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29.09.2022

Hospiz-Team und Angehörige nehmen gemeinsam Abschied

LEUTKIRCH - Einmal im Jahr gestaltet das Hospiz Ursula der St. Elisabeth-Stiftung eine Gedenkfeier für alle seine verstorbenen Gäste. Das Hospiz in Leutkirch gibt es seit dem Sommer 2019. Wegen der Corona-Pandemie konnten in den ersten beiden Jahren die Angehörigen nicht an der Gedenkfeier teilnehmen. Das haben alle Beteiligten sehr bedauert. Jetzt haben erstmals Hospiz-Team, Angehörige und Freunde zusammen der verstorbenen Hospizgäste gedacht.

Ein leuchtend gelber Bienenkorb, ein Sonnenaufgang in den Bergen, Waldbäume, Autos, viele Schmetterlinge und Blumen: Für jeden der 34 Gäste, die im vergangenen Jahr im Hospiz Ursula in Leutkirch verstorben sind, hat ein Mitglied des Hospiz-Teams liebevoll eine Astscheibe bemalt - mit Motiven, die an die individuellen Freuden und Vorlieben der Verstorbenen erinnern. „Unsere Gäste sind so vielfältig“, sagt Hospizleiterin Evelyn Mauch. „Jeder geht seinen Weg auf seine Weise.“ Die einen hätten nur kurz im Hospiz verweilt, andere seien mehrere Monate geblieben.

„Jeder hinterlässt seine Spuren bei uns“, sagt Mauch. Deshalb sei es auch für das Hospiz-Team wichtig, sich noch einmal ganz bewusst von jedem Gast zu verabschieden. Und sie seien alle sehr froh, dass sie in diesem Jahr gemeinsam mit Angehörigen sowie Freundinnen und Freunden der verstorbenen Gäste den Abschied begehen dürfen. Mehr als 40 Personen haben sich im Foyer des ehemaligen Krankenhauses in Leutkirch versammelt. „Menschen, die sich miteinander vertraut gemacht haben, trauern, weil sie einander loslassen müssen“, Mitarbeiterin für psychosoziale Begleitung im Hospiz. „Trauer ist ja Liebe. Nichts anderes.“

In der Mitte liegen die Erinnerungsbücher, in denen jeder einzelne Gast verzeichnet ist. Daneben steht die große Kerze, die im Hospiz immer dann entzündet wird, wenn jemand gestorben ist. Pflegedienstleiterin Dorothee Braig liest die Namen der Verstorbenen vor. Währenddessen zünden Hospiz-Mitarbeiterinnen an der großen Kerze kleine Lichter an und stellen sie jeweils zur bemalten Holzscheibe. Carolin Otto und Alexander Wachter begleiten die berührende Trauerfeier mit Stimme, Gitarre, Querflöte und Cajon. Zufällig schlägt gerade jetzt ein bunter Drachen seine Kapriolen am Himmel, verfolgt von zwei kleinen Kindern auf dem Rasen hinter dem Gebäude.

„Bei den einen ist der Abschied schon lange her, bei den anderen noch ganz frisch“, sagt Hospizleiterin Mauch. „Der Schmerz ist bei allen gleich und doch so verschieden, jeder trauert auf seine ganz eigene Weise.“ Die Gedenkfeier endet mit Kaffee und Zopfbrot. Angehörige und Hospiz-Team freuen sich an der Gelegenheit zum Austausch.

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