Rudolf Zeiler geht in den Ruhestand

BAD BUCHAU – Rudolf Zeiler, Leiter der Werkgemeinschaft (WG) Bad Buchau, geht zum 1. August in Ruhestand. Thomas Myhsok leitet die Einrichtung, die Menschen mit einer psychischen Erkrankung Arbeitsplätze und Tagesstruktur bietet, zunächst kommissarisch. „Wir danken Rudolf Zeiler für über 30 Jahre geleistete Arbeit“, sagt Peter Reißig, Leiter des Heggbacher Werkstattverbunds der St. Elisabeth-Stiftung. „Er war einer der Pioniere unseres Angebots für Menschen mit psychischer Erkrankung.“

Rudolf Zeiler begann Anfang 1984 seine Tätigkeit bei der St. Elisabeth-Stiftung, damals noch Heggbacher Einrichtungen. Der gelernte Starkstromelektriker mit Zusatzqualifikationen als Arbeitserzieher, Betriebswirt und im Management sozialer Organisationen hat den Wechsel von der freien Wirtschaft in den sozialen Bereich nie bereut: „Die Arbeit in der Behindertenhilfe war für mich spannend, immer wieder neu, interessant, herausfordernd – und niemals langweilig.“

Rudolf Zeiler begann als Gruppenleiter in der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) Biberach – als die WfbM 1986 spezielle Angebote für Menschen mit einer psychischen Erkrankung startete, war er als Abteilungsleiter von Beginn an dabei. 1991 gründete die WfbM Biberach eine Außenstelle in Bad Buchau, 1995 wurde Rudolf Zeiler dort Zweigstellenleiter. Seit die WG Bad Buchau 1998 eine eigenständige Werkstatt wurde, ist er Werkstattleiter.

Die WG Bad Buchau ist für Menschen mit einer psychischen Erkrankung da – und seit einigen Jahren auch für Menschen mit einer schweren Schädel-Hirn-Schädigung nach einem Unfall, einen Hirninfarkt, einer Hirnblutung oder Sauerstoffmangel im Gehirn. „Das sind vor allem Menschen, die durch ihre psychische Erkrankung oder die Schädel-Hirn-Schädigung einen plötzlichen Bruch in ihrem Leben erlitten haben“, sagt Rudolf Zeiler. „Berufliche Qualifikation zu vermitteln, ist da nicht die Hauptaufgabe. Wir unterstützen die Verarbeitung dieses Bruchs, in denen wir den betroffenen Menschen Tagesstruktur bieten.“ Dass immer mehr jüngere Menschen mit psychischer Erkrankung ohne berufliche Qualifikation zur Klientel gehören, sei erst ein Phänomen der letzten Jahre, so Zeiler.

Mit 62 Jahren geht Rudolf Zeiler jetzt in Altersteilzeit – seine Nachfolge übernimmt zunächst kommissarisch Thomas Myhsok. Der 49-jährige gelernte Schreiner und Diplom-Ingenieur hatte nach 18 Jahren in der freien Wirtschaft – zuletzt als Prokurist bei einem mittelständischen Handwerksbetrieb – 2008 die Leitung der WfbM Biberach übernommen. Dort begleitet ein Team von 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rund 200 Menschen mit Behinderung. „Beide Werkstätten zu leiten, ist eine echte Herausforderung“, sagt Thomas Myhsok. „Das funktioniert nur, weil meine leitenden Mitarbeiter bereit sind, noch mehr Verantwortung zu übernehmen – und weil ich bei der WG Bad Buchau dank Rudolf Zeiler auf eine gewachsene, stabile und bewährte Struktur zurückgreifen kann.“

Die WG Bad Buchau

Die WG Bad Buchau bietet derzeit 105 Menschen mit einer psychischen Erkrankung oder mit einer erworbenen Schädel-Hirn-Schädigung einen Arbeitsplatz. Zudem absolvieren aktuell 26 Menschen Bildungsmaßnahmen im Berufsbildungsbereich. Und zehn Menschen, die wegen Art oder Schwere ihrer Einschränkung nicht in einer Werkstatt arbeiten können, sind nach dem sogenannten Zuverdienst-Modell beschäftigt. Sie alle werden vom 25-köpfigen Team der WG – Facharbeiter mit pädagogischer Zusatzqualifikation, Sozialpädagogen und Verwaltungsangestellte – begleitet. Zur Werkgemeinschaft gehört neben dem „Stammsitz“ in Bad Buchau eine Außenstelle in Biberach in der Saulgauer Straße – außerdem betreibt die WG den Werkstattladen am Buchauer Marktplatz und die Cafeteria im Kreiskrankenhaus Riedlingen. Die WG hat eine umfangreiche Palette an Eigenprodukten, die mittlerweile 30 Prozent des Sortiments im eigenen Werkstattladen ausmachen. Außerdem gehören Dienstleistungen, wie Kuvertieren und Massenversand sowie die Digitalisierung von Dias, zum Angebot. Mit einem modernen Maschinenpark ist man zudem gerüstet für Aufträge in den Bereichen Kabelkonfektionierung und Metallverarbeitung.