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25.03.2014
Wohnpark am Schloss, Bad Waldsee

Hans Funk's Lokalkolorit macht Spaß

BAD WALDSEE – Auftakt nach Maß: 150 Besucher haben sich zur Vernissage des Waldseer Hobbymalers Hans Funk am Freitagabend im Wohnpark am Schloss versammelt. Der frühere Getränkehändler und Humorist der Fasnet zeigt 59 Karikaturen, Objekte in kleinen Holzkästen und Zeichnungen. Auf vielfachen Wunsch hielt der 66-Jährige eine humorvolle, schwäbische Ansprache in Reimform, für die er reichlich Beifall erhielt. Olaf Kraus sorgte mit seiner Drehorgel für die musikalische Untermalung.

Heidi Schreiber war hoch erfreut, dass die erste Ausstellung des Jahres 2014 im Wohnpark auf so großen Zuspruch der Waldseer stieß. „Wir verstehen uns als Haus der Begegnung und wie wir sehen, führt die Kunst in diesem Hause immer wieder Menschen aller Altersklassen zusammen“, so die Wohnparkleiterin dazu. In Anspielung auf das geplante Kino „Seenema“, das im Gebäude von Hans Funk in der Biberacher Straße geplant ist, aber bis zur Eröffnung noch einige Hürden wird nehmen müssen, meinte Heidi Schreiber: „Ich heiße Sie deshalb einstweilen hier willkommen bei den Bildern mit Untertiteln...“

Es war danach an Hans Funk selbst, die „Laudatio“ zu halten. „Bei meiner Ausstellung im Sudhaus haben mich viele Leute darum gebeten, beim nächsten Mal Gereimtes zum Besten zu geben“, so der Hobbymaler, der in seinen farbenfrohen Karikaturen Menschen mit überzeichneten Charakterzügen darstellt und Gesellschaftskritik zum Thema macht. Zunächst seine Einschätzung zu Ausstellungseröffnungen im Allgemeinen: „Mit Kunstverstand bis an die Zähne, trifft ma do so manche Kunst-Hyäne. Ma sieht auf jedra Vernissage, genau de gleich Kultur-Bagage.“

Danach nahm der Pensionär sein Publikum mit auf einen kurzweiligen Streifzug durch die Welt der Kunst, die er in „U“ und „E“ unterteilt, in „unterhaltsam“ und „ernst“. Er selbst fühlt sich bestens aufgehoben bei der Unterhaltungskunst, wie seinen launigen Worten zu entnehmen war: „Mein Anliegen will heute sein, ein Anwalt für ’U-Kunst’ zu sein! Ich weiß nicht, ob mir das gelingt, weil Eigenlob bekanntlich stinkt!“

Fremdlob gab es für den Hobbykünstler zuhauf. Kaum war die Ausstellung eröffnet, waren fünf seiner Werke verkauft. Große Resonanz erhielt Hans Funk für seine Karikaturen mit Lokalkolorit. „Sein Humor ist treffend, seine Einfälle sind großartig“, stellte Alt-Stadtrat Ernst Fricker fest und erwarb ein Bild, das den ungeteerten Löhleweg mit den Mitteln der Karikatur aufbereitet. Bekanntlich forderten viele Bürger in einer Unterschriftenaktion die Befestigung der holprigen Verbindungsstraße zwischen Steinach und dem Ballenmoos. Noch-Stadtrat Hans Daiber kaufte ein Werk, das den Heurenbacher Weg zeigt und eine Stadtverwaltung anspricht, die hier eigenwillige, „naturnahe“ Parkplätze schaffte zwischen den neuen Begrenzungspfosten.

Thematisiert wird neben der Person des Bürgermeisters unter anderem auch die „Bad Waldsee Card“, die Funk als Kärtchen darstellt mit dem Motiv des baufälligen Bahnhofes. Oder der Citybus, der auf vielen Touren leer bleibt und es potentiellen Fahrgästen deshalb an „Unterhaltung“ im Fahrzeug mangelt. Aktualitätsbezug hat ein Werk, das den gescheiterten Oberschwäbischen Gewerbe- und Industriepark (OGI) bei Zwings auf die Schippe nimmt - oder besser: diejenigen, die bis zum Gerichtsentscheid daran festhielten.

Aber auch an der großen Politik kommt der Waldseer nicht vorbei und macht sich mit den Mitteln der künstlerischen Gestaltung seine Gedanken über den Atomausstieg, den medialen „Blätterwald“ oder die vielfach kritisierte Kaste der Berufspolitiker, die sich nach Meinung Funks zu wenig um den Bürger und zu viel um sich selbst kümmert.

Interessant sind seine kleinen Holzkästen, vor denen viele Besucher länger verweilten und darüber staunten, welche banalen Gegenstände des Alltags Hans Funk zu kreativen Objekten verarbeitet: Da wird aus einem Haufen kleiner Sicherheitsnadeln und einem Männlein aus dem Eisenbahn-Modellbau ein „Klufenmichel“. Und ein ausgedientes Stempelkarussell mutiert mit dem Drahtgeflecht alter Champagnerkorken zum „Amtsträgerkarussell“. Weil der Hobbykünstler in seinem Getränkemarkt jahrzehntelang alles angesammelt hat, kann er im Ruhestand aus einem riesigen Fundus schöpfen und Kreatives gestalten mit Witz und hintergründigem Humor. Unter’m Strich also eine sehenswerte Schau, die zum (Nach)Denken anregt und zu heiterem Lachen, das im Alltag meist zu kurz kommt.

 

Die Ausstellung von Hans Funk ist bis 25. August im Wohnpark am Schloss, Steinacher Straße 70, zu sehen. Das Foyer ist täglich von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet.

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