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01.12.2010
Katholische Sozialstation Biberach

Demenzbetreuerinnen entlasten pflegende Angehörige

BIBERACH – Die Katholische Sozialstation in Biberach hat den Bedarf erkannt und bietet pflegenden Angehörigen von dementen Menschen ab sofort eine Entlastung an.

Herr Konrad K. und seine Frau Klara K. sind ein schönes Paar. Seit 56 Jahren sind die beiden verheiratet und ihr Umgang miteinander ist liebe- und würdevoll. Er sitzt, wie im Bilderbuch, mit seinen 82 Jahren schlank, aufrecht und gut gekleidet in einem schönen hellen Lehnstuhl und lächelt seiner Frau zu. Sie, 79 Jahre alt, eine gepflegte, charmante Dame, sitzt auf dem Ledersofa und lacht zurück. Ihr großes Haus haben die beiden vor Jahren schon verkauft. Jetzt wohnen sie in einer Stadtwohnung und gehen bei Sonnenschein gemeinsam im Städtle spazieren. Ein harmonisches Bild geben die beiden so miteinander ab.

Doch das Bild hat Risse. Sie werden deutlich, wenn Klara K. außer Sichtweite von Konrad K. ist. Dann ruft ihr Mann nach ihr: „Mutti?“ „Mutti, wo bist du?“ Vor drei Jahren hat es begonnen. Seither verschwindet immer mehr von jenem Konrad, der er einmal war, beschreibt Klara K. die Krankheit, die ihren Mann hilflos und von ihr abhängig macht. Altersdemenz lautet die Diagnose.

Seither umsorgt Frau K. ihren Mann rund um die Uhr: Tagsüber, wenn Herr K. sofort verängstigt reagiert, sobald er sie nicht sieht. Nachts, wenn er drei- oder viermal aufsteht. Klara K. ist keine Frau, die klagt. Und wenn sie über die seelische und körperliche Belastung spricht, dann tut sie dies sehr zurückhaltend. Den geliebten Partner ins Pflegeheim, in die Obhut fremder Menschen, geben, das will sie nicht.

Die Katholische Sozialstation hat die Not von Angehörigen wie Klara K. erkannt, eine Lösung gesucht und gefunden: Als wichtige Ergänzung zu den bereits bestehenden Angeboten gibt es jetzt eine Demenzbetreuung.

Bei Herrn und Frau K. kommt die Hilfe in Person von Adelheid Rosenek-Jennen zweimal pro Woche ins Haus. Adelheid Rosenek-Jennen ist speziell ausgebildet für den Umgang mit dementen Menschen. Sie weiß nicht nur, was zu tun ist, wenn demente Menschen in ihrem Verhalten zur Herausforderung werden: Sie kann Angehörigen helfen, die Welt mit den Augen des Demenzkranken zu sehen und gemeinsam Verhaltensstrategien zu entwickeln. Adelheid Rosenek-Jennen: „Wenn Herr K. zum Beispiel eine fremde Person im Zimmer sieht, dann ist diese Person für ihn real. Oder, wenn er Geld vermisst, dann ist das für ihn weg. Da hilft es am ehesten, wenn wir auf ihn und seine Wahrnehmung eingehen.“ Das bedeutet, dass Adelheid Rosenek-Jennen mit Herrn K. über die imaginäre Person spricht oder mit ihm das verloren geglaubte Geld sucht, bis Herr K. die eigentliche Situation vergessen hat.

Die Erkenntnis, nicht gegen das große Vergessen ankämpfen zu können, hilft Klara K.:„ Ich weiß jetzt: Er kann ja nichts dafür. Er lebt jetzt in einer anderen Welt, in seiner Welt. So komme ich für mich am besten klar damit.“ Die freien Stunden, die sie durch die Demenzbetreuung für sich gewinnt, empfindet Klara K. „wie ein Geschenk“: „Das ist wirklich eine gute Sache – ich kann das anderen nur empfehlen. Man darf nicht so dumm sein und schweigen, wenn man einen Menschen mit Demenz daheim hat. Das ist schließlich keine Schande. Man muss jede Hilfe annehmen, die man bekommen kann – sonst geht man selbst unter.“

Alle im Bereich der Demenzbetreuung eingesetzten Mitarbeiterinnen werden von der Sozialstation speziell ausgebildet. Neben der direkten Hilfe für demente Menschen werden mit diesem Angebot vor allem auch die Familienangehörigen entlastet. Viele erfahren diese „Auszeit“ wie Klara K. als willkommene Möglichkeit, selbst wieder etwas Kraft schöpfen zu können.

Henriette Sauter von der Katholischen Sozialsstation in Biberach organisiert die Einsätze der Demenzbetreuerinnen. Bei einem ersten Treffen können sich die zu betreuende Person und die Betreuerin im Beisein der Angehörigen „beschnuppern“. Stimmt die „Chemie“, werden mit den Angehörigen die vereinbarten Zeiteinheiten geplant. Alle Aktivitäten, wie beispielsweise Spaziergänge oder miteinander lesen und singen, werden den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Betreuten angepasst.

INFO: Weitere Information zur Demenzbetreuung bietet die Katholische Sozialstation unter Telefon 07351/152211 oder unter E-Mail: sauter@pflegesoz-bc.de

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