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13.11.2019
Berufliches Bildungszentrum

Werkstattverbund feiert 10 Jahre BBZ

BIBERACH - Impulse zum Thema Inklusion, kesse Einlagen und viel Ermutigung: Mit einem kurzweiligen Festakt hat das Berufliche Bildungszentrum (BBZ), Teil des Heggbacher Werkstattverbundes der St. Elisabeth-Stiftung, sein zehnjähriges Bestehen gefeiert.

Über 10 Jahre BBZ freuten sich Petra Alger, Sozialdezernentin des Landkreises Biberach, Alexander Weiß, Bereichsleiter Teilhabe & Bildung des Heggbacher Werkstattverbunds, Roland Hüber, Leiter des Heggbacher Werkstattverbunds, Christian Geier, Leiter des BBZ, Peter Wittmann, Vorstand der St. Elisabeth-Stiftung und Jo Brösele, der mit Charme und Schalk durch die Veranstaltung führte. Foto: Jürgen Emmenlauer/St. Elisabeth-Stiftung

773 Teilnehmende sind es bislang, Langzeitarbeitslose zumeist, welche die individuell abgestimmten Maßnahmen des BBZ in den Bereichen Aktivierung und Qualifizierung durchlaufen haben. 188 der Teilnehmenden wurden bis heute  erfolgreich in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Dazu kommen noch einmal über 500 Teilnehmende mit Beeinträchtigungen, die den Berufsbildungsbereich absolviert und danach in einer der Werkstätten für behinderte Menschen oder einer Werkgemeinschaft eine Arbeit gefunden haben. Das ist die bisherige Bilanz des aktuell an vier Standorten in Biberach, Laupheim und Ehingen präsenten BBZ. Leiter Christian Geier stellte die Zahlen in seinem Kurz-Referat vor, das in chronologischer Form die Entwicklung der Einrichtung nachzeichnete. Derzeit kümmern sich dort 24 Mitarbeitende in acht laufenden Maßnahmen um 145 Teilnehmende.
„Unser vielseitiges Engagement im Bereich der beruflichen Bildung kann sich sehen lassen“, befand Peter Wittmann, der Vorstandssprecher der St. Elisabeth-Stiftung. Petra Alger, Sozialdezernentin des Landkreises Biberach, und Ralf Gleißner, Rehaberater der Agentur für Arbeit, bestätigten diese Einschätzung in ihren Grußworten. Die Zusammenarbeit klappe hervorragend, hob Gleißer hervor, die Einrichtung sei „ein wichtiger Lotse in den Arbeitsmarkt“, befand Alger. Sie strich die Erfolge bei der Vermittlung von Menschen mit Suchtkrankheiten heraus, die landesweit Beachtung gefunden hätten.
Dass der Festakt nicht allein nachdenklich machte, sondern auch eine ausgesprochen heitere Note bekam, dafür sorgte Jo Brösele. Roland Hüber, Geschäftsbereichsleiter des Heggbacher Werkstattverbundes, hatte den Comedian, der mit Charme und Schalk durch das Programm führte, den Mitarbeitern des Beruflichen Bildungszentrums, so wörtlich, als „Geschenk“ überreicht, freilich nur auf Zeit. Brösele entpuppte sich rasch als lebende Wundertüte. Er revanchierte sich bei Hüber mit einer live angefertigten Karikatur, ließ das große Plenum „Freude schöner Götterfunken“ mit Glocken intonieren, animierte es zum Chorgesang und konnte dabei in strahlende Gesichter blicken. Auch die zwischendrin eingeflochtenen Beiträge der Bruno-Frey-Musikschule kamen sehr gut an.
Hüber hatte in seiner Begrüßung auf den hohen Stellenwert von Bildung abgehoben und ihre Wichtigkeit sowohl für unsere Gesellschaft als auch für jeden Einzelnen. „Bildung“ sei der Erfolgsfaktor schlechthin. Mit der Erwähnung, dass das Berufliche Bildungszentrum bereits 2011 den vom Baden-Württembergischen Sozialministerium verliehenen „Innovationspreis Integration“ eingeheimst hat, war dann die Überleitung zum Festvortrag gelegt.
Sonderpädagogik-Professor Erhard Fischer, Emeritus der Julius-Maximilian-Universität Würzburg, referierte über das „Inklusion“ aus wissenschaftlicher Sicht. Tenor: Anders als noch zu Beginn seiner Laufbahn gedacht, gelte der Ansatz mittlerweile durchaus als erfolgversprechend, wobei dies stark abhängig sei vom jeweiligen Individuum. Immerhin 80 Prozent einer untersuchten Gruppe von 300 Personen mit Beeinträchtigungen habe auf dem ersten Arbeitsmarkt über einen längeren Zeitraum Fuß fassen können.
„Allerdings müssen dazu eine ganze Reihe an Voraussetzungen erfüllt sein“, sagte Fischer einschränkend und nannte bei den Aspiranten in erster Linie eine hohe Motivation sowie ihr soziales und ihr Arbeitsverhalten. Dagegen würden ihre kognitiven Kompetenzen weitaus weniger stark ins Gewicht fallen als vielfach vermutet. Und: „Viele Dinge entwickeln sich oft erst beim praktischen Versuch, etwa während eines Praktikums“, erläuterte der Pädagoge. „Sie ruhig einiges ausprobieren lassen“, lautet daher sein dringender Ratschlag. Dass bei Menschen mit Behinderung der Wunsch nach einem „selbstbestimmten Leben“ steige und sie zunehmend „mehr Regiekompetenz“ beanspruchten, dürfe nicht ignoriert werden. Die Arbeitgeberseite wiederum müsse stark auf die Nachhaltigkeit der Zusammenarbeit achten und die soziale Integration in die Belegschaft befördern.

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