machen ihr nur ihre Augen: Sie kann die Musterhefte nicht mehr lesen. Was Bücher angeht, behilft Mayer sich ebenso mit aktueller Technik wie beim Kontakt zu ihrer Schwester: Seit sie ihren E-Book-Reader hat, der die Buchstaben vergrößert und auf hellem Grund zeigt, hat sie wieder viel gelesen. Zurzeit liest sie „Als ich noch der Waldbauernbub war“ von Peter Rosegger.

 

Vielleicht lässt sich mit der neuen Multimedia-Anlage auch das Problem mit den Musterheften fürs Handarbeiten lösen, sagt Petra Berthold, Koordinatorin im Wohnpark. Sie empfiehlt der Seniorin, nach digitalen Ausgaben ihrer Musterhefte zu fragen. Oder die Muster einzuscannen und am Bildschirm anzuschauen. Die Multimedia-Anlage verfügt über Laptop, Flachbildschirm und Kamera sowie Beamer und Leinwand. Auch Lautsprecher und Mikrophon sind dabei – mit ausreichender Kapazität für Veranstaltungen im Freien.

 

Einen Teil der Kosten für die Multimedia-Anlage hat der Förderverein St. Martinus Blitzenreute getragen, den Rest die St. Elisabeth-Stiftung. Auf dem neuesten Stand gehalten wird die Anlage vom ehrenamtlichen Helfer Walter King. Die Betreuer im Pflegeheim wollen die Geräte nutzen, um mit den Bewohnern Bilder und Filme anzusehen oder Musik zu hören. Mieter und Bewohner des Wohnparks wie Erna Mayer können die Multimedia-Anlage selbständig nutzen, zum Beispiel um Dinge im Internet zu bestellen, E-Mails zu schreiben oder zu skypen.

 

Auch Besucher von außerhalb des Wohnparks haben die Möglichkeit, das neue Angebot zu nutzen. Wenn sie eingewiesen sind, bekommen sie einen Nutzer-Ausweis, sagt Berthold. Die Koordinatorin ist stolz darauf, dass der Wohnpark St. Martinus seinen Bewohnern mit der neuen Multimedia-Anlage moderne Technik zur Verfügung stellt.

 

Der Wohnpark St. Martinus in Fronreute-Blitzenreute ist ein Pflegeheim nach dem Hausgemeinschaftsmodell „Leben wie in einer Großfamilie“. Er hat 28 Dauer­pflegeplätze, drei integrierte Tagespflegeplätze und sechs Betreute Wohnungen. Träger ist die St. Elisabeth-Stiftung.

 

 

 

 

 

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