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17.02.2014
Jordanbad, Biberach

„Die Franziskanerinnen haben im Jordanbad manch harte Nuss geknackt“

BIBERACH – Mit einem von Weihbischof Thomas Maria Renz zelebrierten Festgottesdienst und einem anschließenden Empfang hat die St. Elisabeth-Stiftung das Jubiläumsjahr „125 Jahre Jordanbad“ eingeläutet. Der Anlass für den runden Geburtstag: Im Jahr 1889 haben die Franziskanerinnen von Reute im Jordanbad die erste ärztlich geleitete Kneippsche Kuranstalt eröffnet. Zu den Ehrengästen bei Gottesdienst und Empfang gehörten die Europa-Abgeordnete Elisabeth Jeggle, der Bundestagsabgeordnete Josef Rief, die Landtagsabgeordnete Dr. Monika Stolz, Biberachs erster Bürgermeister Roland Wersch, Ummendorfs Bürgermeister Klaus B. Reichert sowie Schwestern aus dem Kloster Reute, die früher im Jordanbad gearbeitet hatten.

Der Festgottesdienst in der Kirche St. Johannes im Jordanbad stand unter dem Motto „Aufbruch“. „Vor 125 Jahren sind die Franziskanerinnen von Reute im Jordanbad aufgebrochen, heilsam für Menschen da zu sein“, sagte Matthias Ruf, Vorstand der St. Elisabeth-Stiftung und Leiter des Jordanbads, eingangs des Gottesdienstes.

Sr. Yvonne Baumann, Oberin im Konvent der Franziskanerinnen im Jordanbad und Mitarbeiterin in der Sinn-Welt, knackte eine Nuss – symbolisch für den Aufbruch: „Wenn ich bei dieser Nuss zum Wesentlichen, dem Kern, vorstoßen will, brauche ich Fingerspitzengefühl und richtig dosierte Kraft.“ Immer wieder seien die Franziskanerinnen und die St. Elisabeth-Stiftung im Jordanbad neu aufgebrochen und hätten Umbrüche gewagt.

„Die Franziskanerinnen haben im Jordanbad manch harte Nuss geknackt“, betonte auch Thomas Maria Renz in seiner Predigt. „Es ist beeindruckend, was hier in 125 Jahren durch die Schwestern und die St. Elisabeth-Stiftung alles bewegt wurde.“ Der Weihbischof blickte zurück auf die Anfänge im 19. Jahrhundert: „Begonnen haben damals fünf Schwestern – es braucht Mut, so einen Aufbruch zu wagen.“ Um Kraft zu haben immer wieder aufzubrechen, benötige der Mensch Orte wie das Jordanbad, so Renz. „Die Menschen kommen hierher um Heil zu suchen – Heil an Leib und Seele.“ Im ganzheitlichen Ansatz, Leib und Seele miteinander in Einklang zu bringen, sieht der Weihbischof eines der wesentlichen Merkmale des Jordanbads. Er machte auch deutlich, wie aktuell die Lehren von Pfarrer Sebastian Kneipp heute noch sind. Kneipp habe schon vor über 100 Jahren darauf hingewiesen, wie wichtig ein Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Angespanntsein und Ausspannenkönnen, sei, so Renz. „Heute ist das Work-Life-Balance – dafür steht das Jordanbad.“

Weihbischof Thomas Maria Renz zelebrierte den Gottesdienst zusammen mit Martin Sayer, Superior im Kloster Reute, Pfarrer Ernst Rieger und Pfarrer Andreas Thaler. Für einen würdigen Rahmen sorgten Gregor Simon (Orgel), Kuno Högerle (Trompete) und die Ministranten von Ummendorf. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jordanbads baten in den Fürbitten um Gottes Beistand für ihre Arbeit.

Sr. Paulin Link, Generaloberin der Franziskanerinnen von Reute, warf in ihrer Ansprache beim Empfang nach dem Gottesdienst zunächst einen Blick auf die jahrhundertealte Tradition  des Bads: Von der ersten urkundlichen Erwähnung des Areals im 13. Jahrhundert bis zum Kauf durch die Franziskanerinnen. Sr. Paulin erinnerte auch an Sr. Rosa Bauer, die damals Generaloberin und für den Orden wegweisend war: In Sr. Rosa Bauers „Amtszeit“ fallen nicht nur die Übernahme des Jordanbads, sondern zum Beispiel auch der Start im Mutterhaus in Reute und der Beginn in Heggbach. „Ich weiß nicht, wie diese Frau das alles geschafft hat.“ Der Kauf des Jordanbads sei ein mutiger Schritt gewesen, so Sr. Paulin: „Seitdem stehen fünf Prinzipien der Franziskanerinnen für die Arbeit im Jordanbad: Mut, Offenheit, Glaube, Dienen und die franziskanische Spiritualität.“ Den Dienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jordanbad mit der heilenden Wirkung des Wassers sieht die Generaloberin direkt im Wirken des Heiligen Franziskus verwurzelt, der in seinem Sonnengesang von der „Schwester Wasser“ spricht. „Er sagt über das Wasser: Es ist nützlich, demütig, kostbar und keusch.“ Damit habe Franziskus zum Ausdruck gebracht, was er selbst sein wollte: Ein Diener. Darin sieht Sr. Paulin auch ihren Auftrag und den Auftrag ihrer Mitschwestern begründet: „Dienst am Menschen – insbesondere an den Menschen, die sich nicht selbst helfen können.“

 

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