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21.10.2016
Kinder-Jugend-Familie

„Wichtiger Beitrag für gelingende Integration“

BAD WALDSEE – „Meine Welt, deine Welt“: Ein Fachtag des Geschäftsbereiches Kinder-Jugend-Familie der St. Elisabeth-Stiftung wandte sich der interkulturellen Kommunikation in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien zu. Gut 100 Erzieher, Pädagogen und Heilerziehungspfleger hatten sich zu diesem hochaktuellen Thema im Bildungshaus des Klosters Reute versammelt. Schirmherr war Manfred Lucha, Minister für Soziales und Integration. Er bezeichnete diese Veranstaltung als „wichtigen Beitrag für eine gelingende Integration im Land“. Fazit des Tages: Soll Migration gelingen, dann müssen die daran Beteiligten ihr Hauptaugenmerk mehr auf das Verbindende zwischen den Kulturen richten als auf das Trennende.

Der Minister hatte auf seinem Weg nach Stuttgart einen Stopp im Kloster eingelegt und würdigte in seinem Grußwort das vielfältige sozial-karitative Engagement der St. Elisabeth-Stiftung. Inhaltlich decke sich die Tagung mit zwei Leuchtturmprojekten des Ministeriums für Soziales und Integration, die die Eingliederung  von Neubürgern in die Gesellschaft zum Ziel haben. „Interkulturelle Kommunikation verlangt viel Wissen und Sensibilität, um einen Zugang zu den Flüchtlingen zu bekommen, die zwar in unserer Welt anwesend sind, aber zunächst noch in ihrer eigenen Welt leben“, so Manfred Lucha. Nach seiner Einschätzung wachse der gesellschaftliche Zusammenhalt „nur durch die lebenslange Arbeit an der eigenen Vielfaltskompetenz“.

Der Landespolitiker dankte Vorstandssprecherin Annemarie Strobl für die „langjährige, vertrauensvolle und harmonische Kooperation“ mit der St. Elisabeth-Stiftung; die Vorstandssprecherin tritt zum Jahresende ihren Ruhestand an. In ihrem Grußwort stellte Strobl das pazifistische Wirken des Heiligen Franziskus in seiner Zeit vor. Sie nannte dessen „Austausch auf Augenhöhe mit der Gegenseite“ ein wichtiges Instrument der Völkerverständigung – dies gelte damals wie heute. „Begegnung auf Augenhöhe zu schaffen mit den zunächst für uns Fremden und gesprächsbereit sein: Das ist die Aufgabe, der auch wir uns in der St. Elisabeth-Stiftung verpflichtet sehen.“

Im ersten Hauptvortrag referierte Dr. Kerstin Merz-Atalik über die Benachteiligungen fremder Kulturen in der Migrationsgesellschaft. Die Erziehungswissenschaftlerin lehrt an der Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg und ist mit einem Türken verheiratet. „Ich weiß deshalb aus eigener Erfahrung, mit welchen Vorurteilen Neubürgern begegnet wird und kann nur an Sie appellieren: Gehen Sie in Ihrem Berufsalltag ohne Ressentiments und Scheu auf die Menschen anderer Herkunft zu und Sie werden erstaunt sein, was Sie von diesen alles erfahren und Interessantes erlernen“, so die Professorin. Sie untermauerte das Thema Migration mit wissenschaftlich fundierten Zahlen, Daten und Fakten. Daraus ging unter anderem hervor, dass Kinder aus Migrationsfamilien beim Bildungserwerb benachteiligt sind.

Der zweite Hauptvortrag von Julia Willke, Bereichsleiterin Pädagogik der Stiftung „Weltethos“ in Tübingen, stellte den Zuhörern die Ziele der vom Theologen Hans Küng mitbegründeten Institution vor. Die Stiftung setzt sich für interkulturelle und interreligiöse Forschung, Bildung und Begegnung ein und stellt Pädagogen für diese Arbeit fundiertes Begleitmaterial zur Verfügung. Auch diese Einrichtung setzt auf das Verbindende zwischen den Völkern. Willke: „In unseren Projekten arbeiten wir die Gemeinsamkeiten heraus, die uns das Zusammenleben mit Angehörigen fremder Religionen und Kulturen erleichtern.“ Wer sich an den Weltethos-Werten Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Gleichberechtigung orientiere, dem gelinge die interkulturelle Kommunikation in Beruf und Freizeit.

Bei sechs Workshops am Nachmittag konnten die Tagungsteilnehmer das Thema in Kleingruppen vertiefen. Dabei wurde unter anderem der aktuellen Frage nachgegangen, ob die vielen unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge den Pädagogen neue Arbeitsweisen abverlangen oder wie die bestehenden Konzepte modifiziert werden könnten. Alleine in Baden-Württemberg sind derzeit knapp 7000 dieser jungen Menschen registriert, die ihre Heimat verlassen mussten. Am Beispiel des Berufsbildungswerkes Adolf Aich in Ravensburg, das sich seit Jahren um diesen Personenkreis bemüht, wurde diese Aufgabenstellung erläutert. Thematisiert wurde in einem weiteren Arbeitskreis die Mehrsprachigkeit im Kindesalter. Dabei gab es Antworten auf die Frage, woran Erzieher und Pädagogen frühzeitig Sprachentwicklungsstörungen erkennen und  für Hilfestellungen sorgen können.

Im Rahmen eines spirituellen Abschlusses klang der Fachtag am frühen Abend mit Texten und Musik aus.

Die Teilnehmenden waren allesamt hoch zufrieden mit der Qualität der Vorträge und Workshops und nahmen viele Anregungen mit nach Hause, die sie in ihre tägliche Arbeit in Kitas, Schule und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe einfließen lassen können.

21.10.2016.Alles Wissenswerte rund um die St.-Elisabeth-Stiftung findet sich im Internet unter www.st-elisabeth-stiftung.de. Wer sich für die Arbeit des Weltethos interessierte, kann sich unter www.weltethos.org./ informieren.

 

 

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