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18.04.2013
Sozialstation Gute Beth Bad Waldsee gGmbH

Gut altern: geistig rege und beweglich bleiben

GAISBEUREN – „Bei Antiquitäten zahlt man einen Haufen Geld, wenn die Zeit Spuren hinterlassen hat. Warum darf man uns nicht ansehen, dass wir schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben?“ Das war einer der Momente, in denen die rund 120 Gäste im Dorfgemeinschaftshaus herzlich lachten. Auch wenn das Thema eher ernster Natur war – der Humor bekam beim Vortrag der Tübinger Psychologin und Theologin Dr. Beate Weingardt auch zum Zug.

Der Abend startete mit Hindernissen - die Referentin trudelte kurz vor knapp ein und die Technik stellte selbst die Herren Ortsvorsteher vor Herausforderungen - aber das war nach den ersten Ausführungen der in und um Bad Waldsee bestens bekannten Rednerin vergessen. Die Sozialstation Gute Beth Bad Waldsee und der Krankenpflegeverein Reute-Gaisbeuren hatten gemeinsam zu diesem Vortrag ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen. „Ich will keine 20 mehr sein – Lust und Last des Älterwerdens“.

Ein Thema, das uns früher oder später alle angeht, entsprechend bunt gemischt war das Publikum. Längst nicht nur Senioren waren der Einladung gefolgt, allerdings waren die Frauen weit in der Überzahl. Eine oft beobachtete Tendenz, die symptomatisch für die Sache mit dem Älterwerden steht. Denn die Chance auf ein gutes Altern hat derjenige, so Dr. Beate Weingardt, „der geistig rege und beweglich bleibt, der auch mal Neues ausprobiert und nicht nur an seinen Gewohnheiten festhält, der Kontakte und Beziehungen auch außerhalb der Familie pflegt.“ Und in diesen Dingen sind Frauen aufgeschlossener als Männer.

In ihrer pragmatischen Art, geradeheraus und ohne etwas zu beschönigen, verglich sie das Älterwerden früher, als die Alten bis zum Ende Teil des familiären und gesellschaftlichen Lebens waren. Mit heute -. Großfamilien, lebendige Dörfer mit Wirtschaften, Läden, Handwerkern, Backhaus und anderen Treffpunkten – sie sind rar geworden, viele Alte verbringen ihre Zeit isoliert. Apropos Alte – das Wort ist verpönt. Man spricht von Senioren oder älteren Menschen, niemand will so alt aussehen wie er ist. „Alt sein wird in unserer Gesellschaft dargestellt wie etwas, was man unbedingt vermeiden sollte.“

Ebenso verhält es sich mit dem Tod. „Der Tod wird totgeschwiegen bis zum Schluss“, weiß Beate Weingardt aus ihrer langjährigen Erfahrung. „Aber so kann es kein gutes Abschiednehmen werden.“ Nach gut zwei Stunden gab es kräftigen Beifall für die Referentin. „Lang, aber nicht langweilig“, resümierte Dr. Konstantin Eisele für den Krankenpflegeverein Reute-Gaisbeuren. „Humorvoll und wohltuend haben Sie fürs Alter Mut gemacht. Wir nehmen sehr viel mit heute Abend.“

 

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