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08.09.2014
Wohnpark am Schloss, Bad Waldsee

Eine andere Sicht auf die Dinge des Alltags

BAD WALDSEE – Die Fotoausstellung mit dem Titel „Auffällig unauffällig“ von Ursula Willershausen ist seit Sonntag im Wohnpark am Schloss zu sehen. Die Hobbyfotografin mit Hauptwohnsitz bei Madrid zeigt im Foyer 60 Arbeiten, die unter der Sonne Spaniens, in Bad Waldsee und an vielen weiteren Orten dieser Welt entstanden sind. Die gelernte Sprachlehrerin und Dolmetscherin arbeitet bis heute nahezu ausschließlich mit analoger Technik - lediglich zwei Werke fotografierte sie mit einer Digitalkamera.

Ursula Willershausen hat zweifelsohne einen guten Blick für die unauffällige Schönheit des Alltäglichen, für das überraschende Zusammenspiel von Formen und Farben, das häufig unerwartet abstrakte Bilder entstehen lässt. Die dreifache Mutter und vierfache Großmutter zeichnet zudem eine besondere Wahrnehmung von Strukturen aus, die sich auf den Kopf gestellt oder gespiegelt neu zu erfinden scheinen. Sie fotografiert einen Holzstapel zwar frontal, gerahmt ist das Foto jedoch hochformatig. Und der Betrachter rätselt, um welches Motiv es sich hierbei handeln könnte.

Oder beim Werk mit dem Titel „Filigranas“ in bewährter Schwarz-Weiß-Technik: Dass dies ursprünglich einmal leuchtend orangefarbene Lampionblüten waren, die inzwischen aber verblüht sind, erkennt man erst auf den zweiten Blick. Und wer kommt schon darauf, dass die Natur vor der eigenen Haustüre auch durch deren Glaseinsatz abgelichtet werden und dadurch für zauberhafte Momente sorgen kann? Diese Aufzählung ließe sich beim Rundgang durchs Wohnpark-Foyer munter fortsetzen, denn mit nahezu jeder Fotografie gibt Ursula Willershausen dem Zuschauer ein Rätsel auf.

Sie bildet die natürliche Geometrie großformatig ab und ermöglicht damit eine völlig neue Sicht auf die Dinge des Alltags. Willershausen: „Es geht mir eben nicht darum, was es ist, sondern wie ich es sehe.“ Deshalb ermunterte Wohnparkleiterin Heidi Schreiber die Besucher bei der Vernissage, „sich auf Spurensuche zu begeben und beim einen oder anderen Bild ein kleines Ratespiel daraus zu machen. Sie werden sehen, es lohnt sich.“ Dank dieser Herbstausstellung werde der Wohnpark erneut zu einem „Ort der Begegnung vieler Menschen, die miteinander ins Gespräch kommen“.

Dominik Souard stellte bei der Eröffnung das fotografische Werk Ursula Willershausens vor, nachdem sie vor einigen Jahren bereits Fotografien in der Stadtbuchhandlung zeigte. „Sie hat diesen Blick für Details, für Strukturen, unerwartete Spiegelungen und Reflexionen. Ihre Kunst liegt nicht in der Bearbeitung und dem künstlichen Arrangieren von Gegenständen, die dann ihre Wirkung entfalten sollen. Sie bildet die Realität ab, nimmt den gegenwärtigen Moment, spiegelt ihn, verfremdet, verändert die Perspektive, lässt Weiteres am Bildrand weg, nimmt den Ausschnitt, setzt ihn neu zusammen und formt dadurch etwas Neues, Eigenständiges, Authentisches“, so der Buchhändler dazu.

Und die Hobbyfotografin bleibe sich zudem auch technisch treu, betonte Souard. „Sie hat eine Nikon F 65, ein einfaches, analoges Modell, ähnlich wie die erste Kamera, die sie benützt hat. Mit einer digitalen Kamera hat sie sich nur mit zwei Fotos versucht. Dieses Authentische, Einfache, Ursprüngliche, das analoge Echte: Dazu steht sie inhaltlich mit ihrer Technik. Die Aufnahmen werden technisch nicht verfremdet, es findet kein weiterer Effekt am Computer statt. Die Bilder sind so, wie sie fotografiert werden, genau in diesem Moment entstanden, das macht diese Authentizität aus, das ist ihr Zugang zur Realität. ’Auffällig unauffällig’ eben, wie auch der Titel dieser Ausstellung lautet.“

Und es liege im Ermessen des Betrachters, die Schönheit der Dinge in den Fotografien von Ursula Willershausen zu erkennen. Souard: „Wir alle sind umgeben von Schönheit und tragen diese auch in uns. Schön, dass diese Ausstellung eine solche neue Sicht auf die Dinge ermöglicht und uns auf ganz individuelle Gedankenreisen schickt.“

Zu sehen ist die Ausstellung im Foyer des Wohnparks bis 11. Januar 2015. Geöffnet ist täglich von 9 bis 19 Uhr.

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