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10.08.2016
Kinder-Jugend-Familie

Über das Jordanbad nach Rom – des Wassers wegen

BIBERACH - Er pilgert zu Fuß vom Neckar an den Tiber, um auf die weltweite Verschmutzung und Verknappung des Trinkwassers aufmerksam zu machen: Im Biberacher Jordanbad tankte Steffen Pfeiffer auf.

Steffen Pfeiffer kann gut zuhören. Im Garten der Wohngruppe Simon auf dem Gelände des Jordanparks direkt hinter der Sinn-Welt berichten ihm Ottmar Dettling (56) und Alexander Kleinherz (59) von ihrer Arbeit in den Werkstätten für behinderte Menschen der St. Elisabeth-Stiftung.

Er redet aber auch gerne, schließlich hat er eine Mission. Was bewegt den aufgeklärten Menschen des 21. Jahrhunderts, der durchschnittlich gerade mal 400 bis 800 Meter am Tag zu Fuß geht, freiwillig und ohne Not rund 2100 Kilometer durch Süddeutschland, die Schweiz und Italien zu marschieren?  Im Falle von Steffen Pfeifer (49) ist es die Sorge um unser wichtigstes Lebensmittel: das Wasser. Er möchte durch seine Pilgerreise darauf aufmerksam machen, dass weltweit fast eine Milliarde Menschen keinen direkten Zugang haben zu sauberem Trinkwasser.

Am 29. Juli startete er in Freiberg am Neckar und erreichte am 6. August auf dem Martinusweg das Jordanbad in Biberach. Ehe er über Bad Waldsee und Konstanz in die Schweiz weiterwanderte, hat er am Jordanbad Männer aus der Wohngruppe Simon des Heggbacher Wohnverbunds und Franziskanerin Schwester Yvonne Baumann getroffen.

„Wasser ist die Lebensquelle des Jordanbades, das seinen Ursprung hat im bereits 1270 erwähnten Wasacher Hof“, erklärt Sr. Yvonne. Nachdem die Kreuzritter aus dem Heiligen Land zurückkehrten erscheint in der Chronik zum ersten mal das Wort „Jordan“. 1889 kam das Gelände in den Besitz der Franziskanerinnen von Reute. Sie lernten von Pfarrer Kneipp Anwendungen, die auf und unter die Haut gehen. Seit  32 Jahren fördert man aus tausend Metern Tiefe 47 Grad warmes schwefel- und fluoridhaltiges Wasser und baute die Therme aus.

 

Die Energie des Wassers erlebbar machen

„Beim Gang durch die Sinn-Welt, die zu unserer Akademie für Gesundheit und Entwicklung gehört,  kann man Wasser mit allen Sinnen wahrnehmen“, schwärmt Schwester Yvonne. „Wir zeigen den Gästen etwa, wie ein Strudel entsteht und machen die Energie des Wassers erlebbar. Schließlich ist  ein Teil der Schöpfungsgeschichte Thema“, ergänzt die Pädagogin.

Selbstredend spielt im Parkhotel am Jordanbad und im Pflegeheim am Jordanpark Wasser eine wichtige Rolle. Auch in der Kirche St. Johannes ist das Tauf- und Weihwasser ein wichtiges Element. Schwester Yvonne, die seit elf Jahren im Jordanpark wohnt und arbeitet, empfindet das Wasser als Kraftquelle für Geist, Leib und Seele. „Es ist so eine Art Tankstelle für mich“, erklärt die Schwester dem Pilger, dessen Ziel Rom ist. Er hofft am 29. September, seinem fünfzigsten Geburtstag, dort dem Heiligen Vater eine Flasche Wasser überreichen zu dürfen, die er seit einer 2015 am Nordkap begonnenen Tour an Brunnen, Flüssen und Seen auffüllt.

 

Ottmar Dettling und Alexander Kleinheinz wollen mit nach Rom

Am Reichenbach hat er zwei Assistenten. Ottmar und Alexander waren mit dem Rom-Pilger zuvor bereits durch kalte Wasser am Kneippbecken entlang gestapft und helfen nun beim Einfüllen des Wassers. Am liebsten würden die beiden Steffen Pfeiffer nach Rom begleiten. Ottmar Dettling war sogar schon einmal dort. Aber beim Gedanken, alles zu Fuß gehen zu müssen, begnügen sie sich doch damit, ihm alles Gute für seinen Weg zu wünschen, den Pfeiffer derzeit anhand der  Markierungen auf  Martinus- und Jakobsweg findet.  Auf 7000 Kilometern vom Nordkap nach Santiago de Compostela hat er viel Erfahrung gesammelt.

Auf die Frage, warum er eine Audienz beim Papst erhofft, meint er, Franziskus habe in seiner Enzyklika „Laudato si“ die Umwelt in den Mittelpunkt gestellt und postuliere, dass Wasser ein Menschrecht sei. Wenn Pfeiffer, der sich mit seinem Verein Watersharing e.V. (www.walk4water.eu) vehement gegen die Privatisierung von Wasser einsetzt, heil in Rom angekommen ist, visiert er ein noch entfernteres Ziel an: Mekka.      

 

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