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25.06.2014
WfbM Ehingen

Motivation für langzeitarbeitslose Menschen

EHINGEN – Der Heggbacher Werkstattverbund arbeitet seit 2007 mit dem Jobcenter Alb-Donau zusammen und unterstützt Langzeitarbeitslose auf ihrem Weg zurück in die Beschäftigung. Wie viel praktische Lebenshilfe, Motivation, Wertschätzung und Menschlichkeit hinter dieser dürren Beschreibung stehen, davon konnten sich der Leiter der Agentur für Arbeit Ulm, Peter Rasmussen, und Paul Junginger, Geschäftsführer des Jobcenters Ulm, in der Außenstelle der WfbM (Werkstatt für behinderte Menschen) in Ehingen ein Bild machen.

Werkstattleiter Matthias Rehm, Außenstellenleiter der Gessler-Halle Günther Hugger, der Leiter des Beruflichen Bildungszentrums Harald Gehring sowie Marion Staudhammer vom Sozialdienst der WfbM sprachen mit Peter Rasmussen und Paul Junginger über die alltäglichen Herausforderungen, Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Da seien zum einen die Anforderungen der Auftraggeberfirmen, wie beispielsweise allen voran Husqvarna Group-Gardena (90 Prozent des Auftragsvolumens), gefolgt von Liebherr, Wepf, Schlegel, Walz und Tries. Diese, so Rehm, erwarten selbstverständlich „gute Arbeit“ und absolute Pünktlichkeit bei der Lieferung. Auf der anderen Seite arbeiten in der Werkstatt Menschen mit Behinderungen, psychischen Erkrankungen oder anderen Schwierigkeiten, welche sie in ihrer Leistungsfähigkeit hemmen. Einen Bonus von Seiten der Auftraggeber gibt es für die WfbM nicht. Diese muss sich am Markt behaupten gegenüber anderen Mitbewerber-Werkstätten.

Doch gerade jene Menschen, die lange nicht mehr erwerbstätig waren, zu motivieren, zu unterstützen und auf ihrem Weg auf den ersten Arbeitsmarkt zu begleiten, hat sich der Heggbacher Werkstattverbund zur Aufgabe gemacht. Keine leichte Aufgabe, das weiß vor allem Günther Hugger, der als Leiter der Außenstelle nicht nur die Produktion und den Zeitplan im Blick hat, sondern auch ein offenes Ohr für die Probleme seiner Mitarbeiter. Er ist nicht nur der strenge Meister und Vorgesetzte, der darauf achtet, dass alle Beschäftigten ordentlich arbeiten oder jeden Tag pünktlich zur Arbeit kommen: Er ist auch ein geschulter Arbeitspädagoge und „Kümmerer“, der motiviert und den Mitarbeitern hilft, sich persönlich weiterzuentwickeln. Das Ziel dieser Weiterentwicklung ist ein unbefristeter Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt. Um dieses zu erreichen, vermittelt Marion Staudhammer zudem bei persönlichen oder familiären Problemen die richtigen Ansprechpartner, etwa bei der Sucht- oder Schuldnerberatung. Sie sagt: „Oft stehen bei Langzeitarbeitslosen Probleme im Hintergrund, die sie sehr belasten. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Wir helfen ihnen dabei.“

Harald Gehring,  Leiter des Beruflichen Bildungszentrums des Heggbacher Werkstattverbunds erklärt dazu: „Wir wollen arbeitsmarktferne Personen so weit fit machen, dass diese wieder auf dem Arbeitsmarkt auftreten können. Wir bauen Brücken, helfen bei Bewerbungen und nehmen Kontakt mit den Arbeitgebern auf. All das machen wir personenzentriert. Das bedeutet, wir schauen, was braucht der einzelne Mensch, um wieder arbeiten zu können. Denn Arbeit ist ein  wichtiger Punkt für ein zufriedenes Leben.“

Diese Bemühungen der WfbM werden von der Bundesagentur für Arbeit durch sogenannte Eingliederungszuschüsse (siehe Infokasten) gefördert. So soll es gelingen, die Langzeitarbeitslosen jeweils innerhalb eines Förderjahres zurück auf den freien Arbeitsmarkt zu bringen. Die WfbM in Ehingen bietet derzeit insgesamt 300 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen, psychisch Kranke und Langzeitarbeitslose.

Paul Junginger vom Jobcenter Ulm sagt: „Mit der unbefristeten Beschäftigung von benachteiligten Menschen, die im Leben nicht auf der Sonnenseite stehen, erfüllen wir einen sozialen Auftrag, der nicht zu kurz kommen darf. Wir sind sehr froh, mit dem Heggbacher Werkstattverbund einen kompetenten Partner an unserer Seite zu haben.“ Und Peter Rasmussen ergänzt: „Auch die Inklusion ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema. Wir sind dankbar und froh, dass es die Werkstätten des Heggbacher Werkstattverbundes für behinderte Menschen der St. Elisabeth-Stiftung hier in der Region gibt.“

Wer also in den kommenden heißen Monaten seinen Gartenschlauch vom Husqvarna-Gardena-Schlauchwagen abrollt, um den Garten zu spritzen oder um mit der Reinigungsbürste die Terrasse zu säubern, der kann sicher sein, dass seine Arbeitsgeräte in der WfbM in Ehingen zusammengebaut und versandfertig verpackt wurden – von Menschen, die gerade dabei sind, sich ein kleines Plätzchen auf der Sonnenseite des Lebens zu erobern.

 

 

 

 

Eingliederungszuschüsse sind Leistungen der Arbeitsförderung an Arbeitgeber, die schwer vermittelbare Arbeitslose einstellen. Die Zuschüsse sollen Anreize bieten, Arbeitslose auch dann einzustellen, wenn diese Mitarbeiter in den ersten Beschäftigungsphasen noch nicht die volle Leistung erbringen können. Dauer und Höhe der Zuschüsse sind gestaffelt und bemessen sich im Grundsatz nach der am konkreten Arbeitsplatz auszugleichenden Minderleistung.

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