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13.11.2012
WfbM Biberach

400 Festgäste freuen sich über Neubau

BIBERACH/BIRKENHARD – Knapp 400 Festgäste freuten sich am Freitagnachmittag in Birkenhard anlässlich der zweistündigen Einweihung der neuen Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) über den gelungenen Neubau. Darunter waren neben Verantwortlichen aus Unternehmen, Staat und Kirche auch die Beschäftigten und Mitarbeiter, die seit Anfang September in ihre neue WfbM eingezogen sind. Beim Festprogramm wirkten auch Menschen mit Behinderung sowohl als Redner wie auch zur musikalischen Umrahmung gekonnt und begeistert mit.

Nach zehn Wochen Einarbeitungsphase jetzt der Festakt: Zufälligerweise am Geburtstag des „Hausherrn“, Werkstattleiter Thomas Myhsok, wurde einleitend ein Ständchen aus knapp 400 Kehlen gesungen. Er schilderte seine ersten Erfahrungen in den neuen Hallen: Das Feld war gut bestellt, nun konnte ein guter Geist darin Platz finden. Thomas Myhsok machte deutlich: „Für den guten Geist im Innern sind wir, die Mitarbeiter und Beschäftigten, verantwortlich.“

Ihre Begeisterung über den Neubau brachten die Mitarbeiter und Beschäftigten im Vorfeld und bei der Einweihung deutlich zum Ausdruck. Tom Pollmeier, Vorsitzender des Werkstattrates der WfbM, freute sich über den großartigen Tag, an dem es sich tief und gelassen durchschnaufen lasse. Zurecht stellte er begeistert fest, dass die Einweihung gerade im Jubiläumsjahr „125 Jahre Heggbach: Menschen mit Behinderung - Mitten im Leben!“ stattfindet.  Er erinnerte sich an den Spatenstich vor eineinhalb Jahren, als Beschäftigten und Mitarbeitern bewusst wurde: Sie ziehen nicht nur um, sondern auch alle an einem Strang. Ihre Visionen zum Neubau haben Beschäftigte in einem Kalender mit Kunstwerken verewigt. Diesen Kalender – druckfrisch – übergaben Beschäftigte am Freitag an Ehrengäste.

Auch Annemarie Strobl, Vorstandssprecherin der St. Elisabeth-Stiftung, erinnerte in ihrer Rede an das schicksalshafte Jahr 1887, in dem die Franziskanerinnen von Reute begannen, in Heggbach hilfebedürftige Menschen zu unterstützen.  In diesem Jahr wurde auch der Slogan „Made in Germany“ geboren, der sich bis heute weltweit zum geachteten Qualitätssiegel entwickelt hat. Strobl entdeckte Parallelen, die zum Heggbacher Werkstattverbund passen: „Made in WfbM Biberach, made in Heggbacher Werkstattverbund“ sei heute ebenfalls ein Markenzeichen. Stolz wies sie darauf hin, dass beinahe in jedem Liebherr-Kühlschrank ein Teil stecke, welches in der WfbM Biberach gefertigt wurde. Die Aufträge der WfbM kommen außer von Unternehmen der Region auch von der Öffentlichen Hand und Privatkunden. Dass Arbeit viele positive Aspekte für Menschen mit Behinderung bringe, machte Annemarie Strobl ebenso deutlich. Neben der Teilhabe am Arbeitsleben bedeute Beschäftigung Entwicklungsmöglichkeiten und Einkommen, Begegnung mit anderen Menschen, bringe Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. „Niemand ist darin so erfahren wie die Werkstätten. Niemand ist darin bisher so gut – deshalb sind Werkstätten für behinderte Menschen wichtig für unsere Gesellschaft.“ Strobl dankte stellvertretend für den ganzen Heggbacher Werkstattverbund dem Team der WfbM Biberach für die gute Arbeit, die es leistet.

Ihren Dank richtete Annemarie Strobl auch an die Investitionshelfer. Rund 5,5 Millionen Euro hat die neue WfbM gekostet, nicht inbegriffen das Grundstück mit rund einer halben Million. Der Kommunalverband Jugend und Soziales Baden-Württemberg hat die WfbM mit knapp 1,5 Millionen Euro bezuschusst. Von der Bundesagentur für Arbeit gab es ein zinsloses Darlehen in Höhe von knapp 500.000 Euro. Die St. Elisabeth-Stiftung selbst hat 3,5 Millionen Euro investiert.

„Was wären wir ohne die Wirtschaft, die uns Aufträge gibt“, mit diesem Zitat von Henry Ford (1863-1947), Gründer des gleichnamigen Autokonzerns, richtete Peter Reißig, Leiter des Heggbacher Werkstattverbundes, seinen Dank an die vielen treuen Firmen, die der WfbM Biberach Aufträge liefern, beispielsweise Liebherr, Handtmann oder Gardena. Die Eröffnung des Neubaus bereite ihm freudige Hochstimmung, nicht allein weil der Weg seit 2005 bis dahin lang war, sondern weil die moderne Betriebsstätte auch eine gesicherte Zukunft bedeute - dank ihrer effizienten Aufteilung. Zudem, machte Peter Reißig klar, bedeutet die neue WfbM Biberach eine Heimat für die Beschäftigten, in der sie sich wohl fühlen. Zu bauen für den Menschen sei ihm das wichtigste Anliegen unterstrich der verantwortliche Architekt Paul Rupf-Bolz. Die Anlage sei keine typische Werkstatt, sondern ein flexibel aufteilbarer und übersichtlicher Produktionsbetrieb „mit einer Atmosphäre, in der es sich gut und gerne arbeiten lässt“. 

„Solche Häuser braucht das Land“, lobte auch Warthausens Bürgermeister Wolfgang Jautz die neue WfbM, die nicht nur ein Funktionsbau mit Arbeitsplätzen biete, sondern Lebensplätze zur Verfügung stelle. Als Zeichen seiner Verbundenheit mit dem Heggbacher Werkstattverbund überreichte er einen Ginko-Baum. Die Gemeinde Warthausen hatte den Wunsch der Ansiedlung in Birkenhard von Anfang an wohlwollend unterstützt.

Der Biberacher Landrat Dr. Heiko Schmid gefiel die „fulminant, perfekt gelungene Halle“, die Arbeit und Leben zusammenführe. Den Forderungen der Behindertenrechtskommission, allen Menschen mit Behinderung Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen, werde die St. Elisabeth-Stiftung mit diesem Schritt voll gerecht.

Zum guten Schluss der Einweihung stellte Pfarrer Manfred Müller die Freude noch in eine größere Dimension. Auch Gott sei an dieser Stelle unverzichtbar zu danken für alles, was er uns Menschen hiermit ermöglicht habe. Beschäftigte lasen Fürbitten vor. Der evangelische Pfarrer Hans-Dieter Bosch sprach ebenfalls ein Gebet. Nach einem gemeinsamen Lied wurden die Räume mit reichlich Weihwasser gesegnet. 

Die ganze Einweihung wurde von Musik aufgelockert: Das Orchester der Bruno-Frey-Musikschule, die Heggbacher Trommlergruppe und eine Musikgruppe der WfbM untermalten den Festakt gelungen. Ein Stehempfang folgte noch für die Festgäste – und natürlich die Möglichkeit zur Besichtigung. 

 

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