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31.05.2013
Hospiz Haus Maria, Biberach

„Unsere Gäste wollen noch am Leben teilnehmen“

Wie lang verweilen die Gäste im Durchschnitt im Hospiz? Gibt es eine Warteliste? Welche Anforderungen werden an die ehrenamtlichen Helfer gestellt? Mitglieder der Hospiz- und Sitzwachengruppe Filderstadt haben am Dienstag das Biberacher Hospiz „Haus Maria“ der St. Elisabeth-Stiftung besucht. Die Fragen der ehrenamtlich Aktiven hat Hospizleiter Tobias Bär beantwortet. Der Kontakt zur Filderstädter Hospizgruppe kam über Katharina Kiewel,die Leiterin des Geschäftsbereichs der Altenhilfe der St. Elisabeth-Stiftung zustande. Katharina Kiewel hat bis vor vier Jahren eine Altenhilfeeinrichtung auf den Fildern geleitet.

„Die Menschen, die wir hier betreuen, nennen wir Gäste“, sagt Hospizleiter Bär. „Und wir behandeln sie auch wie Gäste.“ Am Morgen schauen die Mitarbeiter vorsichtig nach, wer schon wach ist, berichtet Bär. Der Tag im Hospiz beginnt mit der Frage: Erst Körperpflege oder erst Frühstück? im Hospiz bestimmen die Gäste Ihren Tagesablauf selber. Der Hospizleiter und seine Mitarbeiter sind froh, dass das „Haus Maria“ mitten im Zentrum von Biberach liegt. „Unsere Gäste wollen noch am Leben teilnehmen“, sagt Bär. Sie sitzen gern in den Cafés der Stadt, mittwochs und samstags freuen sie sich am Wochenmarkt.

 

Das Biberacher Hospiz hat acht Plätze. Im vergangenen Jahr hat es 95 Gäste aufgenommen im Alter von 34 bis 96 Jahren, berichtet Bär. Im Durchschnitt haben die Gäste 30 Tage im Hospiz verbracht. Ob auch schon mal jemand aus dem Hospiz wieder nach Hause gegangen ist, will einer der Besucher aus Filderstadt wissen. Ja, das hat es auch schon gegeben, sagt der Hospizleiter. Acht Personen warten derzeit auf einen Hospizplatz. Die Plätze im Hospiz werden nach Dringlichkeit vergeben, sagt Bär. „Und nicht nur an katholische Gäste, wie viele Menschen irrtümlich glauben.“

 

Ein Tag für die Verabschiedung

 

Ob auch Muslime oder Buddhisten kommen dürfen, fragt ein Mitglied der Besuchergruppe. „Noch hatten wir keinen Muslim oder Buddhist als Gast“, sagt Hospizleiter Bär. „Aber wir freuen uns darauf – das wird ein Gewinn für unser Haus.“ Ein anderer Besucher will wissen, wie lang die Verstorbenen nach dem Tod im Haus bleiben. „In der Regel bleibt ein Tag Zeit für die Verabschiedung“, sagt Bär. So lange brennt eine große, weiße Kerze, deren Flamme von weit her im Fenster des Hospizes zu sehen ist. Im Raum der Stille gibt es für jeden verstorbenen Gast eine Abschiedsfeier. Im Gedenkbuch hinterlassen die Angehörigen Texte und Fotos. Das Pult mit dem Gedenkbuch ist für Hospizleiter Bär der wichtigste Ort im Haus. Hier steht er oft, blättert in den Seiten und denkt an verstorbene Gäste.

 

Die ehrenamtlich aktiven Besucher aus Filderstadt fragen auch nach den Anforderungen an die ehrenamtlichen Mitarbeiter im Hospiz. Am Anfang der Mitarbeit steht immer ein Praktikum an drei aufeinander folgenden Tagen, berichtet Bär. Für die Interessenten sei das zwar oft schwierig zu organisieren. Aber im Hospiz wisse man dann: Die meinen es ernst. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter sollen lernen auf die Gäste eingehen können – nicht den Gästen ihre eigenen Vorstellungen überstülpen, sagt der Hospizleiter. Deshalb schließt das Hospiz auch mit den Helfern eine schriftliche Vereinbarung, so dass die Zusammenarbeit auf eine, für beide Seiten, verbindliche Basis gestellt ist. „Kontinuität ist hier sehr wichtig“, betont Bär. Den  Ehrenamtlichen von der Hospizgruppe Filderstadt wünscht er viel Kraft und dass sie viel Dank zurückbekommen. Für Bär steht fest: „Wer ernsthaft in der Hospizarbeit tätig ist, der profitiert viel mehr als er gibt.“

 

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