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10.12.2010
Hospiz Haus Maria, Biberach

"Sterben gehört zum Leben - nicht zum Tod"

BIBERACH – Am Dienstag, 7. Dezember 2010, wurde in Biberach am Kirchplatz 10 mit einem Festakt das stationäre Hospiz der St. Elisabeth-Stiftung eröffnet. Drei Monate hat der rund zwei Millionen Euro teure Umbau des ehemaligen Gemeindehauses gedauert. Sieben Jahre der Planung und Verhandlung waren vorausgegangen. Nun ist’s vollbracht: Ab Montag, 13. Dezember, werden im Haus Maria todkranke Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet.

Das stationäre Hospiz möchte unheilbar kranken, pflegebedürftigen Menschen einen würdigen Abschied vom Leben ermöglichen. „Sterben gehört zum Leben – nicht zum Tod“, betonte Annemarie Strobl, Vorstand der St. Elisabeth-Stiftung, unter deren Trägerschaft das Hospiz steht, den Grundgedanken der Hospizarbeit. Sie beschrieb das Konzept des Hauses: „Wir möchten den Menschen in der Zeit des Sterbens zur Seite stehen und sie so begleiten, dass sie ihre letzte Lebensphase als lebenswert und sinnvoll empfinden können.“

 

Dafür stehen acht jeweils 20 Quadratmeter große für die Bedürfnisse Schwerkranker eingerichtete Zimmer zur Verfügung. Die Küche sowie der Wohn- und Essbereich im ersten Stock sind Orte der Begegnung. Hier können sich die Familien und Besucher treffen. Im zweiten Stock bietet ein künstlerisch gestalteter Raum der Stille die Möglichkeit zur Andacht oder Meditation.

 

„Im Zentrum unserer Hospizarbeit steht die Bewahrung der Würde des Sterbenden und seine Selbstbestimmung“, erläuterte Annemarie Strobl die Maxime des Hauses und fügte an: „Als christliche Stiftung sehen wir im Betrieb des Hospizes die Erfüllung unseres Auftrags der Heiligen Elisabeth.“

 

Menschen, die an einer unheilbaren Krankheit im fortgeschrittenen Stadium leiden, aber auch Menschen, bei denen die Pflege zu Hause nicht möglich ist und die eine umfassende palliativmedizinische und pflegerische Betreuung benötigen, werden im Haus Maria aufgenommen – unabhängig von ihrer Herkunft, sozialen Schicht, Nationalität oder Religion. Dort werden sie in enger Zusammenarbeit mit Ärzten, Seelsorgern, Therapeuten und den Hospizgruppen des Kreises betreut. Auch Familienmitglieder und Freunde werden durch ein kompetentes und multiprofessionelles Mitarbeiterteam unterstützt.

 

„Das Hospiz mitten in Biberach ist Symbol dafür, dass wir das Sterben nicht aus unserem Gesichtsfeld verbannen, sondern sterbenskranken Menschen die Geborgenheit der Gemeinschaft geben“, so Strobl. Integration in die Gemeinschaft und gleichzeitige Möglichkeit zum Rückzug, dafür stehe das Hospiz Biberach.

 

Im März dieses Jahres hatten der Landkreis und die Stadt Biberach, das Hospital zum Heiligen Geist sowie die Kreissparkasse Biberach, einen Kooperationsvertrag mit der St. Elisabeth-Stiftung unterzeichnet und eine Unterstützung von bis zu 60 000 Euro jährlich zur Sicherung des Hospizes zugesagt. Als „zweite Säule“ neben dem Kooperationsvertrag haben die Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Katholische Gesamtkirchengemeinde Biberach, die Franziskanerinnen von Reute und die St. Elisabeth-Stiftung zur finanziellen Sicherung des Hauses die Hospizstiftung Biberach ins Leben gerufen. Die Zinserträge des Stiftungsvermögens, das im Moment 700 000 Euro beträgt, fließen in das Hospiz. Auch der Hospiz Förderverein mit derzeit 168 Mitglieder hat 114 000 Euro zur Verfügung gestellt.

 

Der Weg vom ersten Gedanken an ein stationäres Hospiz bis zur Schlüsselübergabe war lang. Den Anstoß für ein stationäres Hospiz gaben Prof. Dr. Egon Lanz und ein Initiativkreis, aus dem der heutige „Förderkreis Hospiz“ entstanden ist.

 

Landkreis und Stadt erkannten die gemeinsame gesamtgesellschaftliche Aufgabe, todkranke Menschen bestmöglich zu unterstützen und im Sterben zu begleiten. Landrat Dr. Heiko Schmid: „Sterbenden einen geborgenen Platz in unserer Mitte einzuräumen, ihnen ihre verbleibende Zeit so schön und schmerzfrei wie möglich zu gestalten und gleichzeitig sich auch das eigene Sterben bewusst zu machen – welcher Platz wäre dazu besser geeignet als hier im Herzen von Biberach?“ Oberbürgermeister Thomas Fettback schloss sich an: „Ich wünsche dem Haus, dass darin noch einmal gelebt wird.“

 

Auf die Bedeutung des Hospizes als „Herberge für die letzte Wegstrecke“ ging der Sozialpädagoge Hermann J. Bayer in seinem Vortrag ein, bevor die Architekten Gerhard und Frank Schirmer einen symbolischen Hefezopf-Schlüssel an Andreas Kemper, den Leiter des Service-Hauses Biberach, übergaben. Pfarrer Kaspar Baumgärtner und Diakon Wolfgang Mast gaben dem Haus ihren Segen.

Das Service-Haus des Heggbacher Wohnverbundes der St. Elisabeth-Stiftung für Menschen mit Behinderung und Angehörige sowie die Katholische Sozialstation Biberach haben ihre Räume im Erdgeschoss des Hauses Maria. Auch das Begegnungscafé, das einmal pro Woche offen für alle ist, ist dort untergebracht.

 

 

Wer das neu eröffnete Hospiz der St. Elisabeth-Stiftung kennenlernen möchte, hat dazu am Sonntag Gelegenheit: Das Haus Maria öffnet am Sonntag, 12.Dezember, von 11 bis 16 Uhr seine Türen zur Besichtigung.

 

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