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21.07.2020

Fotoausstellung: „Elia in zwei Welten“

BAD WALDSEE – Das Corona-Virus legt heuer auch das geplante Veranstaltungsprogramm im Waldseer Wohnpark am Schloss auf Eis. Mit einer Ausnahme: Im Foyer der Seniorenwohnanlage ist derzeit eine neue Fotoausstellung mit dem Titel „Elia in zwei Welten“ zu sehen. Der Fotograf Markus Leser hat dafür nach dem behördlich angeordneten „Shutdown“ Ende März/Anfang April das Kleinkind Elia mit seiner Mutter durch die menschenleere Kurstadt begleitet und die durchweg surrealen Situationen in Farbfotos festgehalten.

Das kleine Virus hat unser aller Leben gehörig durcheinandergewirbelt und auch im beschaulichen Bad Waldsee soziale und wirtschaftliche Probleme aufgeworfen. Corona bestimmt seit Mitte März das gesamte private und öffentliche Geschehen, obwohl es tatsächlich für niemanden sichtbar und daher auch nicht zu greifen ist. Und gerade diesen Widerspruch hat Markus Leser mit seiner Kamera herausgearbeitet. Die Hauptrolle auf seinen Fotos spielt neben einem rechteckigen Spiegel als Gestaltungsmittel der eineinhalbjährige Elia Barczyk, Urenkel des langjährigen Waldseer Stadtarchivars Michael Barczyk.
„Das Virus ist da, aber dadurch sind plötzlich keine Menschen mehr da - und diese Surrealität habe ich versucht, mit Hilfe eines Spiegelbildes einzufangen“, erläutert der Fotokünstler. Die gespenstische Leere auf den Straßen und Plätzen Waldsees oder auch in öffentlichen Räumen nimmt folgerichtig die größte Fläche ein auf seinen Fotos. Der Mensch in Gestalt des Kleinkindes wird durch das Infektionsgeschehen bildlich klein gemacht, an den Rand gedrängt - zu sehen ist Elia deshalb meist erst auf den zweiten Blick im Spiegel, der wie beiläufig irgendwo anlehnt und der Szenerie gewissermaßen eine zweite Ebene verleiht. Sehenswert!
Elias Mutter, Lea Barczyk, war bei den Fotosessions an menschenleeren Orten wie am Stadtsee, in einem Bus oder in einem Friseurgeschäft immer an der Seite ihres Sohnes. Zitate und Gedicht bekannter Schriftsteller begleiten die Ausstellung im Wohnpark am Schloss - damit bekommt der Betrachter doppelten Zugang zu diesen Fotos aus einer komplizierten Zeit.
„Für mich hatte dieses ’Corona-Fotoprojekt’ tatsächlich etwas Befreiendes, weil ich dadurch besser realisieren konnte, was dieses fiese Virus mit uns allen eigentlich angestellt hat“, sagt Markus Leser. Als freiberuflich tätiger Fotograf bekam er die Probleme nach dem „Shutdown“ am eigenen Leib zu spüren, weil Veranstaltungen gecancelt wurden und ihm dadurch ein Großteil der Einnahmen weggebrochen sind. Infohinweis:
Zu sehen ist die Fotoausstellung im Foyer des Wohnparks am Schloss bis Anfang November täglich von 10 bis 19 Uhr. Die Fotos können käuflich erworben werden, eine Liste liegt aus.

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