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24.04.2017
Wohnpark am Schloss, Bad Waldsee

Michaela Munding, René Auer und die Musik

BAD WALDSEE – Der Wohnpark am Schloss ist bis Ende Juni Gastgeber einer Doppelausstellung zum Jubiläum „190 Jahre Stadtkapelle“. Unter dem Motto „MusikArtig“ zeigen die Waldseer Künstler Michaela Munding und René Auer im Foyer 40 klein- und großformatige Arbeiten, die allesamt die Musik zum Thema haben. Bei der Vernissage am Freitagabend drängten sich mehr als 200 Besucher aller Altersklassen in der Seniorenwohnanlage.

Heidi Schreiber war hoch erfreut über diesen außergewöhnlich guten Zuspruch. „Hier begegnen sich heute sehr verschiedene Generationen an der ’Tankstelle Kunst’ in Waldsees schönster Galerie“, so die Wohnparkleiterin bei ihrer Begrüßung. Weil Michaela Munding (25) und René Auer (82) mehr als ein halbes Jahrhundert voneinander trennen, trafen bei der Eröffnung ihre jeweiligen „Fanclubs“ aufeinander. Heidi Schreiber betonte, dass Kunstausstellungen „Leben ins Haus bringen, zum Nachdenken anregen, für Gesprächsstoff sorgen und ideologische Barrieren abbauen helfen“. Nach ihrer Erfahrung profitieren Ältere nicht nur im Bereich der Kunst von der „Spontanität der Jugend“, während die Jüngeren auf die „Lebenserfahrung der Senioren“ vertrauen können.

Als Laudatorin ergriff danach Birgit Fuchs vom Trio „Saitencocktail“ das Wort. Einfühlsam stellte die Zitherspielerin die beiden Künstler vor, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind und auch verschieden arbeiten. „Die eine groß und bunt, der andere klein und schwarz-weiß. Die eine ein junger Hüpfer, der andere ein alter Hase. Sie malt aus der Emotion heraus, er hat seine ’Hirnschrift’ im Kopf vorher fertig“, so Fuchs dazu. Und doch könne der Betrachter bei genauem Hinsehen viele Gemeinsamkeiten entdecken: „Beide sind Waldseer, beide verbindet die Liebe zur Musik, beide sind Grafiker mit guter Beobachtungsgabe und Liebe zum Detail und beide besitzen großes künstlerisches Talent verbunden mit dem Mut, nicht nur im stillen Kämmerlein zu malen, sondern auch auszustellen.“

Die großformatigen Arbeiten der Grafikdesignerin Michaela Munding im Wohnpark sind visualisierte Musikstücke, die sie passend zu Werken aus Klassik, Pop, Alternative oder Electro gemalt hat. Fuchs: „Es gibt die harten Schnitte und Kanten ebenso wie die weichen. Sie hat intuitiv die Themen ihrer Generation verarbeitet.“ Viele deshalb farbenfroh - einige auch dunkler. Dank ihrer Arbeiten hat erstmals Multi-Media Einzug gehalten im Wohnpark: Mit Hilfe von MP3-Playern kann der Betrachter die dem jeweiligen Bild zugrundliegende Musik anhören und deren Entstehung auf diese Weise nachspüren.

„Sie sind einfach ein Genie!“ Mit diesen Worten wurde René Auer am Freitag für sein Lebenswerk gewürdigt. Birgit Fuchs räumte ein, „total geplättet“ gewesen zu sein von der „ungeheuren Vielfalt“ seiner Arbeiten. „Was er alles gemacht hat in seinem Künstlerleben ist unglaublich!“, so Fuchs dazu weiter. Sie nannte ihn ein „rastloses Arbeitstier“ geprägt von „Disziplin, Geradlinigkeit, Verlässlichkeit, Präzision, handwerklichem Können und Humor“.

Viel Witz kommt in seinen Grafiken zu Musiksymbolen und vor allem in seinen Karikaturen zu Musikinstrumenten durch. Wenn er einen „Organisten“ mit Verweis auf dessen „Organe“ darstellt und den von St. Peter zudem als Fisch zeichnet, weiß jeder Waldseer, wer gemeint ist. Eine Blockflötenspielerin hält bei René Auer ein Instrument in der Hand, das durch einen schweren „Stein-Block“ an Gewicht zulegt. Dass zu einem „Schimmel“-Flügel ein weißes Pferd gehört und dass eine Pauke mit Zapfhahn durchaus zum Fassanstich taugen könnte - interessant! Nur ein einziges Bild hat einen kleinen Farbtupfer erhalten: Der „TRUMPeter“ trägt einen knallgelben Haarschopf und im Instrument startet ein Kampfjet...

In den Pausen gefiel das Saxophon-Sextett unter Leitung von Dirigent Joachim Weiss. Die sechs Saxophonisten Melanie Bukowsky, Monika Lupfer, Nicole Schellhorn, Paul Auer, Rainer Bucher und Stefan Mutter durften deshalb auch nicht ohne Zugabe von der Bühne.

Im Rahmen dieser Doppelausstellung findet das nächste „Ortsgespräch“ am Dienstag, 13. Juni, im Wohnpark am Schloss statt. Ab 19.30 Uhr interviewt Dirk Haselbacher Johannes (Johnny) Warth im Foyer. Der Schauspieler, Entertainer und Komödiant machte seine ersten musikalischen Erfahrungen als Schlagzeuger bei der Stadtkapelle. Johnny Warth moderiert die Finissage der Doppelausstellung am Sonntag, 25. Juni, im Wohnpark (11 Uhr). Dabei werden einige Arbeiten von Michaela Munding und René Auer versteigert. Der Erlös kommt einem sozialen Projekt in der Kurstadt zugute.

 

INFO: Zu sehen ist die Ausstellung im Wohnpark am Schloss in der Steinacher Straße 70 bis 25. Juni - täglich von 9 bis 19 Uhr. Die MP3-Player zum Betrachten von Michaela Mundings Arbeiten können im Café gegen eine Pfandgebühr von fünf Euro ausgeliehen werden.

 

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