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27.05.2010
Heggbacher Werkstattverbund

„Arbeit muss gelebte und gestaltete Humanität sein“

Beschäftigte, Mitarbeiter, Kunden und Freunde der Werkstatt für Behinderte Menschen (WfbM) Laupheim haben Werkstattleiter Matthäus Miehle in den Ruhestand verabschiedet. Damit geht im Heggbacher Werkstattverbund der St. Elisabeth-Stiftung eine Ära zu Ende: Miehle war über 35 Jahre lang für Menschen mit Behinderung tätig, hat die WfbM Ehingen aufgebaut und von 1986 an die WfbM Laupheim geleitet. Den Posten des Werkstattleiters in Laupheim übernimmt jetzt der bisherige Arbeitsbereichsleiter Arnold Leven.

„Mein oberstes Ziel war es immer, für jeden einzelnen die Voraussetzungen für Lebensqualität und Entfaltungsmöglichkeiten zu schaffen“, sagt Matthäus Miehle, „Arbeit ist in diesem Zusammenhang mehr als Leistung und Produktivität. Wie bei jedem anderen Menschen trägt auch bei Menschen mit Behinderung Arbeit zum Wohl, zum Heil des Menschen bei. Arbeit muss gelebte und gestaltete Humanität sein.“ Miehle plädiert außerdem dafür, Menschen mit Behinderung nicht nach dem wirtschaftlichen Wert ihrer Arbeit zu bewerten und verweist dabei auf die Enzyklika „laborem exercens“ von Papst Johannes Paul II.: „Dass es einen unterschiedlichen Wert verschiedener Arbeit gibt, darf uns nicht dazu verleiten, auch den arbeitenden Menschen unterschiedlich zu bewerten.“

Diese Philosophie war die Basis für Matthäus Miehles eigene Tätigkeit im Dienst von Menschen mit Behinderung, die 1974 in der WfbM Biberach begann. Schnell wurde er mit den Vorbereitungen für den Aufbau der WfbM Ehingen betraut, die er ab 1976 leitete. 1986 übernahm Miehle zudem die Leitung der WfbM Laupheim – bis 1997 hatte er diese Doppelfunktion inne. Die WfbM Laupheim wuchs unter seiner Führung kontinuierlich – heute begleiten hier rund 50 pädagogisch geschulte Facharbeiter, Heilerziehungspfleger, Arbeitserzieher und Sozialarbeiter weit über 200 Menschen mit Behinderungen. Unter seiner Führung wurden die Wurzeln für das berufliche Bildungszentrum des Heggbacher Werkstattverbunds gelegt, der heute 62-Jährige engagierte sich außerdem in vielen anderen Bereichen, zum Beispiel in der Arbeitssicherheit.

In den Ruhestand verabschiedet wurde Matthäus Miehle im Beisein von Laupheims neuem Bürgermeister Rainer Kapellen und dem Grünen-Landtagsabgeordneten Eugen Schlachter. „Sie haben immer mit der Qualität der Arbeit von Menschen mit Behinderung geworben“, sagte Schlachter, „und Sie waren auch ein Mann, der mit dieser Arbeit an den Markt gegangen ist.“ Auch Peter Reißig, der Leiter des Heggbacher Werkstattverbunds, erinnerte an die Einsatzbereitschaft und Innovationskraft des Werkstattleiters: „Matthäus Miehle hat immer mehr eingebracht, als gefordert war – und er war immer bereit, Neues zu wagen.“ Dass dies bis zur Schafzucht in der WfbM Laupheim reichte, daran erinnerte schmunzelnd Adolf Ilg, Leiter des Heggbacher Wohnverbunds: „Ich erinnere mich an 1.000 Einfälle – mit Ihren Ideen haben Sie entscheidend dazu beigetragen, dass sich die Werkstätten so prächtig entwickelt haben.“

Für den Heggbacher Werkstattverbund war Matthäus Miehle eine prägende Figur: Alleine fünf Werkstattleiter gingen durch seine Schule. Unter anderem auch Arnold Leven, der neue Werkstattleiter der WfbM Laupheim, der bei der Verabschiedung seines Vorgängers betonte: „Sie haben die Werkstatt auf ein hohes Niveau gestellt und immer die Kreativität der Mitarbeiter gefördert.“ Leven war zuvor Arbeitsbereichsleiter und kann 2010 auf 25 Jahre Zugehörigkeit zum Heggbacher Werkstattverbund und den ehemaligen Heggbacher Einrichtungen zurückblicken.

 

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