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20.10.2014
St. Elisabeth-Stiftung, Bad Waldsee

Schweinsköpfe, Wolkenbrüche und Whats App

Biberach – Margot Müller aus Biberach und Theo Böhringer aus Schwendi sind bei der St. Elisabeth-Stiftung beschäftigt. Zusammen mit zwei Kolleginnen waren sie jüngst acht Wochen zu Gast in Missionsstationen der Franziskanerinnen von Reute in Indonesien. „Mitleben – Mitbeten – Mitarbeiten“ – unter diesem Motto hat die Stiftung erstmals Mitarbeiter nach Indonesien entsandt, 2015 wird die nächste Gruppe aufbrechen. Die „Pioniere“ sind voller Eindrücke zurückgekehrt.

„Ja, auf jeden Fall, mach es!“ Keine Frage, das würden beide jedem Kollegen raten, der eine Teilnahme am Indonesien-Programm der St. Elisabeth-Stiftung in Erwägung zieht. Auch wenn das Abenteuer im Rückblick „nicht nur rosa“ war, wie  Margot Müller es formuliert. Für Theo Böhringer dagegen war der Indonesien-Aufenthalt „von Anfang bis Schluss eine tolle Sache.“

Das Essen – hauptsächlich Reis und Gemüse, manchmal Fisch - fanden beide „sehr bekömmlich und gesund.“ Der Schweinskopf, der bei Festen mit einer Blutsoße übergossen und mitten auf dem Tisch platziert wird, war allerdings gewöhnungsbedürftig. Besonders köstlich seien die Früchte gewesen, die es in Hülle und Fülle gab, erzählt Theo Böhringer. Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit bereiteten beiden keine Probleme, „an das viele Schwitzen gewöhnt man sich.“ Geregnet habe es fast jeden Tag. „Richtige Wolkenbrüche. Es hat ohne Wind einfach gerade runter geregnet. Man fühlte sich wie unter einem Wasserfall.“

Margot Müller, die in der Verwaltung des Heggbacher Wohnverbundes arbeitet, war in Tetehösi auf der Insel Nias.  Dort unterhalten die Franziskanerinnen eine Poli- und Entbindungsklinik und einen Kindergarten. „Die Poliklinik ist ein großer Raum mit zwei Liegen, einem Schreibtisch und einem Medikamentenschrank, ein weiterer Raum mit einer Liege dient als Entbindungszimmer“, erzählt die 53-Jährige. „Etwa alle zwei bis drei Tage gab es eine Geburt. Die Hochschwangeren werden von ihren Männern auf der Honda zur Klinik gefahren und ein paar Stunden nach der Entbindung mit dem Baby wieder abgeholt.“

Margot Müller putzte, jätete Unkraut und stellte Arzneipulver her, schmirgelte Stühle ab und lasierte sie – es gibt auch für Büroangestellte Aufgaben, die sie in den Missionsstationen verrichten können. „Die einheimischen Schwestern waren sehr fürsorglich und achteten immer darauf, dass ich Pausen mache und genügend trinke.“ Zum ersten Mal sei ihr in Indonesien so richtig bewusst geworden, wie wichtig Sprache ist. Zur intensiven Vorbereitung auf den Aufenthalt gehörte ein Sprachkurs, aber da ging es vor allem um wichtige Alltagsdinge. „Ein tiefergehendes Gespräch war eine Herausforderung und eigentlich unmöglich.“ Weshalb sie sich „zum ersten Mal in Gesellschaft einsam gefühlt habe. Trotz der sehr herzlichen Gastfreundschaft.“

Verständigungsprobleme hatte Theo Böhringer, Bildungsbegleiter im Beruflichen Bildungszentrum Laupheim, nicht. Das lag zum einen daran, dass an seinem Einsatzort, einer Poli- und Entbindungsklinik mit einem Asrama (Internat) für Mädchen,  in Tumba Jae auf Sumatra mit Schwester Colette eine Franziskanerin aus Deutschland wirkt. Und außerdem erwies sich die Kommunikation in  „indonesisch-schwäbisch-technisch“ als absolut tauglich. „Das hat gut geklappt“, lacht der 55-Jährige. Er war so gut beschäftigt, „dass ich manchmal dachte, mir reicht die Zeit nicht.“

Aus Stücken von Wasserleitungsrohren schweißte er passende Ersatzteile für das alte, an etlichen Stellen durchgerostete Entbindungsbett und beinahe täglich gab es am Diesel-Aggregat oder an der Wasserversorgung Reparaturarbeiten, die technisches Geschick und Improvisationstalent erforderten. Die Fähigkeiten von „Bapak Theo“ (Bapak bedeutet Vater oder Herr), wie er überall genannt wurde, sprachen sich herum und so reparierte er auch Krankenbetten anderer Stationen. Und für das Mädchen-Asrama fertigte er aus Stahlrohren Handtuchhalter. „Mit dem Motorrad bin ich in die Hauptstadt zum Eisenwarenhändler gefahren – einmal mit Schwester Florentina bei strömendem Regen – und habe zusammengesucht und gekauft, was für die Arbeiten gebraucht wurde.“

Dass er so unabhängig war und sich etwa mit dem Motorrad die Gegend ansehen konnte, darum beneidet ihn Margot Müller ein bisschen. „Man kann dort als westliche Frau nicht einfach mal so Joggen gehen. Das Frauenbild ist dort völlig anders.“ Sehr positiv beeindruckt haben sie dagegen „die Fröhlichkeit in dieser Armut und die große Gelassenheit der Menschen in Indonesien. Wir überholen uns ja fast selbst vor Schnelligkeit. Hier sieht man fast nie jemanden auf einem Bänkle sitzen.“

Den persönlichen Horizont erweitern, soziale Arbeit im Ausland kennenlernen, Weltkirche erleben – das ist es u.a., was die St. Elisabeth-Stiftung ihren Mitarbeitern mit dem Indonesien-Projekt ermöglichen will. Deshalb bezahlt sie als Arbeitgeberin während der acht Wochen das Grundgehalt weiter. Die Kosten für Flüge, Visa, Impfungen und ärztliche Untersuchungen trägt jeder Teilnehmer selbst.  Margot Müller, Theo Böhringer und ihre beiden Kolleginnen haben morgens und abends mit den Schwestern gebetet, waren bei Gottesdiensten,  Kommunionen und Hochzeiten dabei. Und sie haben das große Fest „50 Jahre Missionen in Indonesien“ in Padan mitgefeiert. „Alle gemeinsam, das war besonders schön“, sagen sie. Um auch zwischendurch mit den anderen in Kontakt bleiben zu können, haben sich Margot Müller und Theo Böhringer vor ihrer Abreise eigens Smartphones angeschafft. Per „Whats App“ waren alle Vier in ihrer „Indonesien-Gruppe“ miteinander verbunden und haben sich, wenn nötig, gegenseitig aufgebaut. „So war keiner richtig alleine.“

 

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