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08.10.2013
Wohnpark am Schloss, Bad Waldsee

Mit dem Einkaufstaxi zu Onkel Robert

BAD WALDSEE – Jeden Donnerstagnachmittag haben die Bewohner des Wohnparks am Schloss Gelegenheit, mit dem Kleinbus der Tagespflege in die Stadt zu fahren. Ihr „Einkaufstaxi“ hält auf der Hochstatt, direkt bei „Onkel Robert“, Hilfe beim Ein- und Aussteigen, beim Tragen der Taschen und auf Wunsch auch beim Einkaufen ist gewährleistet. Ein „sehr wertvoller“ Service, wie die älteren Damen finden.

Erwin Haug hat alle Hände voll zu tun. Seine Fahrgäste können es kaum erwarten, auszusteigen und einzukaufen. Es ist kurz nach Zwei, gerade ist er in die Hauptstraße eingebogen. Direkt vor dem „Regional- und Kolonialwarenladen Onkel Robert“ hat er den Kleinbus geparkt und die Türen geöffnet. Erwin Haug ist geschult. Im Wechsel mit seinem Kollegen Hans Eichheimer holt er normalerweise die Gäste der Tagespflege ab und fährt sie wieder nach Hause. Ruhig und besonnen, mit einem Lächeln im Gesicht und freundlich plaudernd hilft er seinen Passagieren beim Aussteigen. Fünf Frauen sind heute mitgefahren, einer nach der anderen reicht er die Hand, stützt, wo es nötig ist und geleitet sie sicher die wenigen Schritte in den Laden. Hier drin, mit dem Einkaufswagen, fällt das Gehen leichter. Und wenn doch Hilfe nötig ist, ist das Personal zur Stelle. „Wir machen das gern, wir freuen uns sehr über diesen Besuch aus dem Wohnpark“, sagt Robert Lippmann, der sein Geschäft im Herzen von Bad Waldsee „Onkel Robert“ genannt hat - in augenzwinkernder Anlehnung an die liebenswerten „Tante-Emma-Läden“ früherer Zeiten. Sein Sortiment ist reichhaltig, aber überschaubar. Der Laden ist modern, aber kein Supermarkt. Und mit einem unpersönlichen Discounter will sich Robert Lippmann schon gar nicht vergleichen. „Wir sind näher am Kunden und das macht uns viel Spaß.“ Die Gänge bei „Onkel Robert“ sind breit genug für Kinderwagen und Rollatoren und wenn jemand beim Befahren der Rampe unsicher ist, helfen die Mitarbeiter. Den Heimlieferservice wissen Mütter mit  Kinderwagen ebenso zu schätzen wie ältere Menschen: man kann den Einkaufswagen nach dem Bezahlen einfach stehenlassen und bekommt seine Einkäufe dienstags und freitags nach Hause geliefert – auch Kühles und Tiefgekühltes. Nicht von ungefähr ist „Onkel Robert“ Ende 2012 mit dem Prädikat „generationenfreundlich“ ausgezeichnet worden. Fast noch mehr als diese schöne Bestätigung zählt für Robert Lippmann und sein Team die Dankbarkeit der Kunden, die sie täglich spüren. „Das ist so toll, das kann man in Geld gar nicht aufwiegen“, sagt der Kaufmann.

Als Heidi Schreiber, Wohnparkleitung und Koordinatorin des Wohnparks am Schloss, mit ihrer Idee eines Einkaufstaxis auf Robert Lippmann zukam, gab es für ihn deshalb keine Überlegung. Er war sofort begeistert. Was dem Vernehmen nach nicht unbedingt für die Reaktion des Ordnungsamtes gilt, wo Lippmann um Erlaubnis für das Parken des Kleinbusses vor seinem Geschäft gebeten hat. Immerhin: „Für den Augenblick wurde die Genehmigung kulanzhalber erteilt, die Stadt wird die Sache beobachten.“ Kaum 20 Minuten später sitzen die Damen auch schon wieder im Wagen. Erwin Haug hat beim Auto gewartet, beim Verstauen der Einkäufe in die mitgebrachten Taschen, beim Einsteigen und beim Anschnallen geholfen. „Für uns ist dieser Fahrdienst sehr wertvoll. So schön es da draußen ist, aber zum Einkaufen in die Stadt zu laufen, das geht nicht mehr“, sagt Irmtraud Edel. Gertrud Jäckle und Pia Beller ergänzen: „Das ist wirklich ganz toll. Man hilft uns beim Ein- und Aussteigen und beim Tragen, wer fertig ist, kann sich schon reinsetzen und im Auto auf die anderen warten. So etwas ist mit dem City-Bus nicht möglich.“ Für Heidi Schreiber ist es wichtig, dass die Bewohner sich möglichst lange selbst versorgen können und am Leben in der Gemeinde teilnehmen. „Einkaufen heißt ja sich zurechtmachen, überlegen was man braucht, sich mit anderen treffen und austauschen, neue Impulse bekommen, Neues entdecken. Besonders für Bewohner des Pflegeheims bedeutet das: rauskommen aus dem Alltagstrott.“ Die Frauen im Einkaufstaxi sind bester Laune, jetzt steuert Erwin Haug auf Wunsch seiner Passagiere noch Apotheke und Bäckerei an, ehe es zurück in den Wohnpark geht. Dann ist der kurze Ausflug schon zu Ende. Aber nächste Woche stehen das Einkaufstaxi und Onkel Robert wieder bereit.

 

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