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16.01.2013
Fachdienst Offene Hilfen, Ehingen

Gastfamilien in zwei Landkreisen gesucht

EHINGEN – Seit zwölf Jahren vermittelt und begleitet der Fachdienst Offene Hilfen der St. Elisabeth-Stiftung Betreutes Wohnen in Familien: für Menschen mit Behinderung. Welche Eigenschaften Gastfamilien mitbringen sollten, das schildert Andrea Hopp, Diplom-Sozialpädagogin (FH), im Interview.

 

 

Welche Fragen sollte sich eine Familie stellen, die einen Gast aufnehmen möchte?

Andrea Hopp: Wer sich vorstellen kann, einen Menschen mit Behinderung bei sich aufzunehmen, sollte offen sein und bereit, manches einfach auf sich zukommen zu lassen. Man muss sich darüber im Klaren sein: Man nimmt einen fremden Menschen bei sich in der Familie auf. Das kann und soll ein Gewinn für beide Seiten sein. Uns ist es wichtig, dass der Gast Teilhabe erfährt. Ich spreche dabei immer vom ganz normalen Leben. Die Familie muss sich fragen, ob die zeitlichen Ressourcen zur Verfügung stehen, um die Betreuung zu gewährleisten. Die meisten Gäste haben eine Tagesstruktur, beispielsweise wenn sie arbeiten. Die Zeit in der Familie beschränkt sich somit auf morgens vor sowie abends nach der Arbeit und an den Wochenenden. Auch an den Platz muss gedacht werden. Ein eigenes Zimmer oder ein separater Wohnbereich sind möglich.

 

Wie sieht die ideale Gastfamilie aus?

So etwas gibt es nicht. Es kommen Einzelpersonen in Frage, Paare mit Kindern oder ohne. Es kommt allein darauf an, ob der Mensch und die Gastfamilie zusammenpassen. Genauso gibt es den idealen Gast nicht. Der Hilfebedarf ist so individuell wie der Mensch selbst. Unsere Aufgabe ist es, im Vorgespräch mit der Gastfamilie zu klären, welche Wünsche und Vorstellungen bestehen und was die Familie leisten kann. Ich erstelle ein Profil für jede Gastfamilie. Diese schaue ich durch, sobald eine konkrete Anfrage kommt. Wichtig ist die darauffolgende Kennenlernphase. Bei einem ersten Treffen, beispielsweise beim Kaffeetrinken im Haus der Gastfamilie. Stimmt auf beiden Seiten die Chemie, folgt ein gemeinsames Wochenende. Der Gast übernachtet bei der Familie. Im Idealfall kommt es schon nach dem ersten Wochenende zu einer Vermittlung.  

 

Wie unterstützen Sie Gastfamilien und Gäste?

Der Fachdienst begleitet die Vermittlung und steht auch danach dahinter. Das macht sich durch regelmäßige Hausbesuche fest zugeteilter Mitarbeiter bemerkbar, anfangs wöchentlich, später monatlich. Wir begleiten und unterstützen Gastfamilien und Gäste im Alltag, in privaten wie rechtlichen Fragen und bei der allgemeinen Organisation. Die Mitarbeiter sind auch außerhalb der Bürozeiten übers Handy erreichbar.

 

Sind die Aufenthalte in der Gastfamilie zeitlich begrenzt?

Manchmal ist bereits vor der Vermittlung absehbar, dass die Person zeitnah alleine leben kann und die Gastfamilie ein Zwischenstopp auf dem Weg dorthin ist. In allen anderen Fällen ist es uns jedoch ein Anliegen, dass der Aufenthalt dauerhaft möglich ist. Allerdings kann jeder - die Gastfamilie, wir vom Betreuten Wohnen oder der Gast - die Reißleine ziehen. Diesen Fall hatten wir mit einer Frau. Bei der zweiten Gastfamilie hat es dann gut funktioniert. Heute, nach sieben Jahren, ist aus dem Gast ein Familienmitglied geworden.

 

Wie würden Sie den Mehrwert für die Gastfamilie beschreiben?

Einen fremden Menschen bei sich aufzunehmen, das ist eine neue Erfahrung. Geboten bekommt man eine ganz neue Sicht auf die Welt. Das kann durchaus ein Gewinn für die Familie sein. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die zählen. Neulich hat mir eine Gastmutter erzählt, wie ansteckend das fröhliche Lachen ihres Gastes sei. 

 

 

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32 Menschen mit geistiger Behinderung in den Landkreisen Biberach und Alb Donau leben derzeit in Gastfamilien. Der Fachdienst Betreutes Wohnen in Familien möchte seinen Pool an Gastfamilien ausbauen. Interessenten können sich mit Andrea Hopp von den Offenen Hilfen in Verbindung setzten, telefonisch 07391 774115 oder per Mail an andrea.hopp@st-elisabeth-stiftung.de

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