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21.12.2016
St. Elisabeth-Stiftung, Bad Waldsee

„Sie waren das Gesicht der Stiftung“

HEGGBACH – Die St. Elisabeth-Stiftung hat Annemarie Strobl in den Ruhestand verabschiedet. Rund 200 Gäste feierten am 16. Dezember die Sprecherin des Vorstands in Heggbach mit stehenden Ovationen. Nachfolger ist Peter Wittmann, der die St. Elisabeth-Stiftung zusammen mit Matthias Ruf leiten wird.

Annemarie Strobl war im Jahr 2006 als Vorstand zur St. Elisabeth-Stiftung gekommen. Die Sozialpädagogin war davor Geschäftsführerin der Franziskuswerk Schönbrunn gGmbH und hatte deren Fachschule für Heilerziehungspflege, Altenhilfe und Heilpädagogik geleitet und aufgebaut. „Ich bin seit 27 Jahren für franziskanische Frauengemeinschaften tätig und habe mich der franziskanischen Idee immer verbunden gefühlt“, betonte die 65-Jährige. „Es war mir eine Ehre, Vorstand der St. Elisabeth-Stiftung sein zu dürfen.“

Die Verabschiedung, zu der Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft mit Leitungskräften der St. Elisabeth-Stiftung zusammengekommen waren, begann mit einem Gottesdienst. „Frau Strobl hat in über zehnjähriger Vorstandschaft überzeugend gelebt, was es heißt, dem zu vertrauen, der alles Menschliche mit uns Menschen geteilt hat, besonders den Menschen mit Behinderungen, Menschen im Alter und Kindern und Jugendlichen“, sagte Prälat Wolfgang Tripp in seiner Predigt.

„Die St. Elisabeth-Stiftung hat eine klar erkennbare Identität – auch dafür steht die Dekade Strobl“, sagte Dr. Rainer Öhlschläger, der Vorsitzende des Stiftungsrats. „Die Franziskanerinnen von Reute haben der Stiftung ihre Einrichtungen übergeben. Dass die Spiritualität der Franziskanerinnen in der Stiftung lebendig bleibt, war Annemarie Strobl eine Herzensangelegenheit.“

Die Stiftung hat inzwischen Standorte von Stuttgart bis zum Bodensee – die meisten Einrichtungen und Angebote hat sie im Landkreis Biberach. „Die St. Elisabeth-Stiftung ist ein zentraler Partner für den Landkreis“, hob Dr. Heiko Schmid, Landrat des Landkreises Biberach, hervor. „Und Sie, Frau Strobl, waren das Gesicht der St. Elisabeth-Stiftung.“ Ihren Sitz hat die St. Elisabeth-Stiftung in Bad Waldsee. Bernhard Schultes, stellvertretender Bürgermeister der Stadt, hob am Beispiel des Wohnparks am Schloss die Rolle der Einrichtungen der Stiftung in den Kommunen hervor und betonte dabei auch die Bedeutung der Stiftung als Arbeitgeberin: „Das ist ein Gewinn für die Gemeinden.“

Für die Franziskanerinnen von Reute verabschiedete Generaloberin Sr. Maria Hanna Löhlein die Vorstandssprecherin der St. Elisabeth-Stiftung: „Sie haben der christlichen Nächstenliebe Hand und Fuß gegeben.“ Prälat Dr. Clemens Stroppel, Generalvikar der Diözese Rottenburg-Stuttgart, überbrachte die Grüße des Bischofs und ging in seinem Grußwort besonders auf das von Annemarie Strobl initiierte Seelsorgekonzept der St. Elisabeth-Stiftung ein: „Die St. Elisabeth-Stiftung ist katholische Kirche.“

Pfarrer Oliver Merkelbach, Diözesan-Caritasdirektor, zeichnete Annemarie Strobl mit dem Ehrenzeichen in Gold der Caritas aus – und bedauerte zugleich, dass mit ihr die einzige Frau an der Spitze der großen Caritas-Einrichtungen der Diözese Abschied nimmt: „Nach Ihnen sinkt der Frauenanteil auf null Prozent, es gibt jetzt keine Frau mehr unter den Vorständen“, sagte Merkelbach. „Und das, obwohl der Frauenanteil unter den Mitarbeitenden des Diözesan-Caritasverbands bei 84 Prozent liegt.“

Im Grußwort von Gerold Schuler, Vorsitzender der Gesamtmitarbeitervertretung, wurde deutlich, dass Vorstand und Mitarbeitervertretung in den letzten zehn Jahren so manchen Strauß ausgefochten haben. „Wir waren oft nicht einer Meinung – aber mir hat gefallen, dass Sie immer ruhig und sachlich geblieben sind.“ Schuler zog unterm Strich ein positives Fazit: „Die St. Elisabeth-Stiftung steht heute besser da als vor zehn Jahren.“

In einem Fachvortrag entwickelte Professor Giovanni Maio, Medizinethiker an der Universität Freiburg, eine „Ethik der Sorge“ – ganz bewusst als Gegenpol zu einer sich zunehmend bis in alle Winkel hinein kapitalisierenden Gesellschaft: „Wir können Zuwendung nicht als Sahnehäubchen sehen“, betonte Maio. „Zuwendung ist die Grundvoraussetzung. Sie gibt Menschen Hoffnung und Zuversicht.“ Geld könne dabei nur die Aufgabe haben, einen Rahmen zu schaffen, der Zuwendung in der Arbeit mit hilfebedürftigen Menschen möglich macht.

 

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