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09.06.2017
Hospiz Schussental

„Mir hat die Atmosphäre hier so gut gefallen“

RAVENSBURG – Laura Faiß studiert Medizin in Innsbruck. Für ihr Praktikum hat sie sich das Hospiz Schussental in Ravensburg ausgesucht – nicht gerade eine typische Wahl für eine Medizinstudentin.

Laura Faiß hat bei ihrem Praktikum in alle Bereiche hineingeschnuppert, hier holt sie gerade frische Wäsche vom Wäschewagen. Foto: Elke Oberländer/St. Elisabeth-Stiftung

Sie sagt, sie wolle auch die Pflege kennenlernen. Hospizleiter Thomas Radau freut sich sehr darüber. „Die Professionen bewegen sich normalerweise nur im eigenen Dunstkreis“, sagt er. Dabei könnten Medizin und Pflege vom intensiven Austausch sehr profitieren.

Das Hospiz Schussental war Laura Faiß schon vor ihrem Studium ein Begriff. Die 22-jährige kommt aus Weingarten. Nach der Schule hat sie ein Freiwilliges Soziales Jahr beim DRK Ravensburg gemacht und anschließend neun Monate hauptamtlich beim Rettungsdienst gearbeitet. Zu den Einsätzen dort zählten auch Krankentransporte. Dabei ist sie auch ins Hospiz gekommen. „Mir hat die Atmosphäre hier so gut gefallen“, erzählt Laura Faiß. „Man fühlt sich hier gleich wohl.“

 

Was sie damals am meisten beeindruckt hat: Wenn sie mit einem Krankentransport gekommen ist, war immer sofort jemand da, der den neuen Gast aufgenommen hat. „Man hat gemerkt: Der Patient ist willkommen und wird hier nicht nur abgestellt“, berichtet Laura Faiß. An diese positiven Erfahrungen hat die Studentin sich erinnert, als es um die Wahl eines Praktikumsplatzes ging. Das Hospiz Schussental würde sie auch ihren Studienkollegen sehr empfehlen. „Ich war nie der Praktikant, der die unbeliebten Tätigkeiten machen muss.“

 

„Die Zusammenarbeit im Team hat mich völlig begeistert“, berichtet sie. „Ich hatte immer das Gefühl, dass man mich wirklich brauchen kann.“ Sie hat Essen hergerichtet und in die Zimmer gebracht, hat den Gästen beim Gang zur Toilette geholfen, beim Waschen und beim Baden, hat in den Nachbargebäuden die Post geholt und im Krankenhaus St. Elisabeth Besorgungen gemacht, hat sich mit den Gästen unterhalten, mit ihnen Karten und Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt – von allem etwas.

 

„Ich habe immer gewusst, ich kann mich auf sie verlassen wie auf eine Altenpflegeschülerin im fortgeschrittenen Lehrjahr“, sagt Hospizleiter Radau. Im Hospiz hat Laura Faiß erlebt, was Pflege leisten kann: „Es ist schön, wie Patienten, denen es eigentlich richtig dreckig geht, noch Freude haben und noch mitlachen können“, sagt sie. Radau sieht es so: „Man lernt Haltung im Umgang mit Schwerkranken. Und Zeit zu verbringen mit jemand, der stirbt – das kann man im Hospiz sehr gut lernen.“

 

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